Tübingen. Seifenblasen lassen Kinderaugen leuchten, in Varieté-Shows verzaubern die schillernden, hauchzarten Gebilde Erwachsene. Der Grundstoff für Seifenblasen kommt aus Tübingen: Dort produziert Pustefix mit 25 Mitarbeitern jährlich rund 1,5 Millionen Liter der zähen, leicht klebrigen Seifenblasenflüssigkeit – doch die geht nicht nur an Seifenblasen-Artisten oder in den Spielwarenhandel.

Frank W. Hein, Geschäftsführer von Pustefix, weiß: „Jäger bestimmen mit Seifenblasen die Windrichtung, Wild lässt sich davon nicht irritieren.“ Hundeführer füllen Seifenblasen mit Duftstoffen, um ihre Hunde zu trainieren. In Kfz-Werkstätten wird die Flüssigkeit für Dichtheitsprüfungen eingesetzt.

Das Rezept für die Seifenblasenflüssigkeit ist ein Familiengeheimnis

„Im Mittelalter waren Seifenblasen ein Zeichen für Vergänglichkeit, auf Holzstichen ist der Sensenmann oft von ihnen umgeben“, erklärt der Experte. Heute nutzen Wissenschaftler Seifenblasen, um etwa Dachkonstruktionen oder Kabelnetze zu planen: „Seifenblasen umschließen bei kleinstmöglicher Oberfläche das größtmögliche Volumen“, so Hein. „Ungehindert in der Luft schwebend, werden sie zu einer Kugel. Spannt man eine Seifenhaut zwischen Drahtrahmen oder Platten, entstehen unterschiedlichste geometrische Formen.“

Neben Wasser seien Tenside, also Seifenmoleküle, in der Flüssigkeit, verrät Hein über die Zusammensetzung. „Ein Verdickungsmittel macht die Flüssigkeit zäh, die Blasen platzen nicht so schnell.“ Außerdem verlängert ein Feuchthaltemittel das Leben der Blasen, Konservierungsstoffe machen die Substanz haltbar und keimfrei. 1948 hat Heins Großvater Rolf Hein das Spielvergnügen erfunden. Seitdem wurde die Rezeptur immer wieder angepasst, sie muss strengen Richtlinien für Kinderspielzeug entsprechen.

So entsteht „Pustefix“

Und so entstehen Seifenblasen: „Die Tenside drängen sich an die Grenzfläche zwischen Luft und Wasser. Sie verringern die Oberflächenspannung des Wassers und bewirken, dass die Oberfläche dieser Mischung elastisch ist und sich ausdehnen kann. Jetzt kann man Luft in die Seifen-Wasser-Mischung blasen, ohne dass die Oberfläche sofort zerreißt“, erklärt der Experte. Pustefix stellt zwei Varianten her: eine für die normalen Seifenblasen, die etwa handtellergroß werden, und eine für mannshohe Riesenblasen. 

Andrea Veyhle
Autorin

Nach dem Germanistik- und Anglistik-Studium absolvierte Andrea Veyhle ein Volontariat und arbeitete für eine Agentur. Seit 2007 ist sie freiberuflich für verschiedene Verlage tätig. Für aktiv berichtet sie in Reportagen über die Chemie in Baden-Württemberg und stellt mit Porträts die vielseitigen Berufsbilder der Branche vor. Außerdem erklärt sie, wo uns chemische Produkte im Alltag begegnen. In ihrer Freizeit experimentiert sie gerne in der Küche, Kalorien strampelt sie auf dem Rennrad wieder ab.

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