Bautzen. Heute lernen die Azubis Diana Jurk und Florian Werth die Spritzgießmaschine kennen. „Die presst ein Material in eine Form“, sagt Ausbilder Peter Hohlfeld. „Damit kann man zum Beispiel aus Granulat Kunststoffteile herstellen“, berichtet Hohlfeld und erklärt, auf was beim Bedienen der Maschine zu achten ist. Dann testen die jungen Leute selbst, wie das Gerät funktioniert.
Ausbildungsalltag im Polysax Bildungszentrum Kunststoffe in Bautzen (Sachsen). In dessen Technikum lernen insgesamt 70 angehende Maschinen- und Anlagenführer sowie zukünftige Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik das praktische Know-how ihres Berufs.
Polysax ermöglicht, was viele Lehrbetriebe nicht leisten können
Das zu vermitteln, sei die Aufgabe des Bildungszentrums und seiner sieben Beschäftigten, sagt dessen Leiter Achim Wassner: „Wir trainieren alle Verfahren der Kunststoff- und Kautschuk-Branche. So wie es in den Ausbildungsordnungen vorgeschrieben ist.“ In den Lehrbetrieben der Jugendlichen gehe das oft nicht, weil „viele Firmen nur mit ein oder zwei Verfahren arbeiten“, erklärt Wassner. Die Theorie lernen die Azubis in der Berufsschule im nahen Radeberg.
„Wir sind umfassend und modern ausgestattet“, sagt Wassner. Ein Dutzend Maschinen bietet den jungen Leuten jede Technik zum Ausprobieren und Lernen. Selbstverständlich gehören Extruderlinien dazu, wie sie etwa bei Kautschukspezialisten genutzt werden, um Schläuche, Profile oder Kabelummantelungen zu fertigen.
Por Jahr lernen im Polysax 70 bis 90 junge Leute
Und es gibt Maschinen zum Tiefziehen, Thermoformpressen oder -blasen. Gerade erst hat ein chinesischer Maschinenbauer mit einer Tochterfirma hierzulande dem Zentrum einen hochmodernen Spritzgießautomaten für die Ausbildung zur Verfügung gestellt.
Entstanden ist das Zentrum durch eine Initiative von einigen der etwa 90 Kunststoff- und Kautschuk-Spezialisten, die in der Region 3.500 Menschen beschäftigen. Viele dieser Firmen haben Nachwuchssorgen. Deshalb gründete eine ganze Reihe Betriebe 2009 den Verein Polysax. Im Jahr darauf stieg der Landkreis Bautzen mit ein, und der Bau des Bildungszentrums begann, unterstützt durch Fördermittel. Schon 2011 legte es mit seiner Arbeit los. Seitdem lernen hier jedes Jahr zwischen 70 und 90 junge Menschen das technische Wissen ihres Berufs.
55-jähriger Gastronom startet in neuem Beruf durch
Für die Mitgliedsunternehmen wirbt Polysax auch auf Messen um Nachwuchs. Und das Zentrum unterstützt die Firmen bei der Auswahl der Azubis. Zudem bietet es seit einigen Jahren Fortbildungen, die Meisterausbildung sowie Umschulungen für Quereinsteiger und Langzeitarbeitslose an. Das werde rege genutzt, so Polysax-Chef Wassner. Teilnehmer kamen schon aus Hamburg, Stade oder Köln.
Ein 55-jähriger Gastronom zum Beispiel fand nach einem Schnupperpraktikum Gefallen an der Arbeit. Bei Polysax qualifiziert, baut ihn ein Unternehmen mittlerweile zum Schichtführer auf. Auch so kann man etwas gegen die Nachwuchssorgen der Branche tun.