Waldachtal. Wow, in dieser Mini-Fabrik ist ja alles aus Fischertechnik-Bauteilen! Sogar das Hochregallager und der Vakuumgreifer …
Die Kunststoff-Modelle sind eben nicht nur in Kinderzimmern zu finden: Profis in aller Welt nutzen sie, um Produktionsabläufe zu testen. Fischertechnik gibt’s seit 1965 als Spielzeug, seit den 1980ern ist die Industrie-Variante auf dem Markt. Hersteller ist die Unternehmensgruppe Fischer mit weltweit rund 5.200 Mitarbeitern, die auch für ihre Dübel bekannt ist.
Die Digitalisierung schiebt die Nachfrage mächtig an
Weil jetzt immer mehr Fabriken digitalisiert werden, ist die Nachfrage nach den neuesten Simulationsmodellen massiv gestiegen: „Wir hatten letztes Jahr eine Umsatzsteigerung um 50 Prozent“, freut sich Guido Schubert, der in der Zentrale in Waldachtal den Vertrieb in diesem Bereich leitet.
Das Basismodell ist eine Fabrik mit Hochregallager, Multi-Bearbeitungsstation, Sortierstrecke und Vakuum-Sauggreifer. Sie kann beliebig erweitert und umgebaut werden. „Unternehmen können sie sogar mit der jeweils hauseigenen Software steuern“, erklärt Schubert. Im kleinen Maßstab lässt sich dann zum Beispiel durchspielen, wie Daten künftig an eine Cloud gesendet werden. Oder wie Techniker aus der Ferne per Smartphone Abläufe überwachen.
Das Mini-Werk arbeitet autonom
Wie’s funktioniert, zeigt Kim Mäder aus der IT-Abteilung, wo die Mini-Fabrik oft genutzt wird. Beim aktiv-Besuch ordert Mäder am Laptop über eine von der IT-Abteilung angelegte Eingabemaske ein „blaues Wunschprodukt“. Kaum hat sie auf „bestellen“ geklickt, fängt es in der Mini-Fabrik neben ihr an zu rattern! Der Vakuum-Greifer holt einen blauen Holzstein aus einem Regal, befördert ihn zur Bearbeitung. Die Fabrik arbeitet autonom.
Die Ingenieurin nennt ein Beispiel dafür, was Betriebe mit so einer Anlage testen: „Man kann etwa an einer Maschine einen Geräusch-Sensor einbauen, der einen Techniker alarmiert, wenn sie quietscht.“ Im Kleinen lassen sich solche Verbesserungen einfach und günstig ausprobieren, bevor man die echten Anlagen umbaut. „Wir selbst testen mit der Mini-Fabrik übrigens gerade Möglichkeiten der Sprachsteuerung“, sagt Mäder.
Was Vertriebsleiter Schubert freut: „Wir erreichen mit den Modellen ganz andere Kundenkreise als früher.“ Fischertechnik wird nicht mehr nur in Prozessoptimierung oder Ausbildung eingesetzt, sondern auch in IT-Abteilungen – und sogar im Personalbereich: um Bewerbern Lust aufs Arbeiten in einer modernen Fabrik zu machen.
Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.
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