Chemnitz. Der Messschieber zeigt: Breite und Höhe stimmen auf den hundertstel (!) Millimeter. Diese Genauigkeit ist nötig – sie soll Leben retten. „Diese Hülse gehört zur Brennkammer eines Airbags, der notfalls in Millisekunden seine Arbeit tun muss“, erklärt CNC-Teamleiter Thomas Schubert (29). Er arbeitet an einer topmodernen Maschine, die beim Chemnitzer Unternehmen Cefeg gleichzeitig das gelochte Blech in Form bringt und die Brennkammer montiert.
Wenige Schritte entfernt steht Schuberts Kollegin Lisa Schulz (28) an einer ebenfalls recht neuen Anlage. Diese spuckt rasant Kontaktpins für Leiterplatten aus. Insgesamt Hunderte verschiedener Biege- und Stanzteile, hergestellt aus Draht und Blechbändern, haben die Chemnitzer im Programm: für die Autobranche, die Medizintechnik, für Elektro- und Elektronikhersteller im In- und Ausland.
Kleinteile aus Chemnitz für Firmen in China
Zum Beispiel die Leiterplattenpins: „Nur 15 Prozent davon produzieren wir für Deutschland“, erklärt Cefeg-Geschäftsführer Hans-Georg Reichel (69). „Der Rest geht nach China, wo dann Leiterplatten für die Elektronik deutscher Autos gefertigt werden.“ Moment mal: Kleinteile für China?!
Läuft das nicht normalerweise andersrum, kommt so was nicht eher aus Billiglohn-Ländern? Da muss Reichel schmunzeln. „Es kommt ganz darauf an, wie die Firma aufgestellt ist.“ Cefeg könne Qualität und Pünktlichkeit zu akzeptablen Preisen bieten, weil das Unternehmen auf Innovation und Kreativität setze, auf modernste Technik, bedient von fachlich fitten Mitarbeitern.
Stanzen und Biegen auf höchstem Niveau – dafür wird bei Cefeg stetig modernisiert
Cefeg entstand 2005 als Ausgründung aus der Insolvenzmasse einer Vorgängerfirma. „Unsere Chance lag von Anfang an darin“, sagt Reichel, „immer neue Werkzeugkonzepte und neuartige Hightech-Fertigungswege zu entwickeln.“ Wie zum Beispiel die Produktion der hochpräzisen Airbag-Brennkammern in nur einem Maschinendurchlauf.
Für die notwendigen neuen Ideen und ihre technische Umsetzung sorgen fünf Konstrukteure, ein eigener Werkzeugbau und die Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten sowie Maschinenbaufirmen. Mittlerweile bietet man Werkzeugentwicklung und -bau auch als Dienstleistung für andere Hersteller an.
Die Belegschaft ist seit 2005 von 60 auf 110 Mitarbeiter gewachsen, der Umsatz hat sich auf rund 11 Millionen Euro gut verdreifacht. Etwa 25 Millionen Euro hat das Unternehmen insgesamt schon am Standort investiert – und ab 2019 wird im Chemnitzer Norden eine neue, größere Fabrik gebaut.
Unternehmerische Verantwortung für den Standort
„So eine Entwicklung klappt nur mit engagierten Leuten, mit Mitarbeitern, die sich gebraucht fühlen, gerne zur Arbeit kommen und eine Chance haben, ihre Ideen umzusetzen“, betont Reichel. Knapp 50 Azubis haben hier schon ausgelernt, fast alle sind geblieben.
Das liegt auch am „Wohlfühlfaktor“: Die Firma gibt Geld für die Weiterbildung aus, es gibt Yoga und Massage für kleines Geld während der Arbeit. Cefeg fördert Sportklubs in der Region wie auch den Verein „Tellerlein deck dich“ für bedürftige Kinder. „Als Unternehmer bist du in der Pflicht, das gesellschaftliche Leben mitzuorganisieren“, findet Reichel. „Das macht den Standort attraktiver – und das kommt dann auch wieder der Firma zugute.“