Fröndenberg. Ordnung ist das halbe Leben: Ob Taiichi Ono das auch von seiner Oma gehört hat? Sicher ist: Der viel zitierte Spruch steckt im Produktionssystem, das der Japaner ab den 1950er Jahren für Toyota entwickelt hat. Seine Methoden finden sich in großen und kleineren Unternehmen weltweit wieder. Auch in Fröndenberg. Dort produziert die Firma Schmöle Rippenrohre, Ölkühler und Wärmetauscherkomponenten.

Beim Gang durch die Fertigungshallen fällt auf: Es ist sehr sauber und ordentlich. Nichts steht im Weg, alles hat seinen Platz, vieles ist eindeutig beschriftet. Michael Unruh, Denise Gras und Hale Ceviker haben nichts zu beanstanden.

„Früher war es manchmal schon etwas unstrukturierter. Es lag mehr herum, auch am Arbeitsplatz“, sagt Vorarbeiter Unruh, seit 38 Jahren bei Schmöle: „Jetzt ist es aufgeräumter. Man findet alles sofort, was man braucht.“ Und das sei nicht nur so, wenn sich Besuch angekündigt hat, betont Schichtführerin Ceviker. Die Ordnung hat seit mehr als einem Jahr Bestand. Das liegt nicht zuletzt an den regelmäßigen Rundgängen der 6S-Koordinatoren, zu denen die drei gehören.

Was es mit der „6S-Methode“ auf sich hat

6S? Das kommt einem japanisch vor. Es ist die aufgestockte 5S-Methode, die Taiichi Ono zu einem wesentlichen Bestandteil seiner Produktion gemacht hat (siehe Kasten). Und auf die setzen unter anderem auch die Ingenieure des Märkischen Arbeitgeberverbands, wenn sie Mitgliedsunternehmen in Sachen Optimierung der Produktionskosten beraten – so wie bei Schmöle.

Das Unternehmen will die Produktion an aktuell drei Standorten auf zwei konzentrieren und sich neu ausrichten. Und wie man weiß: Ein Umzug ist der ideale Zeitpunkt, um gründlich aufzuräumen. Bei Schmöle gab es da einiges zu tun – bei 168 Jahren Firmengeschichte und gewachsenen, nicht immer zeitgemäßen und optimalen Lager- und Produktionsabläufen.

Da werden nicht mehr benötigte Dokumente aufbewahrt, Werkzeuge und Messmittel nicht griffbereit gelagert. Material, das gerade nicht gebraucht wird, ist ebenso im Weg wie eine nicht mehr genutzte Maschine.

Laufwege eindeutig gekennzeichnet, Stolperfallen beseitigt

Was im Alltagsgeschäft oft untergeht, schaute sich der MAV-Ingenieur genau an. Führte Gespräche, machte Fotos und stellte mehr als 100 Optimierungsansätze zusammen. Ein ganz wesentlicher: die systematische Einführung der 6S-Methode. Dabei gilt wie zu Hause: Beim Aufräumen müssen alle mitziehen, damit es auf Dauer wirkt. Bei Schmöle hat sich deshalb das 6S-Team gefunden: Fach- und Führungskräfte aus allen Abteilungen wurden in der Methodik geschult. Seit März 2022 schauen sie sich alle 14 Tage die Situation an und dokumentieren mit dem Tablet, ob und was sich ändern muss.

Viel haben sie erreicht. Shadow Boards mit exakt definierten Plätzen für Werkzeuge und Reinigungsmittel wurden angeschafft. Nicht mehr benötigte Maschinen und Materialien wurden entsorgt, Laufwege eindeutig gekennzeichnet, Stolperfallen beseitigt. Sortieren, Systematisieren, Säubern und Standardisieren sind so gut wie erledigt, auch das sechste „S“, die Sicherheit, ist in Arbeit.

Dauerhaft wird Platz und Zeit gespart

Bleibt die Selbstdisziplin, an der die Methode nicht selten scheitert. Bei Schmöle klappt es. „Die Kollegen achten deutlich mehr auf Ordnung“, berichtet Denise Gras. „Man lebt es vor und nimmt die anderen dadurch mit“, setzt Unruh auf die Vorbildfunktion. Die regelmäßigen Rundgänge bleiben, sind aber oft schneller erledigt.

Effizienter sind die Abläufe geworden: Die Zeit fürs Suchen, für unnötige Wege und Transporte sank. Lagerflächen konnten reduziert und so Platz für den Maschinenumzug geschaffen werden. Ordnung ist eben nicht nur das halbe Leben – sie spart auch Geld.

Sicher, sauber, produktiv

  • Die aus dem Japanischen kommende 5S-Methode ist eine systematische Vorgehensweise zur Arbeitsplatzgestaltung, die Arbeitseffizienz und Produktivität erhöhen und Verschwendung minimieren soll.
  • Sie besteht aus den Schritten Seiri (Sortieren), Seiton (Systematisieren – Arbeitsmittel eindeutig anordnen), Seiso (Säubern), Seiketsu (Standardisieren) und Shitsuke (Selbstdisziplin – Standards einhalten).
  • Mit dem Aspekt Safety/(Arbeits-)Sicherheit wurde die Methode um ein sechstes S erweitert.
Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie außerdem bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

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