Schwelm. Nur keine Panik! Wer ein Türschloss mit der entsprechenden Funktion hat, kommt immer raus, auch wenn abgeschlossen ist. Das ist Standard in der Fluchtwegsicherung – und in öffentlichen Gebäuden vorgeschrieben, egal ob Neubau oder denkmalgeschütztes Gemäuer. Selbst die Schlösser, die in historischen Rathäusern, Kirchen, Herrenhäusern oder Burgen mitunter jahrhundertelang ihren Dienst erfüllt haben, können nachgerüstet werden. Es reicht eine „Kernsanierung“ – in Schwelm sitzen die Experten dafür.
Jeder zweite Schloss- und Beschlagproduzent bundesweit sitzt in Nordrhein-Westfalen
Bei Bever & Klophaus landen viele Restaurierungsfälle aus dem In- und Ausland, die hier auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Das Innenleben wird ausgetauscht: Alles kommt raus, ein modernes Schloss wird eingesetzt, der äußere Charakter bleibt erhalten. Die ideale Verbindung zwischen Tradition und Moderne.
Dr Betrieb mit 60 Mitarbeitern gehört zu einer Branche, die ihren Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen hat. Etwa jedes zweite Unternehmen der deutschen Schloss- und Beschlag-Industrie hat im Westen seinen Sitz, überwiegend rund um Velbert bei Wuppertal.
Die 148 Betriebe bundesweit beschäftigten im vergangenen Jahr rund 39.300 Mitarbeiter. Der Umsatz summierte sich auf 7,7 Milliarden Euro. Die Schloss- und Beschlagproduzenten stehen beispielhaft für ein starkes Stück NRW: Schließlich zählen sie zum wichtigsten Industriezweig des Landes: der Metall- und Elektro-Industrie, die hier 700.000 Menschen Arbeit gibt.
Zahlreiche Betriebe blicken auf eine lange Tradition zurück, wie eben Bever & Klophaus. Und dennoch: Aufgeschlossen sein für Neues, ohne das Alte zu vergessen, ist eine Spezialität der Firma, die sich seit 209 Jahren mit Schließtechnik beschäftigt.
Modernste Panikschlösser in uralter Schließtechnik
„Wir arbeiten an bestehenden Produkten ständig weiter, entwickeln immer wieder Neues“, sagt Kerstin Mohr, Geschäftsführerin in siebter Familiengeneration. Und so sind modernste Anti-Panik-Schlösser im Angebot, mit denen – ein positiver Nebeneffekt – im kleinen, aber feinen Sonderbau auch uralte Verschließvorrichtungen ausgerüstet werden können, ohne dass deren antiker Charme dabei verloren geht.
Die Schlossfabrik ist breit aufgestellt. „Wir liefern die komplette Bandbreite an Schlössern für Haus- und Zimmertüren, den Metall- und Zaunbau“, erklärt Mohr. Vom einfachen Kastenschloss über Rohrrahmenschlösser bis hin zum elektrischen Türöffner sind mehr als 1.500 Schlosstypen auf Lager.
Klares Bekenntnis zum Industriestandort NRW
Vor zwei Jahren tauschte der Betrieb das beengte, dreistöckige Gebäude in der Innenstadt gegen einen großzügig angelegten Neubau mit optimiertem Materialfluss und ebenerdiger Produktion auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände. Ein Mammut-Projekt, das Seniorchef Hans-Dietrich Mohr gestemmt hat. Es ist ein klares Bekenntnis zum Industriestandort NRW.
Die Übernahme zweier Firmen und ständig steigende Auftragseingänge hatten den Umzug dringend erforderlich gemacht. „Allein die Lagerfläche hat sich um das Zweieinhalbfache vergrößert“, sagt Hans-Dieter Mohr. „Und wir haben in die Technik investiert.“ Eine neue Stanze und eine moderne Lackiererei gehören dazu.
3-D-Drucker unterstützen die Konstrukteure in dem Traditionsbetrieb
Reichlich Platz ist jetzt für die Mitarbeiter und ein gesundes Nebeneinander von Alt und Neu. Hightech kommt zum Einsatz: In der Entwicklungsabteilung unterstützen 3-D-Drucker die Konstrukteure. Hier sind auch die neuesten Produkte von Bever & Klophaus entstanden: Fenstersicherung und Bandseitensicherung, die das Aufhebeln von Fenstern erschweren. „Die Produkte laufen sehr gut“, berichtet Markus Schlag, der die Entwicklung betreut hat: „Sie sind geprüft, zertifiziert und bei der Polizei gelistet.“
Nur wenige Meter weiter befindet sich das Reich von Anatolij Merten, eine ganz andere Welt. Er montiert die Schlösser des Rustikalprogramms. Zierleisten, Türschilder und Drücker aus Messing oder Eisen, verschnörkelt, geschwungen, dazu antik anmutende Zierschlüssel: „Das muss alles zusammenpassen“, sagt Merten.
Die traditionellen Formen der Kastenschlösser werden nach Vorlagen aus alten Katalogen gebaut und sind vor allem bei Renovierungen denkmalgeschützter Gebäude gefragt, nicht nur in Deutschland.
3.000 Kunden im In- und Ausland werden beliefert
Es ist eine Umsatznische und fast ein Alleinstellungsmerkmal der Schwelmer: Mitbewerber gibt es da kaum. Das gilt auch für den Sonderbau, der nicht nur alte Schlösser restauriert, sondern auch neue für spezielle Anforderungen anfertigt – das sind Einzelstücke nach Kundenwunsch.
Das Gros des Geschäfts entfällt allerdings auf das klassische Schlossangebot. Rund 3.000 Kunden beliefert Bever & Klophaus. Vertrieben wird über den Fachhandel und Schlüsseldienste. Aber auch in allen großen Baumärkten ist die Marke stark vertreten.
Die Entscheidung für diese Vertriebsschiene war Anfang der 1970er Jahre ein mutiger Schritt, hat sich aber zuletzt mit Zuwächsen im zweistelligen Prozentbereich ausgezahlt. Damit hat das Familienunternehmen in der mehr als 200-jährigen Erfolgsgeschichte einmal mehr bewiesen, dass es sich lohnt, neue Wege einzuschlagen.
Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten.
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