Hildesheim. Einmal im Jahr hat Christine Eikermann eine ganz besondere Aufgabe. Im Auftrag ihres Arbeitgebers sucht sie soziale Projekte, die es verdienen, gefördert zu werden. Die 48-Jährige ist Assistentin der Geschäftsführung beim Luftfahrtzulieferer Arconic Fastening Systems in Hildesheim. Der amerikanische Konzern hat eine Stiftung gegründet, die im Jahr rund 200.000 Dollar Spendengeld, umgerechnet rund 180.000 Euro, an soziale Einrichtungen in der Nähe der sechs deutschen Arconic-Standorte ausschüttet.

Die Freude bei den geförderten Vereinen, Institutionen oder Bildungseinrichtungen ist groß. „Im Mittelpunkt stehen für uns vor allem naturwissenschaftliche Projekte“, sagt sie. Denn auch für Arconic spielt die Suche nach Fachkräften eine große Rolle. Deshalb soll mit den Spenden besonders jungen Leuten bei der Berufsorientierung geholfen werden. „Wir wollen zeigen, wie spannend die Naturwissenschaften sein können und dass hier attraktive Berufe zu finden sind“, sagt Eikermann.

Das Kapital der Stiftung beläuft sich auf 310 Millionen Dollar

Am Standort Hildesheim sind es vor allem Schulen, die Universität oder die Volkshochschule, die zuletzt von der Unterstützung profitiert haben. Beispielsweise konnte sich die örtliche Robert-Bosch-Gesamtschule bisher über insgesamt 121.000 Dollar freuen. 2018 gab es allein 50.000 Dollar. „Davon hat sich die Schule unter anderem einen langersehnten 3-D-Drucker anschaffen können“, berichtet Eikermann.

Die Lehrkräfte sind unglaublich engagiert, sagt Eikermann. Voraussichtlich werden im Herbst 2019 weitere 20.000 Dollar an die Schule fließen. Und auch die örtliche Volkshochschule darf sich auf ebenfalls 20.000 Dollar freuen. Das Kapital der Stiftung beläuft sich auf 310 Millionen Dollar. Die Erträge werden weltweit an die Arconic-Standorte verteilt. Ihre Höhe hängt stark von der Entwicklung am Kapitalmarkt ab.

Mitarbeiter streichen auch Räume in Kindergärten

Geld zu verteilen, steht nicht allein im Mittelpunkt. Seit 2004 packen viele der rund 250 Arconic-Mitarbeiter am Standort Hildesheim selbst mit an, wenn es um die gute Sache geht. Sie streichen Räume in Kindergärten, pflegen das Gelände beim Sportverein oder helfen, ein Freibad in der Region zu renovieren. Geschäftsführer und Facharbeiter, Sekretärin und Sachbearbeiter – alle bringen sich ein. „ACTION“ nennt sich das Projekt: „Arconic coming together in our neighbourhood“. Aus der Hildesheimer Arconic-Belegschaft waren in den letzten sechs Jahren 726 Personen an insgesamt 54 Projektarbeiten beteiligt.

Englisch spricht die Dolmetscherin fließend

Eikermann hält engen Kontakt zur Arconic-Foundation nach Pittsburgh im amerikanischen Bundesland Pennsylvania. Englisch spricht die Dolmetscherin fließend – eine wichtige Voraussetzung in einem internationalen Konzern. Nicht selten, dass sie auch den Antragstellern mit Vokabeln aushilft. Schließlich will die amerikanische Zentrale die Förderanträge in englischer Ausfertigung.

Als Assistentin der Geschäftsführung repräsentiert sie das Unternehmen auch regelmäßig auf Verbandsveranstaltungen oder bei politischen Empfängen. „Netzwerkarbeit wird immer wichtiger“, sagt sie. „Wenn man einen wichtigen Politiker auf einer Veranstaltung kennengelernt hat, dann ergeben sich daraus nicht selten Folgetermine.“

Gefragt in Luft- und Raumfahrt-Industrie

Arconic Fastening Systems in Hildesheim produziert hochfeste Verbindungselemente für die Luft- und Raumfahrt-Industrie. Schrauben aus Titan etwa, die ein geringes Gewicht haben und gleichzeitig sehr stabil sind, sodass sie ein Flugzeug auch bei extremen Belastungen fest zusammenhalten.

Der Konzern Arconic mit Sitz in New York ist ein globaler Anbieter von Metallverarbeitung, auch für die Auto-Industrie, und beschäftigt insgesamt rund 41.000 Mitarbeiter.

Für die Gesellschaft

Wie die Betriebe sich sozial einbringen:

  • 63 Prozent der Unternehmen fördern Projekte.
  • 58 Prozent von ihnen engagieren sich für den Sport.
  • 46 Prozent fördern Bildung und Erziehung.
Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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