Ich bin Gerhard Oswald, 61 und Chemielaborant bei Procter & Gamble in Worms. Zumindest bezeichne ich mich weiterhin so, mein offizieller Titel lautet „Technical Materials Expert für Parfüme und Geschmacksstoffe“.
Ich habe Chemielaborant gelernt und bin seit 1980 bei P&G. Bei mir ging es los mit dem Kosmos-Chemiebaukasten. In der Schule haben mir die naturwissenschaftlichen Fächer immer den meisten Spaß gemacht. Es war klar, dass ich was mit Chemie machen würde.
Unser Wormser Werk ist zentral für den Konzern: Hier entstehen Parfüme und Geschmacksstoffe für unsere Produkte. Ohne uns würden Waschmittel und Duschgels nach ihren Grundsubstanzen riechen und Zahnpasta unangenehm schmecken.
Ich bewerte Rohstoffe und Rezepturen und sorge so dafür, dass die Ideen unserer Parfümeure auch in der Produktion funktionieren.
Standards
Die Rezeptur eines Parfüms kommt von unseren Parfümeuren am Standort Brüssel. Davon machen wir eine Labormischung, die der Parfümeur bewertet. So entsteht unser Ur-Standard. Auf ihm baut die Rezeptur für die Produktion auf. Und mit diesem Standard vergleichen wir Proben aus jeder Charge.
Die Rezeptur eines Parfüms kommt von unseren Parfümeuren am Standort Brüssel. Davon machen wir eine Labormischung, die der Parfümeur bewertet. So entsteht unser Ur-Standard. Auf ihm baut die Rezeptur für die Produktion auf. Und mit diesem Standard vergleichen wir Proben aus jeder Charge.
Rezepturen
Was genau drin ist, kann ich natürlich nicht verraten. Wir haben 1.200 Rohstoffe, 50 bis 120 kommen in ein Parfüm. Generell sind drin: Ester, Alkohole, Aldehyde, natürliche Rohstoffe wie Lavendelöl, Zitrusöl oder Blütenextrakte.
Gaschromatograf
Er zerlegt das Parfüm in seine Bestandteile. Jeder Teil ergibt ein elektrisches Signal, das auf einem Ausdruck dargestellt wird. Daran erkennen wir, ob die chemische Zusammensetzung des Parfüms so ist wie die Referenz. Riechen aber kann er noch nicht.
Nase
Sie ist mein wichtigstes Werkzeug. Ansonsten brauche ich im Panelraum nur Teststreifen, Becher und Laptop oder Papiere zur Dokumentation. Ich rieche immer erst an einer Referenz, dann an der Probe.
Anfangs rieche ich die Topnote, den ersten Eindruck. Der ist nach etwa drei Minuten verflogen, dann kommt die Herznote. Stimmt beides zwischen Referenz und Probe überein, ist das Parfüm in Ordnung. Über die Jahre ist meine Nase unempfindlicher gegenüber dem „geruchlichen Grundrauschen“ geworden, dafür nehme ich Feinheiten stärker wahr. Das ist wie Nasentraining.
Privat benutze ich allerdings nur noch gering parfürmierte Produkte. Das Schlimmste für mich ist, an einer Parfümerie vorbeizulaufen.
Panelraum
Mein Hauptarbeitsplatz. Hier drin bewerte ich Parfümöle zwischen A (passt perfekt zur Referenz) und D (weit weg davon). Ist meine Nase gut gelaunt, mache ich 40 Proben pro Tag. Von den wichtigen Ur-Standards sind es bis zu 300 pro Jahr.
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