Ulm. Wie wird eigentlich die Sicherheitstechnik im Flieger oder im ICE gecheckt, bevor wir einsteigen? Immerhin zählen Deutschlands Flughäfen pro Tag rund 644.000 Passagiere, die deutsche Bahn kommt sogar auf etwa 12 Millionen! Für das Prüfen aller sicherheitsrelevanten Funktionen in Massenverkehrsmitteln, immer wieder und in kurzer Zeit, hat ein Ulmer Unternehmen interessante Lösungen.
Damit Unfälle keine Chance haben
Spherea ist Spezialist für elektronische Prüfsysteme. Von den 600 Beschäftigten der Gruppe arbeiten 43 in Ulm. Die Ingenieure entwickeln und bauen kundenspezifische Hightech-Geräte, mit denen beispielsweise sämtliche Sicherheitsfunktionen von Flugzeugen und Helikoptern automatisch geprüft und gewartet werden – bevor sie abheben. Zum Teil sind das sogar recht handliche Geräte, die einfach nur kurz mit dem Flugzeug verbunden werden müssen.
Wenn man beispielsweise in einen Flieger von Airbus oder Boeing steigt, ist es sehr wahrscheinlich, dass dessen Avionik-Bauteile mit einem System dieses Herstellers auf Herz und Nieren gecheckt wurden. Das Unternehmen liefert seine Produkte bisher hauptsächlich für die zivile Luftfahrt sowie für die Flieger und Helikopter der Bundeswehr – will aber jetzt auch systematisch andere, große Einsatzbereiche erschließen.
Prüfsysteme auch für Bahnen
Vor allem im Schienenverkehr: mit Prüf- und Wartungstechnik für Metros, Straßen- und Eisenbahnen. Geschäftsführer Martin Kugelmann schildert: „Auch in Bahnen kommt immer mehr Elektronik zum Einsatz.“ Die Elektronik-Architektur von Zügen gleiche immer mehr jener von Flugzeugen.
In einer Bahn befinden sich beispielsweise die unterschiedlichsten Sensoren an vielen verschiedenen Stellen. Sie sind miteinander vernetzt und voneinander abhängig. Und tauschen immer mehr kritische Daten aus.
So kommen bestimmte Züge zum Beispiel automatisch zum Stehen, wenn der Zugführer Signale missachtet oder zu schnell fährt. Natürlich nur, wenn die Sicherheitstechnik im Ernstfall auch wirklich funktioniert! Deshalb werden Prüfsysteme immer wichtiger. „Für uns ist das ein sehr interessanter Markt“, sagt Geschäftsführer Kugelmann.
Der Fachkräftemangel „ist derzeit ein Problem“
Spherea produziert auch Prüfgeräte, die in der Industrie von Nutzen sind. Für das weitere Wachstum des Unternehmens sei es auch wichtig, genügend Ingenieure mit den passenden Qualifikationen zu finden. „Das ist derzeit ein Problem“, sagt Kugelmann. „Wir erhoffen uns hier die Unterstützung der Politik.“
Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.
Alle Beiträge der Autorin