Kassel. Azubis dringend gesucht! Das gilt aktuell von der Nordsee bis in den Schwarzwald. Und besonders für kleine Branchen und ihre Berufe, die oft kaum bekannt sind. Was also tun, um künftig noch genug Fachkräfte zu haben?

Antworten auf diese Frage gab’s nun beim ersten Ausbildungsmarketing-Kongress des Hauptverbands Papier- und Kunststoffverarbeitung. Rund 30 Teilnehmer waren in Kassel dabei, darunter viele Personalprofis aus Unternehmen.

Das Gehalt ist jungen Leuten nicht so wichtig

Weiter so – das reicht nicht: „Es braucht neue Strategien, um Jugendliche für unsere zukunftsträchtigen Berufe zu begeistern.“ Das stellte Michael Beidermühle fest, Personalleiter bei B + K (Lengerich) und ehrenamtlicher Vorsitzender des HPV-Bildungsausschusses.

Peter Martin Thomas, Leiter der Sinus-Akademie (Heidelberg), präsentierte eine Art Betriebsanleitung für die Nachwuchswerbung. „Nie waren Jugendliche so vielfältig“, sagte er. Aber alle hätten doch etwas gemeinsam: Ein schnelles Lebenstempo – und die Sorge, etwas zu verpassen. Junge Leute wollen vor allem einen Beruf, der Spaß macht: Ein toller Arbeitsplatz, nette Kollegen, Wohlfühl-Atmosphäre, das stünde ganz vorne auf der Wunschliste. Erst dahinter komme ein gutes Gehalt.

Generell forderte der Experte: „Die Unternehmen müssen umdenken, beim Werben und Halten junger Menschen noch viel kreativer werden.“ Weitere wichtige Empfehlung: Auch vermeintlichen Außenseitern, denen man früher ganz schnell abgesagt hätte, sollte man eine Chance geben. Das könne zwar anfangs mühsam sein – während der Ausbildungszeit erweise sich dann aber oft, wie viel in unterschätzten Menschen stecken kann.

Im Workshop neue Ideen entwickelt

In Workshops feilten die Teilnehmer dann an neuen Ideen. Auch die Eltern ins betriebliche Praktikum einbinden – das fand schnell Anklang. Ebenso das Kontakthalten nach der Unterzeichnung eines Ausbildungsvertrags – um ein Abspringen vor dem Beginn der Lehre möglichst zu verhindern. Diskutiert wurde auch über Werbematerial, mit dem Betriebe auf ihre Ausbildungsplätze aufmerksam machen: Broschüren, Werbespots, auch pfiffige Präsente.

Erlaubt ist heutzutage letztendlich alles, was auf die Branche und ihre Berufe aufmerksam macht. „Aber“, warnte der Experte, „es muss immer wirklich zum Absender passen, also zum ausbildenden Unternehmen.“

Info-Portal im Web

  • Der HPV wirbt mit der Webseite karriere-papier-verpackung.de um Nachwuchs. Unter anderem werden die 14 Ausbildungsberufe der Branche vorgestellt. Azubis erklären ihren jeweiligen Beruf in Videos.
  • Rund 200 Unternehmen nutzen bereits das Portal, um auf sich und ihre Ausbildungsplätze hinzuweisen. Junge Leute können so schnell freie Lehrstellen in der Region finden.
  • Eingebunden sind seit Kurzem auch aktuelle Posts der „Pack’s an“-Blogger Yll, Konrad und Canyurt.
Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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