Es passiert eher selten, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Lobrede auf metallische Werkstoffe hält, aber 2017 war es so weit. Bei einer Feier zum Thema „100 Jahre Aluminiumproduktion in Deutschland“ würdigte sie die Eigenschaften des Metalls in aller Ausführlichkeit. „Es ist in seinen Verwendungsmöglichkeiten vergleichbar mit Stahl“, so Merkel, „aber um ein Vielfaches leichter. Sein Einsatz erweist sich überall dort von Vorteil, wo es auf geringes Gewicht ankommt.“

Die Laudatio der promovierten Physikerin dürfte auch in Kaltenkirchen bei Hamburg gut angekommen sein, denn dort sitzt die Firma Gleich Aluminium, die seit 1980 im Leichtmetall-Geschäft tätig ist und international zu den führenden Anbietern hochwertiger Aluminium- Platten zählt.

Ein Barren mit vier Meter Länge wiegt 20 Tonnen

Vertriebsleiter Sebastian Ricken: „Unser Kerngeschäft ist seit Mitte der 90er Jahre die Entwicklung, die Produktion und der weltweite Vertrieb von Präzisionsplatten, die wir unter dem Markennamen G.AL verkaufen. Diese Marke steht für äußerst verzugsarme, formstabile und homogene Präzisionsplatten aus Aluminium, die vielseitig einsetzbar sind. Unsere Kunden arbeiten unter anderem im Formen-, Werkzeug- und Maschinenbau, in der Laser- und Optik-Industrie und in der Medizintechnik.“

Ricken deutet auf einen großen Barren, der gerade per Kran angehoben wird. „Aluminium gilt ja als Leichtmetall“, sagt er, „aber bei diesen Dimensionen kommt schon einiges zusammen. Ein Barren mit vier Meter Länge wiegt 20 Tonnen – da nützt Ihnen auch die beste Stahlkappe im Schuh nichts mehr, wenn so ein Teil versehentlich auf Ihrem Fuß landet.“

Wärmebehandlung sorgt für spezielle Eigenschaften

Der matt glänzende Block fühlt sich warm an, gerade so, als hätte er kürzlich noch in einem Ofen gelegen. „Ja, genau so ist es auch“, bestätigt Ricken. „Nachdem die Barren von der Gießerei angeliefert wurden, kommen sie erst mal in den Wellness-Bereich. So nennen wir spaßeshalber die Wärmebehandlung, die ein zentrales Element unseres Fertigungsprozesses ist.“

Eine spezielle Wärmebehandlung verleiht den Platten der Firma Gleich Aluminium einzigartige Eigenschaften

Das Erhitzen hat verschiedene Effekte. Der wichtigste ist, dass die innere Struktur der Barren sich neu ordnen kann. Das reduziert Spannungen, die unter anderem durch die Temperatureinflüsse beim Guss entstanden sind.

Eine Bandsäge zerteilt die Barren

Der exakte Prozess ist ein gut gehütetes Firmengeheimnis, aber Vertriebschef Ricken lässt sich immerhin entlocken, dass einige Barren auf über 400 Grad Celsius erwärmt werden und rund 30 Stunden im Ofen bleiben. Das ist natürlich sehr energieaufwendig, daher zählt die Firma Gleich zu den größten Stromverbrauchern im Ort.

Nach dem Abkühlen werden die Blöcke mit einer großen Bandsäge in handliche Platten zerteilt und – falls vom Kunden gewünscht – mit einer Fräse endbearbeitet, um eine spezielle Oberflächenstruktur zu schaffen.

Online-Shop für Aluminium-Zuschnitte

Aber nicht nur im Werkstoffsegment sind die Kaltenkirchener stark, sondern auch im digitalen Bereich. Ricken: „Wir haben bereits 2015 einen eigenen Online-Shop für Aluminium-Zuschnitte gestartet, der bei den Kunden prima ankomt. Sie haben hier die Möglichkeit, an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr eine Bestellung aufzugeben.“

Wer dabei Hilfe braucht, kann per Live-Chat mit einem Mitarbeiter kommunizieren. Und für alle weiteren Fragen und für unterwegs gibt es eine App, die dem Kunden jede Menge Informationen und einen Zugriff auf die hauseigenen Wissensdatenbank bietet.

Auch die Fertigungsprozesse wurden Schritt für Schritt digitalisiert. Die einzelnen Stationen kommunizieren miteinander und versorgen sich selbstständig mit Material und Informationen. Das Ergebnis sind Prozesse, die reproduzierbar, transparent und zuverlässig sind.

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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