Kamp-Lintfort. Mal eben einen menschlichen Finger nachbauen – eine voll funktionsfähige Prothese? Das ist nichts, was man in ein paar Tagen schaffen kann. Oder doch: unter optimalen Bedingungen. Und genau die bietet das MINT-EC-Camp, bei dem aktiv zu Gast sein darf, den jungen Teilnehmern.
15 Schüler aus verschiedenen Bundesländern haben an der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort (Nordrhein-Westfalen) vier Tage lang Gelegenheit, moderne Medizintechnik in der Praxis kennenzulernen. Sie bekommen die notwendigen Erklärungen, das Material und Zugang zu coolen Geräten wie einem 3-D-Drucker und einem Lasercutter.
Einmalige Erfahrung für Jugendliche aus den Netzwerk-Schulen
„Wir wollen die Jugendlichen aufs Berufsleben im MINT-Bereich, also Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, vorbereiten – und ihnen hier vor allem neuartige Herstellungsmethoden nahebringen“, erklärt Projektleiter Heinz Duensing. Im normalen Leben ist er stellvertretender Schulleiter am örtlichen Gymnasium Rheinkamp, es gehört zu den mehr als 300 Schulen im Netzwerk MINT-EC.
Das Medizintechnik-Camp ermöglicht den Jugendlichen eine einmalige Erfahrung in einer Hightech-Werkstatt. „Wir haben hier großen Freiraum“, freut sich Leoni Kaiser aus Lengerich, die nun ihr Abi macht und tatsächlich Medizintechnik studieren will. Technik im Dienst des Menschen – das findet auch Hasso Diyar aus Hagen spannend: „Ich wollte zuerst Medizin studieren, habe mich aber immer schon viel mit Physik und Technik befasst. Und Technik ist heute eben ein wichtiger Teil der Medizin, deshalb ist das für mich die perfekte Verbindung.“
Ein Angebot wie dieses richtet sich nicht an Jugendliche, denen man MINT erst schmackhaft machen müsste. Aber wer hier dabei sein will, muss ein überzeugendes Motivationsschreiben vorlegen.
Eine Betriebsbesichtigung gehört zum Programm
Die MINT-EC-Camps helfen den Schülern dabei, praktische Einblicke zu bekommen und den für sie passenden Bereich in diesem weiten Feld zu finden. Dazu dienen dann die eigenständige Herstellung eines Produktes, in diesem Fall der Fingerprothese, und weitere Programmpunkte wie der Besuch in einem Unternehmen der Branche.
Für so manche ist das alles denn auch ein echtes Aha-Erlebnis. Das gilt etwa für Karadas Enes, der das örtliche Gymnasium Rheinkamp besucht, hier also ein Heimspiel hat: „Für Technik habe ich mich immer schon interessiert – aber an Medizin habe ich dabei nicht gedacht! Dass man damit direkt Menschen helfen kann, macht es schon sehr interessant.“
Das Netzwerk für exzellente Schulen
- MINT-EC ist ein nationales Netzwerk von aktuell 316 zertifizierten Schulen, die ein ausgeprägtes Profil in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik haben.
- Die im Jahr 2000 gegründete Initiative MINT-EC bietet neben Schüler-Camps auch Fortbildungen für Lehrkräfte und Schulleiter.
- Das Netzwerk wird maßgeblich gefördert vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall, der Siemens-Stiftung und den bayerischen Arbeitgebern.
Werner Grosch war lange Jahre leitender Redakteur einer Tageszeitung mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft. Für aktiv schreibt er Reportagen aus Unternehmen der Metall- und Elektrobranche und porträtiert Mitarbeiter aus diesen Branchen mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten oder Hobbys. Privat und beruflich ist er am liebsten mit dem Rad unterwegs.
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