Bonndorf. Auf Überraschungen ist Frank Ketterer immer gefasst. Sie machen ihm sogar Spaß. Er arbeitet im Kundendienst: Täglich kommen andere Teile rein, Ketterer macht eine Fehleranalyse – und bringt die Motoren wieder ans Laufen. Eine gute Vorbereitung auf andere Tätigkeiten in der Firma Dunkermotoren: „In diesem Job lernt man alle Geräte kennen“, sagt der junge Mann.
Ketterer (25) ist Elektroniker für Geräte und Systeme. Und will beruflich weiterkommen. Seit zweieinhalb Jahren macht er die Fortbildung zum staatlich geprüften Techniker – neben seinem Vollzeitjob! „Ganz schön knackig“, meint er selbst.
Entwicklung, Vertrieb, Einkauf, Unternehmensführung – auf dem Programm steht praktisch alles, was so zum betrieblichen Ablauf gehört. Wo er sein neues Wissen nach dem Abschluss einsetzen will, weiß Ketterer noch nicht. Sein Anspruch ist aber: „Ich will Entscheidungen treffen können und zum Erfolg des Unternehmens beitragen.“
Die Fortbildung zum staatlich geprüften Techniker ist anspruchsvoll
Dunkermotoren im Schwarzwaldstädtchen Bonndorf ist ein Spezialist für Antriebstechnik. Produziert werden Motoren, die etwa in Abfüllanlagen für PET-Flaschen oder in verstellbare Zahnarztstühle eingebaut sind. Auch für die industrielle Automation bietet man Lösungen an. Die werden mit der Vernetzung in der Produktion immer komplexer.
„Wir fertigen inzwischen kaum noch rein mechanische Produkte, Elektronik und IT werden immer wichtiger: Deshalb brauchen unsere Mitarbeiter mehr – und andere – Kompetenzen“, sagt Personalchefin Renate Heizmann. Wer sich weiterbilden möchte, rennt bei ihr offene Türen ein.
Rund 1.000 Mitarbeiter sind es hier am Stammsitz. Aktuell machen sieben Facharbeiter eine zweijährige Weiterbildung in Vollzeit. Dazu kommen rund 20 Mitarbeiter in einer Teilzeit-Fortbildung zum Meister oder Techniker. „Ihr neu erworbenes Wissen wollen wir natürlich nutzen“, so Heizmann.
Die Firma unterstützt das Lernen daher auch finanziell, trägt nach bestandener Prüfung die Hälfte von Ketterers Schulgeld.
Sein künftiges Gehalt bemisst sich nach dem mit ERA-Kriterien bewerteten Arbeitsplatz, mit einer höheren Einstufung kann er auf alle Fälle rechnen. Doch ihn lockt nicht nur das Geld: „Die Fortbildung bringt mich einfach weiter.“ Ein Vorteil des Teilzeit-Modells: Neues Know-how macht sich schon bald bemerkbar, etwa bei Meetings: „Ich kann da jetzt anders in die Diskussion einsteigen“, sagt Ketterer. Auch in seinem Fachgebiet Elektronik lernt er viel dazu: „Alles über 230 Volt ist Neuland für mich.“
Dreieinhalb Jahre dauert der Lehrgang. Anfangs war der Unterricht immer samstags, danach vierteljährlich vier Tage am Stück in Würzburg, wo angehende Techniker aus Baden-Württemberg und Bayern zusammenkommen. Dafür muss Ketterer auch Urlaub nehmen. Etwa zehn Stunden Freizeit pro Woche reserviert er fürs Lernen. Urlaub, Hobbys, Freunde – sie müssen vorerst kürzertreten. Logische Folge: „Nach meinem Abschluss 2019 möchte ich erst mal ein Wochenende so richtig genießen …“