Die Statistiker von Eurostat, dem Statistischen Amt der EU, haben die Preisniveaus in europäischen Ländern verglichen. Unter die Lupe genommen wurden sowohl die 28 EU-Länder als auch Staaten wie Norwegen und die Schweiz, die zwar in Europa liegen, aber nicht Mitglied der Europäischen Union sind.
Kekse und Schweinebraten, Shampoo und Instantkaffee, Heftpflaster und Autoreifen, Bleistifte und Kinokarten: Die Statistiker ermittelten jeweils, wie viel Geld die Einwohner eines Landes für eine feste Auswahl an Waren und Dienstleistungen bezahlen müssen. Den Preis für den „repräsentativen Warenkorb“ verglichen sie anschließend mit dem Preis-Durchschnitt in der EU.
Der Statistik-Check umfasst sechs Kategorien – von Nahrung, Alkohol und Tabak über Kleidung und Unterhaltungselektronik bis zu privatem Transport und Ausgaben in Hotels und Restaurants.
Je nördlicher, desto teurer?
Ein allgemeiner Trend: Je weiter man nach Norden kommt, desto mehr Knete braucht man zum Leben. Doch ein Land tanzt da aus der Reihe. Welches das ist und welche weiteren zu den teuersten zählen, zeigt die Bildergalerie unten.
Und so viel sei schon mal vorab verraten: Deutschland landet auf Platz 13 im Ranking der teuersten Länder. Gar nicht mal so schlecht – zumindest aus Verbrauchersicht. Denn im Vergleich zu unseren Nachbarn kommen wir relativ günstig weg, nicht nur was die Preise für Lebensmittel betrifft. Anderswo ist es teurer:
Platz 13: Deutschland
Glück gehabt: Das Leben in Deutschland ist vergleichsweise billig – im Verhältnis zu den übrigen Ländern in Europa. Das Preisniveau in der Bundesrepublik liegt mit 1,5 Prozent nur leicht über dem Durchschnitt der EU. Das bedeutet, die Deutschen bekommen für ihr Geld deutlich mehr als die Bewohner ihrer direkt angrenzenden Nachbarländer – mit zwei Ausnahmen: Polen und Tschechien. In diesen beiden Anrainerstaaten ist das Leben billiger als bei uns.
Und was ist in Deutschland teuer? Was ist billig? Im EU-Vergleich berappen wir für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke relativ viel, knapp 8 Prozent mehr als der Schnitt. Anziehen geht dagegen schon billiger: 2 Prozent mehr muss man im Laden für Jeans, Pullover, Röcke, Socken und Hemden ausgeben. Und Autos, Unterhaltungselektronik vom Computer bis zum Fernsehgerät sowie Alkohol und Tabak kosten deutlich weniger als im Durchschnitt des restlichen Europas.
Platz 12: Italien
Eigentlich ist das Leben im Süden Europas billiger als im Rest der EU. Eine Ausnahme macht aber Italien. Hier liegt das Preisniveau immerhin noch rund 3 Prozent über dem Europa-Schnitt. Für einen deutschen Urlauber kosten Pizza, Pasta und Sonnencreme dort 1,7 Prozent mehr als zu Hause in der Bundesrepublik. Für Restaurantbesuche und Hotelübernachtungen blättert man als Deutscher 13 Prozent mehr hin als daheim.
Platz 11: Österreich
Ob Paradeiser (Tomaten), Carfiol (Blumenkohl) oder Palatschinken (Pfannkuchen) im Restaurant: Wie mancher Skifahrer und Wanderer bemerkt, in Österreich zahlt man für den Warenkorb der Statistiker aus Brüssel immer noch 6,9 Prozent mehr als durchschnittlich in Europa. Platz 11 geht damit an das beliebte Alpen- und Urlaubsland.
Platz 10: Frankreich
Leben wie Gott in Frankreich, heißt es doch so schön. Aber das kostet eben auch etwas mehr als bei uns. Genauer gesagt lebt der Franzose – was Nahrungsmittel, Klamotten, Glimmstengel und „vin rouge“ betrifft – knapp 7 Prozent kostspieliger als ein Deutscher und etwa 9 Prozent teurer als der Durchschnittsbürger der EU. Naja, dafür gibt’s zwischen Calais und Cannes die besseren Croissants und Baguettes.
Platz 9: Belgien
Hier wird Europa-Politik gemacht. Am Sitz des Europa-Parlaments müssen nicht nur Staatsdiener, sondern auch die Einwohner von Ostende bis Lüttich rund 9 Prozent mehr für Waren und Dienstleistungen bezahlen als in den übrigen Mitgliedsländern der EU.
Platz 8: Niederlande
Naturalien wie Gemüse aus dem Gewächshaus und Goudakäse sind etwas billiger als hierzulande. Doch bei allen anderen Produkten ist unser Nachbarland Niederlande etwa ein Zehntel teurer als im europäischen Durchschnitt.
Platz 7: Irland
Wer hätte das gedacht: Ausgerechnet im Land des Whiskeys ist Alkohol, genau wie das Rauchen, richtig teuer. Die grüne Insel hat den höchsten Preisunterschied bei alkoholischen Getränken und Tabakwaren im Vergleich zum restlichen Europa. Sie verlangt dafür einen Aufschlag von 80 Prozent. Das ist vor allem auf die hohe Besteuerung dieser Produkte zurückzuführen, erläutert Eurostat. Insgesamt liegt das Preisniveau auf dem Eiland jedoch nur rund 12 Prozent über dem EU-Schnitt.
Platz 6: Luxemburg
Das Großherzogtum landet auf Rang 6 im Ranking der teuersten EU-Länder. Das Land ist für Verbraucher durchschnittlich um 23,2 Prozent teurer als der europäische Schnitt. Während sich die Ausgaben für Alkohol, Tabak, Kleider, Autos und Unterhaltungselektronik in Grenzen halten und sogar etwas günstiger als in Deutschland sind, schlagen vor allem die hohen Preise für Nahrungsmittel und nichtalkoholische Getränke zu Buche.
Platz 5: Finnland
23,5 Prozent und damit ein gutes Fünftel teurer als in Europa ist das Leben in Finnland. Besonders viel berappen müssen die Finnen für Bier, Wein und hochprozentige Getränke. Na, dann Prost!
Platz 4: Schweden
In Schweden muss man für seine Einkäufe fast ein Drittel mehr bezahlen als anderswo auf dem europäischen Kontinent. Das Preisniveau liegt dort 29,8 Prozent über dem Europa-Schnitt. Verwunderlich: Ausgerechnet aus der Heimat des Textilhandelsriesen „H&M“ werden die höchsten Preise für Kleidung und Schuhe gemeldet.
Platz 3: Dänemark
In dem Königreich ist das Leben knapp 40 Prozent teurer als im EU-Schnitt. Damit belegt das Land Platz 3. Schuld daran sind nach Ansicht der Volkswirte vor allem die hohen Steuern in dem Land. Besonders teuer sind hier Brot, Fleisch und Getränke sowie Autos und Benzin. Auch Hotels und Essen außer Haus sind kostspielig.
Platz 2: Norwegen
Ein Nicht-EU-Land im Norden hat es fast auf Rang 1 der Liste der teuersten Länder Europas gebracht. Die Einwohner von Norwegen, dem Land der Fjorde, müssen im Schnitt 55 Prozent mehr, also mehr als doppelt so viel wie andere EU-Bürger, für alle untersuchten Produktgruppen von Essen über Autos und Kleidung bis zu Elektronik ausgeben. Hier zahlt man auch die höchsten Preise für Restaurantbesuch und Übernachtung im Hotel.
Platz 1: Schweiz
Die Alpenrepublik schießt den Vogel ab: Sie ist das teuerste Pflaster in Europa und belegt den Spitzenplatz bei den Lebenshaltungskosten. Die privaten Konsumausgaben liegen nach den neusten Daten von Eurostat um satte 56 Prozent über dem Durchschnitt der übrigen europäischen Länder. Der Grund: Das viele Kapital, das in die Alpenrepublik fließt, treibt die Preise. Von Zürich bis ins Wallis müssen die Eidgenossen vor allem für Nahrungsmittel wie Fleisch, Milchprodukte und Eier, aber auch für Übernachtungen und Essen im Restaurant tief in die Tasche greifen. Eine Lösung: Viele Schweizer fahren zum Einkaufen über die Grenze nach Deutschland und decken sich dort in den Supermärkten mit günstigeren Lebensmitteln ein.