Bergisch Gladbach. Stellen Sie sich das mal vor: Ein ICE rast nachts mit 150 Sachen auf eine scharfe Kurve zu, das Display zeigt dem Triebfahrzeugführer aber nur Tempo 100 an. Da ist die Katastrophe unausweichlich.

Damit das nicht passiert, sind die Sicherheitsanforderungen für die entsprechenden Geräte in Bahnfahrzeugen extrem streng. Um sie zu erfüllen, braucht es enormes Know-how. Ein Know-how, das kaum ein Unternehmen so umfassend hat wie die Deuta-Werke in Bergisch Gladbach.

Das Unternehmen hatte vor gut 100 Jahren den Tacho für den Mercedes des Kaisers geliefert

Vor über 100 Jahren hat die Firma mit dem Bau von Tachometern für Autos begonnen und sogar den Mercedes des Kaisers ausgestattet. Heute ist Deuta-Werke auf Bahnfahrzeuge spezialisiert, auf alles von der Straßenbahn bis zum Hochgeschwindigkeitszug – weltweit. Es ist ein Familienunternehmen mit 250 Mitarbeitern. „Wir waren immer Innovationstreiber“, sagt Rudolf Ganz, technischer Geschäftsführer.

Hier gehe es vor allem um drei Dinge: die Messung von Geschwindigkeit, die Verarbeitung der entsprechenden Daten und ihre Darstellung auf dem Display. So hat die Firma eine patentierte Technologie entwickelt, die die ans Display übermittelten Daten permanent auf ihre Richtigkeit überprüft.

Der geniale Trick mit dem Doppler-Radar

Ein Innovations-Beispiel der Firma ist das Doppler-Radar: Das Gerät ist unter dem Zug befestigt und sendet Mikrowellen aus, die vom Boden reflektiert werden. Die empfangene Frequenz verschiebt sich entsprechend der Fahrzeuggeschwindigkeit. Aus dieser Verschiebung lässt sich die Geschwindigkeit präzise errechnen, ohne störende Einflüsse wie etwa bei der direkten Messung der Umdrehungen der Achse.

„Bei einer Vollbremsung blockieren die Räder und der Tacho zeigt Stillstand, obwohl der Zug noch schnell fährt“, erklärt Ganz. Eine extreme Verzerrung, die durch das berührungslose Radarsystem vermieden wird.

Bei den Produkten sind Zuverlässigkeit und Langlebigkeit enorm wichtig. „Ein normaler Laptop läuft im Schnitt etwa 2.500 Stunden, bevor er den ersten Fehler hat. Unsere Führerstand-Displays erreichen 110.000 Stunden“, so Ganz. Zudem wird immer ein Ersatzgerät eingebaut, das bei Ausfall des anderen einspringt.

Werner Grosch
Autor

Werner Grosch war lange Jahre leitender Redakteur einer Tageszeitung mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft. Für aktiv schreibt er Reportagen aus Unternehmen der Metall- und Elektrobranche und porträtiert Mitarbeiter aus diesen Branchen mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten oder Hobbys. Privat und beruflich ist er am liebsten mit dem Rad unterwegs.

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