Wiehl. Bis in die 80er Jahre war Kodak einer der Hauptkunden: Da lieferte die Firma Kampf noch Maschinen, mit denen Kodak in Dunkelräumen Film-Material schnitt. Längst Geschichte! Inzwischen hat der oberbergische Anlagenbauer – nächstes Jahr ist die 100-Jahr-Feier – ganz andere Kunden.

Heute stellen rund 400 Mitarbeiter am Stammsitz Wiehl vor allem Technik für die Produktion von Verpackungen her. Auch die superdünnen Materialien, aus denen Folien für Chipstüten, Tetrapaks, Handys oder Windeln hergestellt werden, müssen aufgewickelt und geschnitten werden. Und das sehr präzise. „Da steckt viel Know-how drin“, sagt Michael Strathmann, Vertriebs- und Marketingleiter. Wissen, das in aller Welt gefragt ist, vor allem in Asien. „Mehr als 5.000 Maschinen von uns sind derzeit weltweit im Einsatz“, sagt Strathmann.

Warum hat die Alufolie im Haushalt eine glänzende und eine matte Seite?

Die Maschinen können Bahnen bis zu elf Meter Breite aufwickeln. Oder Folien, die dünner als menschliches Haar sind. Dazu kommen Anlagen für Alufolie, die in doppelten Lagen dünn ausgewalzt und danach auf Kampf-Maschinen wieder auseinandergewickelt werden muss. „Deshalb hat die Alufolie im Haushalt immer eine glänzende und eine matte Seite. Zwischen den beiden Lagen wird ein Ölfilm eingebracht, damit sie nicht aneinander haften. Und der sorgt für die matte Seite“, so Strathmann.

Die kleinsten Maschinen können Bahnen zu winzigen Streifen von wenigen Millimetern schneiden. Diese werden etwa für die Herstellung der Sicherheitsstreifen in Geldscheinen gebraucht. Die Firma baut aber nicht bloß Maschinen. Sie bietet Kunden und Partnern eine offene Plattform – und schafft so ein Netzwerk für die Weiterentwicklung der Produkte.

QR-Code scannen – statt Handbücher wälzen

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Beispiel Fernwartung: Sensoren messen die Vibration der Maschine – oder die Luftfeuchtigkeit in der Halle. Der Mann an der Maschine vor Ort muss bei Problemen oder Wartungsarbeiten nicht in dicken Handbüchern nachschlagen, sondern bekommt die notwendigen Informationen, in dem er einfach QR-Codes an der Maschine scannt. All das hilft, Stillstandszeiten zu reduzieren.

Hinzu kommt die zunehmende IT-Vernetzung mit den vor- und nachgelagerten Maschinen. Der nächste Schritt, sagt Strathmann, wird künstliche Intelligenz sein. „Dann wird das System alle Daten erfassen, die wichtigsten selbstständig herausfiltern, auswerten und die optimalen Einstellungen vorschlagen. Zum Beispiel für Geschwindigkeit und Zugkraft.“

Werner Grosch
Autor

Werner Grosch war lange Jahre leitender Redakteur einer Tageszeitung mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft. Für aktiv schreibt er Reportagen aus Unternehmen der Metall- und Elektrobranche und porträtiert Mitarbeiter aus diesen Branchen mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten oder Hobbys. Privat und beruflich ist er am liebsten mit dem Rad unterwegs.

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