Schwandorf. Einen Farbtiegel mit Spachtel? So etwas braucht Uwe Schneider nicht. Bei der Maschine, an der der Medientechnologe Druck arbeitet, kommt die Farbe aus Tanks. Die sitzen in Inkjet-Drucktürmen. Und diese sind ziemlich groß: Schneider kann bequem nach dem Rechten sehen, etwa bei Wartungsarbeiten.

Die topmoderne digitale Rollendruck- und Verarbeitungsmaschine lässt sein Herz höherschlagen. „Der Job hier macht mir richtig Spaß“, so Schneider, „Hightech und Farbe, das hat mich schon immer fasziniert.“

„Wir stehen mitten im Wandel“ – und der kostet viel Geld

Hightech heißt immer auch: teuer. Die neue Anlage, die rund 300 Meter Papierbahn pro Minute bedrucken kann, kostet allein rund 3 Millionen Euro. Und sie ist nur die jüngste Anschaffung von MeillerGHP im oberpfälzischen Schwandorf. In den letzten Jahren wurden hier knapp 10 Millionen Euro in neue Technik investiert.

Hintergrund: „Wir stehen mitten im Wandel vom Offsetdruck zum Digitaldruck“, erklärt Geschäftsführer Markus Schmid, „mittlerweile arbeiten wir schon mit drei digitalen Bogendruckmaschinen und einer digitalen Rollendruckmaschine. Solche Investitionen müssen wir selbst stemmen – und rentabel gestalten.“ Das Problem dabei, wie so oft in der Branche: Steigende Kosten kann die Firma kaum durch eigene Preiserhöhungen ausgleichen.

Das Unternehmen selbst hat sich ebenfalls stark gewandelt: von einer klassischen Druckerei zu einem kreativen Dienstleister, der zur Paragon Group gehört. MeillerGHP sieht sich unter den Marktführern für individualisierte Kundenkommunikation in ganz Europa. Von den gut 1.300 Mitarbeitern arbeiten 400 in der Schwandorfer Zentrale, 100 in Dettingen unter Teck (nahe Stuttgart).

Die Kunden bekommen Service von der Klein- bis zur Millionen-Auflage, vom normalen Mailing bis zur extrem zielgruppengenauen Lösung. Letztere ist die Spezialität der Firma. Moderne Technik macht diese Individualisierung erst möglich.

Hatten früher einfach alle Endverbraucher die gleiche Werbung im Briefkasten, bestenfalls mit personalisierter Anrede, kann heute dank Digitaltechnik jede Sendung genau auf den Empfänger zugeschnitten werden. Ein Flyer, der in Schwandorf gedruckt wird, ist also oft ein Einzelstück und passt zum Kaufverhalten der Person, deren Adresse eingedruckt wird. Wer etwa in einem Drogeriemarkt oft Windeln kauft und dabei ein Bonusprogramm nutzt, erhält Werbung für Babynahrung. Liegt oft Kosmetik im Einkaufskorb, gibt es bald Angebote für Lippenstifte und Nagellack.

Gefragt sind „digitale Allrounder“

„Anhand des Kaufverhaltens drucken wir Produkte, von denen keins dem anderen gleicht – und das in nur einem Produktionsprozess“, sagt Betriebsleiter Bernd Wein. Solche Prozesse zu steuern, ist anspruchsvoll. „Wir brauchen digitale Allrounder“, so Wein, „die nicht nur drucken können, sondern das Gesamtsystem verstehen – und die mit der rasanten Entwicklung mithalten können.“

Denn da ist man sich hier ganz sicher: Der Wandel geht weiter – „und wer da nicht mithält, bleibt auf der Strecke“.

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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