Köln. Ein Mann, ein Hund und ein bisschen Musik: Mehr braucht es nicht, um auf Tiktok erfolgreich zu sein. Zumindest funktioniert das bei Daniel Pfauntsch, den seine 8,3 Millionen Fans dort unter dem Namen Dannero kennen. Der Münchner lebt von seinem „Content“: Inhalten also, die er als sogenannter Content Creator täglich neu für Plattformen wie Tiktok, Instagram oder Youtube erstellt. In seinem Fall: Clips von sich und seinem Hund.

Aber wie macht man damit Geld? „Man verdient mit Kooperationen“, erklärte Pfauntsch kürzlich in einem Interview. So postete Dannero zum Verkaufsstart des Playstation-Games „Fifa 23“ ein Video, in dem er und sein Hund Fußball spielen. Sekundenlang ist darin auch das Spiel zu sehen. Den Clip schauten 860.000 Nutzer. Für den Hersteller EA Sports eine gute Werbung.

Für ein Viertel der Teenager sind Youtuber Vorbilder

Laut einer Bitkom-Umfrage folgen inzwischen mehr als 80 Prozent der 16- bis 29-Jährigen solchen Influencern auf Social-Media-Kanälen. In einer aktuellen Kantar-Umfrage geben 28 Prozent der Jungen und 22 Prozent der Mädchen zwischen 11 und 13 Jahren an, Youtuber und Instagrammer seien Vorbilder für sie. Kein Wunder also, dass viele selbst gerne Influencer wären.

„Die Chancen, so dauerhaft Geld zu verdienen, stehen eher schlecht.“

Barbara Engels, Ökonomin

„Bei den 15- bis 25-Jährigen ist das ein Traumberuf“, unterstreicht Barbara Engels. Die Ökonomin am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat untersucht, wie realistisch dieser Berufswunsch ist. Ihr Ausgangspunkt ist die Social-Brain-Hypothese: Demnach kann ein Mensch mit maximal 150 Leuten interagieren – mehr Kapazität für soziale Kontakte hat unser Gehirn einfach nicht. Das heißt: Jeder Bundesbürger könnte maximal 150 Influencern gleichzeitig folgen – theoretisch zumindest! Denn praktisch muss man von den fürs Oberstübchen möglichen Kontakten ja noch die aus dem echten Leben abziehen.

Die zweite Frage ist: Wie viele Follower braucht man, um seinen Lebensunterhalt mit Content zu verdienen? Realistisch sei dafür mit mindestens 20.000 Fans zu kalkulieren, hat die IW-Forscherin errechnet. Vor allem, wenn Creator von Werbepartnerschaften leben wollen.

Der deutsche Markt dürfte inzwischen gesättigt sein

Daraus ergibt sich folgende Formel: Gäbe es im deutschen Markt nur mittelgroße Influencer mit 20.000 Followern, würde die Aufmerksamkeit der deutschen Bevölkerung rein theoretisch ausreichen, um 543.000 Creator im Markt zu halten. Allerdings verdienen einer Umfrage zufolge schon jetzt fast so viele Menschen der jungen Generation Z ihren Lebensunterhalt auf diese Weise. Hinzu kommen noch Influencer anderer Generationen und aus dem Ausland: „Der Markt dürfte also schon gesättigt sein.“

Ist es also doch keine gute Idee, Content Creator werden zu wollen? „Die Chancen, so dauerhaft Geld zu verdienen, stehen eher schlecht“, sagt Engels. Denn auch, wenn das Internet unendlich erscheint: Unsere Aufmerksamkeit ist es nicht.

Michael Aust
aktiv-Redakteur

Michael Aust berichtet bei aktiv als Reporter aus Betrieben und schreibt über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach seinem Germanistikstudium absolvierte er die Deutsche Journalistenschule, bevor er als Redakteur für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Mitarbeiter-Magazine diverser Unternehmen arbeitete. Privat spielt er Piano in einer Jazz-Band. 

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