Wenn Europäer Bedeutung in der Welt haben wollen, geht das nur gemeinsam. Das sagte der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt einmal – und nichts hat sich daran geändert. Das vermittelte Professor Thilo Harth von der Fachhochschule Münster rund 50 Azubis in der Ausbildungsgesellschaft Mittel-Lenne. Schon der Blick auf die von ihm vorbereitete Weltkarte und einige Vergleichszahlen reichte. Die einzelnen Nationalstaaten sind eine kleine Nummer, Europa eine größere – aber nur, wenn alle an einem Strang ziehen. „Wenn wir Europa schwächen, wenn wir unsere Demokratie schwächen, haben wir einen noch schwereren Stand in der Welt“, versuchte Harth den jungen Leuten klarzumachen.
Infoveranstaltung des Märkischen Arbeitgeberverbands
Die hatten sich auf Initiative des Märkischen Arbeitgeberverbands und der Ausbildungsgesellschaft Mittel-Lenne zum Vor-Europawahl-Infotreffen zusammengesetzt. Ziel war es nicht, Wahlkampf zu betreiben oder sie in ihrer Wahl zu beeinflussen. Die Azubis sollten auf die Europawahl und ihre Bedeutung hingewiesen und ermuntert werden, wählen zu gehen. Denn: Erstmals dürfen in Deutschland am 9. Juni auch 16-Jährige ihre Stimme abgeben, und auch für etliche der etwas Älteren dürfte es die erste Wahl sein.
Mit Thilo Harth hatte der MAV einen Referenten eingeladen, der sich seit einigen Jahren bemüht, junge Leute für Europa zu begeistern. Er gehört zum Team Europe direct der Europäischen Kommission. Der Hochschulprofessor hat selbst mal Betriebsschlosser gelernt, dann Maschinenbau und auf Lehramt studiert. In der Ausbildungsgesellschaft vermittelte er seine Botschaft anschaulich und lebendig und ging auch der engagierten und kontroversen Diskussion mit den Azubis nicht aus dem Weg.
„Demokratien führen untereinander keinen Krieg“, lautete eine seiner zentralen Botschaften. Und zur Bedeutung Europas für jeden Einzelnen verwies er darauf, dass das Europäische Parlament längst kein Abschiebebahnhof mehr für unerwünschte Politiker sei: „In den letzten Jahren haben sich die Kompetenzen deutlich erweitert. Das Parlament hat erhebliches Entscheidungspotenzial.“
Plakatkampagne soll gezielt junge Leute ansprechen
Das betrifft alle in ihrem Alltag. Und wer mitbestimmen möchte, wer dort entscheidet, müsse wählen gehen, so Harth. Dazu ermuntern auch die Wahlplakate, die Designstudentin Julia Munt vorstellte. Sechs Designstudenten-Teams an der Fachhochschule Münster haben sich Gedanken gemacht, wie junge Leute angesprochen werden können. Ungewöhnliche und originelle Arbeiten sind dabei herausgekommen.
Die Azubis der Ausbildungsgesellschaft konnten ihren Favoriten wählen. „Gib deinen Senf dazu“ machte dabei das Rennen. Es wirbt aktuell an verschiedenen Stellen in der Ausbildungsgesellschaft und beim Verband für die Stimmabgabe.
Von der müssen nicht mehr alle Azubis überzeugt werden. Einige sagten nach der Veranstaltung direkt, dass sie am 9. Juni dabei sind. Wer sich vorher noch genauer orientieren möchte, könne dies gut über einen Wahlomat machen, so der Tipp von Referent Harth. Insgesamt 38 Thesen sind dort zu bewerten - am Ende wird die Partei angezeigt, die der eigenen Meinung am besten entspricht.
Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten.
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