Hildesheim. Angst vor dem Roboter? Für Angelika Kühl ist das kein Thema. Gelassen steckt sie der einarmigen Maschine einen Holzstab in den Greifer. Der Roboter senkt ihn in eine Metallschale und rührt. Dann hält er das Ergebnis hoch: Zuckerwatte!

Eindringlicher lässt es sich kaum demonstrieren. Die komplizierte Technik macht Spaß und begeistert. Genau darum geht es dem Flugzeug-Zulieferer Arconic in Hildesheim: Mit speziellen Vorführungen wie dieser und einem Parcours will er seinen 320 Mitarbeitern die Veränderungen durch Industrie 4.0 und deren Auswirkungen auf den Arbeitsalltag näherbringen und ihnen die Sorgen nehmen.

Intensive Schulungen folgen bald

Dafür haben Mitarbeiter in der großen Montagehalle einen mit Glaswänden abgetrennten Bereich mit mehreren Robotern aufgebaut. Hier sammelten die Beschäftigten kürzlich Erfahrungen und absolvierten Workshops, um die neue Arbeitsweise kennenzulernen. Intensive Schulungen folgen in diesem Jahr.

„Wir benötigen Digitalisierung und Roboter nicht, um Mitarbeiter zu ersetzen, sondern, um sie zu unterstützen“, sagt Standort-Geschäftsführer Jens Harde. „Wir wollen Prozesse optimieren. Aber wir brauchen unsere Fachkräfte dafür. Sie müssen den Maschinen sagen, was sie tun sollen.“

Bessere Prozesse sind das Ziel, nicht Beurteilung der Mitarbeiter

Im Klartext: Selbst wenn Bauteil und Bohrmaschine via Mikrochips miteinander kommunizieren und so die Bearbeitung steuern – ohne den Menschen als Boss geht es nicht. Und ohne den Menschen als Handwerker auch nicht, hebt Fertigungsleiter Uwe Welge hervor. „Wir brauchen Maulschlüssel und Smartphone.“ Der Betriebsrat steht hinter dem Projekt. „Es geht darum, wie wir die Leute auf dem Weg mitnehmen können “, sagt Hartmut Maisner von der Arbeitnehmer-Vertretung.

Die will unter anderem der Sorge begegnen, das große Datensammeln an den Maschinen diene der Beurteilung der Mitarbeiter. „Es geht um bessere Prozesse, nicht um die Leute“, betont deshalb Harde.

Klar ist, dass die Mitarbeiter für die neue Technik geschult werden müssen. Staatliche Förderung sei da wünschenswert, so der Standort-Chef. Schließlich verbessert das die Qualifikation der Beschäftigten.

Tarek Abu Ajamieh
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