Remscheid. Ja, wo sind denn all diese Räumwerkzeuge – die Schneefräsen, -schaufeln und -pflüge? Stefan Berghaus lacht: „Mit dem Winterdienst haben wir nichts zu tun. Unsere Werkzeuge zerspanen Metall und räumen die Späne weg“, sagt der Controller der Remscheider Firma Berghaus. Das Ergebnis sind quasi hochpräzise „Rundfeilen“, die bei Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie weltweit zum Einsatz kommen.
Man stelle sich einen eingespannten Metallring vor. Nun zieht ein Arm mit Tonnenkraft das Räumwerkzeug in Windeseile durch den Ring. Späne fliegen – und aus dem Ring ist ein Zahnkranz geworden. Auf die Präzision geben die Remscheider eine Garantie. Die Toleranz liegt bei einem hundertstel Millimeter. Ein Haar ist dreimal so dick!
Die Fertigung ist aufwendig: 16 Arbeitsschritte bis zum perfekten Räumwerkzeug
Die knapp 100 Mitarbeiter – davon 12 Auszubildende – erwirtschafteten vergangenes Jahr 16 Millionen Euro. Alle verstehen sich als Familie, man begrüßt sich per Handschlag, der Vater gibt sein Wissen an den Sohn weiter. Berghaus: „Unsere Produkte können wir nur mit Leuten fertigen, die ihr Know-how einbringen und mit Herzblut dabei sind.“
Einrichten, korrigieren, prüfen, programmieren: Der Weg zum perfekten Räumwerkzeug führt über 16 Arbeitsschritte. Fräsen und drehen gehören ebenso dazu wie der Glühofen, das Vakuumhärten bei fast 1.200 Grad. Beim abschließenden Schleifen gibt ein Mitarbeiter dem Rohling über Stunden und manchmal Tage sein Profil. Aus einem Metallstab entsteht so zum Beispiel eine Art Rundfeile, die zum Ende hin immer dicker wird – und so beim Durchziehen durch einen Ring immer mehr Material abträgt.
Kunden von Berghaus sind unter anderem Siemens, ZF, Daimler und Schaeffler
Siemens, ZF, Daimler, Schaeffler, MTU, Rolls-Royce, die führenden Firmen ihrer Branche und ihre Zulieferer – die Liste der Kunden liest sich wie das „Who’s Who“ der Industrie. Millionenfach werden mit Räumwerkzeugen aus Remscheid Teile für Getriebe, Anstriebsstränge und Nockenwellen gefertigt. Und die Naben, die den Schaufelblättern von Turbinen in Flugzeugen und Kraftwerken festen Sitz geben.
Die Räumwerkzeuge kosten bis zu 100.000 Euro. Dafür erwartet den Kunden perfekter Service wie die Reparatur und das Nachschärfen der „Superfeilen“. Wer also nach filigranen, fein ziselierten Kunstwerken aus Stahl sucht – hier wird er fündig. Lediglich bei Schnee und Eis müssen die Remscheider passen