Der stärkste Schiffsantrieb von Caterpillar Motoren ist größer als ein Wochenendhaus
Auf diesen Tag hatten die Spezialisten des Motorenbauers Caterpillar wochenlang hingearbeitet. Als das Kreuzfahrtschiff „AIDAsol“ vor einigen Monaten die Meyer Werft verließ, nahmen auch die vier riesigen Dieselmotoren, die das 252 Meter lange Schiff antreiben, ihre Arbeit auf. Alles lief glatt. Die Aggregate – Gesamtleistung: 36.000 Kilowatt (kW) – sprangen ohne Probleme an. Kurz darauf begann ihre Jungfernfahrt.
36.000 kW (oder für alle, die noch in Pferdestärken rechnen: 48.946 PS) – das entspricht der Leistung von 900 Kleinwagen und würde locker reichen, um 100.000 Single-Haushalte zeitgleich mit Strom zu versorgen. Weltweit gibt es nur wenige Anbieter, die solche Antriebe liefern können. Die Caterpillar Motoren GmbH & Co. KG ist einer davon.
Am Hauptsitz im Kieler Stadtteil Friedrichsort sowie am Standort Rostock werden derzeit gemeinsam bis zu 250 Motoren pro Jahr gebaut, wie Betriebsleiter Jens Peter Reinkens bei einem Rundgang über das Firmengelände erzählt. Hier arbeiten rund 1.100 Mitarbeiter. Etwa 80 Prozent der Motoren gehen in den Schiffbau, der Rest an Kunden im Bereich Stromerzeugung sowie aus der Strom-, Öl- und Gas-Industrie.
Reinkens: „Wir sind innerhalb des Caterpillar-Konzerns die Spezialisten für große Diesel- und Gasmotoren im Leistungsbereich von 1.000 bis 16.000 kW.“ Neben Kiel und Rostock gibt es noch ein Werk im chinesischen Ort Shunde, außerdem ein Logistikzentrum in Henstedt-Ulzburg, über das der weltweite Ersatzteil-Vertrieb und Teile der Produktionslogistik abgewickelt werden.
Zehn Meter lange Motorblöcke
Die Produktion beginnt mit der Bearbeitung der Motorblöcke, die aus der Gießerei zugeliefert werden. Einer der größten ist rund zehn Meter lang, fast drei Meter breit und wiegt ohne Zylinderköpfe, Kolben und Kurbelwelle über 80 Tonnen.
Nach der Bearbeitung steht eine intensive Qualitätsprüfung an. Mitarbeiter Michael Wiepprecht zeigt auf das Typenschild: „Unser schwerster Reihenmotor ist der 9 M 43 C. Das Modell hat einen Zylinder-Durchmesser von 43 Zentimetern und eine Leistung von 9.000 kW. Damit kann man Propeller mit einem Durchmesser von bis zu fünf Metern antreiben.“
Das größte Modell wiegt 220 Tonnen
Nach der Bearbeitung der Motorblöcke werden die beweglichen Teile eingesetzt: Kolben, Pleuelstangen und Kurbelwelle.
Am Ende der Montagekette folgen der Zylinderkopf mitsamt der Nockenwelle und den Ventilen, die Abgasleitungen und die Elektrik. Die ist für die Steuerung und die Kontrolle der schweren Maschine zuständig.
Verkauft werden die Schiffsmotoren unter dem Markenzeichen MaK. Das Kürzel steht für Maschinenbau Kiel – die Firma, die der Caterpillar-Konzern 1997 übernommen und umbenannt hatte. Der Betrieb an der Förde war 1866 als Artilleriedepot gegründet worden und erlebte mehrere Besitzerwechsel, ehe er Teil des amerikanischen Konzerns wurde.
Wenige Jahre später übernahm Caterpillar zusätzlich das Dieselmotorenwerk Rostock, in dem heute etwa 130 Mitarbeiter beschäftigt sind.
Hier entstehen in unmittelbarer Nähe zur Neptun Werft die ganz großen MaK-Schiffsmotoren. Sie leisten bis zu 16.000 kW. Das größte Modell bringt 220 Tonnen auf die Waage und hat mit zwölf Metern Länge und sieben Metern Höhe die Ausmaße eines Wochenendhäuschens. Besonders stolz ist das Unternehmen darauf, dass alle sechs Aida-Neubauten der vergangenen Jahre mit Viertaktern aus Rostock ausgestattet wurden.
Momentan wird in dem Werk an einem neuen Motortyp gearbeitet, der die Emissionen von Schiffen deutlich reduzieren soll. Betriebsleiter Reinkens: „Ziel ist die Entwicklung eines sogenannten Dual-Fuel-Motors, der sowohl mit Diesel beziehungsweise Schweröl als auch mit Gas betrieben werden kann.“
Die Kosten des Projekts liegen bei rund 4 Millionen Euro, einen Teil davon steuert das Land Mecklenburg-Vorpommern bei. Mit dem Start der Serienproduktion wird 2014 gerechnet.
Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.
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