Bad Neustadt. Eines scheint in der Automobil-Industrie derzeit sicher: Die kommenden Jahre und Jahrzehnte werden eine Zeit des Umbruchs. Viele Experten erwarten, dass der Elektroantrieb dem Verbrennungsmotor Marktanteile abnehmen wird. Doch in welchem Ausmaß? Und wie schnell?
„Auch wir wissen natürlich nicht genau, wohin die Reise geht“, sagt Frank Ulrich, verantwortlich fürs Prozess- und Wertschöpfungsmanagement beim Automobilzulieferer Jopp im unterfränkischen Bad Neustadt. „Aber wir machen uns selbstverständlich Gedanken – und bereiten uns schon heute auf die Veränderungen vor.“
Neues Entwicklungszentrum am Firmensitz für rund 120 Mitarbeiter
Geschehen wird dies vor allem im neuen Entwicklungszentrum am Firmensitz in Bad Neustadt. Dieses Jahr, pünktlich zum 100-jährigen Bestehen des Unternehmens, soll es eingeweiht werden – und rund 120 Mitarbeiter der Entwicklung an einem Standort vereinen.
Dort können dann auch die nötigen Produktideen entwickelt werden, mit denen Jopp den drohenden Rückgang im Kerngeschäft abfedern will. Das bayerische Unternehmen mit weltweit knapp 2.000 Mitarbeitern an elf Standorten produziert fast ausschließlich für die Automobil-Industrie. „Fast die Hälfte unserer Wertschöpfung hängt dabei am Antriebsstrang“, so Ulrich. Der wichtigste Geschäftsbereich, mit einem Umsatzanteil von mehr als 40 Prozent: Schaltungssysteme für Getriebe.
Mit innovativen Systemen fürs Thermomanagement von Batterien lässt sich im Elektrozeitalter Geld verdienen
Zwar haben auch Elektrofahrzeuge Schaltungen – und Jopp hat in diesem Segment bereits Kunden in Deutschland und China gewonnen. Allerdings sind Getriebe bei Elektroantrieben von weitaus geringerer Bedeutung.
Das Geschäft mit Öl- und Kühlsystemen für Motoren und Getriebe sorgt bislang für rund 20 Prozent des Umsatzes. Und insbesondere, was die Kühlung angeht, erhofft sich das Unternehmen im Zeitalter der Elektromobilität viele Aufträge. Denn auch in E-Fahrzeugen müssen Motor und Getriebe optimal gekühlt werden – und nicht zuletzt natürlich vor allem die Batterie.
Gerade das Thermomanagement der Batterie- und Leistungselektronik ist wichtig. Hier sind neue Lösungen gefragt, deren Entwicklung man sich bei Jopp zutraut: „Es geht da ja prinzipiell darum, Wärme abzutransportieren“, erklärt Ulrich. „Und damit kennen wir uns aus.“
Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.
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