Esslingen. Während andere kleine Jungs Lokführer werden wollten, träumte Jörg Keefer (46) schon immer davon, Zahlen genau unter die Lupe zu nehmen. Das wäre zwar eine schöne Anekdote, doch ganz so war es nicht. „Das hat sich entwickelt“, sagt der Ingenieur ein wenig zögerlich über seine Leidenschaft für Daten und Statistiken: „Ich weiß, das klingt ziemlich trocken.“ Ist es aber gar nicht – wie jeder schnell merkt, der ihm an seinem Arbeitsplatz über die Schulter schaut.

Lebensdauertest für Standheizungen

Hier beim Automobilzulieferer Eberspächer in Esslingen bei Stuttgart überwacht Keefer mehr als 120 Prüfstände, mit denen Standheizungen einem Lebensdauertest unterzogen werden. Bis zu einem Jahr laufen die Prototypen unter extremen Lasten, denen sie später im Echtbetrieb ausgesetzt sein können. In der Kältekammer wird sogar bei minus 46 Grad getestet.

Keefers Aufgabe ist es, solche Prüfstationen zu entwickeln und die Messergebnisse auszuwerten. Die Aufträge dafür kommen aus der Entwicklung. Seine Analyse ist gefragt: „Zunächst muss man einschätzen, ob die Prüfung sinnvoll ist“, erklärt Keefer. Beim Bau der Prüfstände braucht der Maschinenbauingenieur sein technisches Wissen und „Kreativität“, wie er schmunzelnd anmerkt.

Ingenieur mit Gefühl für Zahlen

Laufen die Prüfungen, kommen Keefers Vorzüge voll zum Einsatz: Jedes Gerät misst 60 Werte pro Sekunde. Bis zu 26 Millionen Daten werden an allen Prüfständen zusammen pro Stunde erfasst. „Die Herausforderung ist, diese Messwerte richtig zu interpretieren“, erklärt Keefer. Dazu braucht es Verständnis für Statistik, Gefühl für Zahlen und sehr viel Sorgfalt. Nicht umsonst ist der Ingenieur im Betrieb als „Mister Zuverlässig“ bekannt. Schließlich geht es um die Zuverlässigkeit von Millionen Standheizungen, die Eberspächer in alle Welt verkauft.

Es gibt Wasser- und Luftheizungen, je nach Anwendung. In Pkws wärmt die Wasserheizung über das Kühlwasser den Innenraum vor und sorgt schnell für eisfreie Scheiben, wenn die Nächte noch frostig sind. Außerdem verbrauchen vorgewärmte Motoren weniger Kraftstoff, somit wird auch weniger CO2 produziert. In Krankenwagen, Reisemobilen, Lkw- oder Kranfahrerkabinen kommen Luftheizungen zum Einsatz..

Fahrzeugheizungen kommen im Extrembetrieb zum Einsatz.

„15 Jahre müssen unsere Standheizungen halten“, erklärt Keefer. Und das auch im Extrembetrieb, etwa in Lkws, die bei minus 40 Grad Außentemperatur über Gebirge rollen, im Bagger oder im Lieferwagen für Paketdienste. 

Weiterbildung zum Zuverlässigkeits-Ingenieur mit Unterstützung der Firma

Die Gruppe produziert außerdem Klimasysteme, Abgastechnik und Fahrzeugelektronik und beschäftigt weltweit 10.000 Mitarbeiter. Mit Unterstützung der Firma macht Keefer gerade eine Weiterbildung zum „Zuverlässigkeitsingenieur“. Er strahlt: „Auch nach 20 Jahren kann ich mich immer noch für Zahlen und Messwerte begeistern.“ 

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Als ich nach dem Studium bei Eberspächer anfing, programmierte ich Datenbanken. So entdeckte ich meine Leidenschaft für statistische Genauigkeit. 

Was reizt Sie am meisten?

Es fasziniert mich, zu ergründen, was hinter den Zahlen steckt und was sie aussagen.

Worauf kommt es an?

Nicht Birnen mit Äpfeln zu vergleichen: Man muss die Zusammenhänge erkennen, um die richtigen Schlüsse ziehen zu können.