Augsburg. Wenn bald mehr Elektroautos auf der Straße rollen: Die Firma Faurecia, die ihr Geld unter anderem mit Abgas-Systemen verdient, sieht darin durchaus Geschäftspotenzial! „Stärker noch als die Zahl der reinen E-Mobile dürfte in den kommenden Jahren die Zahl der Hybridfahrzeuge wachsen“, sagt Mathias Miedreich, der Vice President Faurecia Clean Mobility Europe. Elektroautos also, die zwecks höherer Reichweite zusätzlich einen Verbrennungsmotor haben. Dieses Wachstum, so Miedreich, „birgt Chancen bei der Energierückgewinnung durch Abgaswärme“.
Diversifizierung heißt das Stichwort, mit dem sich der Konzern mit französischen Wurzeln für die Zukunft aufstellt. Genau so, wie es auch die Experten des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft der Automobil-Industrie insgesamt empfehlen, um mit neuen Herausforderungen der Mobilität Schritt zu halten.
Bei Faurecia begann der Wandel bereits vor einigen Jahren. Im Zuge dessen hat sich der Geschäftsbereich Emissions Control Technologies (Abgaskontrolle) vor zwei Jahren in Clean Mobility umbenannt, also „saubere Mobilität“.
Mit Abgaswärme den kalten Motor heizen
Unter anderem in Augsburg (1.500 Mitarbeiter) entwickelt und forscht der Automobilzulieferer an Rückführsystemen für Abgase, Verbundfaserkomponenten für Elektroautos sowie an innovativen Brennstoffzellen.
Das Thema Abgas-Systeme ist bei Hybridfahrzeugen interessant, weil sich der Benzinmotor stetig zu- und abschaltet. Dies bedeutet: mehr Kaltstartphasen mit erhöhtem Schadstoffausstoß. Miedreich erklärt: „Wir können durch innovative Rückgewinnungssysteme bis zu 75 Prozent der Abwärme wiederverwenden.“ Das erhitzt den Motor schneller: Bis zu 7 Prozent Kraftstoff bei kalten Bedingungen werden gespart – bei weniger Abgasen im Benzin-Modus. Zusätzlich helfen elektrisch beheizte Katalysatoren, die Kaltstartphasen bei Hybriden besser zu steuern. Auch für klassische Benziner und Diesel verringert Technik von Faurecia den Schadstoffausstoß. Der inzwischen weiträumig eingesetzte Dieselpartikelfilter ist eine Erfindung des Unternehmens.
Brennstoffzellen unterstützen Forderung nach „Clean Mobility“
Miedreich geht davon aus, dass es auch künftig verschiedene Lösungen für Mobilität geben wird: „Das steuert der Bedarf.“ Große Erwartungen setzt er in die Brennstoffzelle: „Sie kommt ohne die sperrige und schwere Speicherbatterie für Elektrofahrzeuge aus. Pkw-Hersteller in Japan produzieren schon in Serie damit.“ Auch für Nutzfahrzeuge sei das eine interessante Option.
Der Faurecia-Konzern hat dafür Know-how zugekauft und ist Partnerschaften mit anderen Firmen eingegangen. „Kunden bestätigen uns, dass wir im Moment das beste Gesamtpaket bei Brennstoffzellen anbieten können.“
Noch einen Weg geht Faurecia, um die Luft sauberer zu halten: Für Städte entwickelt man Apps, die das Verhalten der Fahrer steuern. Damit diese möglichst schadstoffarm durch die Straßen kreuzen.
Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
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