Rasen sei nicht sein Ding, sagt Enrico Straka. Das ist kaum zu glauben, wenn der 28-Jährige aus Wismar seinen Kombi Audi A6 röhren lässt, unter dessen Haube ein V8-Motor mit 300 PS arbeitet. „Ich mag den Moment, wenn der Wagen in Nullkommanix auf 100 Kilometer pro Stunde beschleunigt. Wenn das zügig geht, bin ich zufrieden.“

Straka ist ein Auto-Freak. Ein gutes Dutzend verschiedener Modelle hat er schon besessen. Statt der Freude am Fahren fasziniert allerdings mehr die Technik.

Dabei begnügt er sich nicht mit der Ausstattung „ab Werk“. Als er den A6 kaufte, hatte dieser noch ein Automatik-Getriebe. Heute fährt er mit einem klassischen Schaltgetriebe, das Straka selbst eingebaut hat.

„Ich wollte wissen, ob das klappt“, sagt der gelernte Kfz-Mechatroniker. Der Satz offenbart seine Passion, an Autos herumzuschrauben und zusätzliche PS aus den Motoren herauszukitzeln. „Ist ein Projekt beendet, freue ich mich schon auf das nächste. Ich brauche diesen Antrieb.“

Schon der Vater bastelte nach Feierabend an Autos herum

Das Interesse an allem, „was einen Motor hat“, setzt früh ein. Sein Vater, erzählt Straka, kaufte nach der Wende einen Golf II. Ein Unfallwagen. Er erinnert sich, wie gerne er zuschaute, als der Vater das Fahrzeug wieder flottmachte.

Die Familie lebt in einer dörflichen Gemeinde bei Wismar. Dort ist er mit Freunden im Alter von „neun oder zehn Jahren“ schon mit Mopeds „auf dem Acker rumgecruist“.

Mit 18 hatte er den Führerschein und einen alten Mazda 323, den ihm seine Mutter überließ. Der erste eigene Wagen war ein VW Bora, aber das Glück währte nicht lange – der Wagen endete an einem Baum.

Danach fuhr Straka einen Golf III. Es war die Zeit, in der die Schrauber-Serie „Pimp my Ride“ (deutsch: Motz meine Karre auf) auf dem Musiksender MTV Kultstatus erlangte. Enrico „hübschte“ seinen Golf ebenfalls auf: breite Alu-Felgen, tiefergelegtes Fahrwerk, glasklare Scheinwerfer. Aber mehr für sich, wie er sagt. Er hält nichts davon, an Tankstellen herumzuhängen und ziellos durch die Gegend zu fahren.

Während der Ausbildung verlagerte sich das Interesse von den optischen hin zu den technischen Details. Bevor er die Lehre abschloss, baute er in einem VW Corrado zum ersten Mal einen Motor um.

Praktische Erfahrungen dafür sammelte er auch in seinem jetzigen Job als Prüftechniker bei der Firma Schottel in Wismar. Bei dem Hersteller von Ruderpropellern arbeitet Straka am Prüfstand und testet die riesigen Antriebsaggregate mithilfe computergestützter Messtechnik auf Herz und Nieren. Fünf Stunden dauert so ein Testlauf, bei dem etliche Sensoren das Betriebsverhalten exakt erfassen.

Viel Zeit zum Nachdenken. Da verwundert es kaum, dass Straka bereits ein neues Auto-Projekt auf dem Zettel hat. Er will seinen V8er-Audi mit einem Kompressor und einem frei programmierbaren Steuergerät aufrüsten. Letzteres erlaubt es, den Motor während der Fahrt optimal abzustimmen. Dann soll das V8-Kraftpaket 500 bis 600 PS leisten.