Wenn Lothar Franz (64) von seiner Arbeit erzählt, legt sich ein Strahlen über sein Gesicht: Er leitet das Ideenmanagement beim Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen: „Über 7.000 Verbesserungsvorschläge haben unsere über 34.000 Mitarbeiter am Standort letztes Jahr eingereicht“, sagt er. „60 Prozent davon konnten wir umsetzen und damit eine Ersparnis von rund 36 Millionen Euro ermöglichen.“ Das Unternehmen honorierte die Ideengeber mit Prämien in Höhe von 3,1 Millionen Euro.
„Mitarbeiter motivieren, ihre Ideen einzubringen“
Franz ist von Haus aus Chemiker, bereits 1984 startete er bei der BASF. Erst forschte er im Hauptlabor, dann leitete er die Produktionsbetriebe in Ludwigshafen, Ulsan (Korea) und Gesmar (Louisiana, USA).
„Als man einen erfahrenen Betriebsleiter für die Leitung des Ideenmanagements suchte, habe ich mich gemeldet.“ Das war 2012. Seitdem hat er sich der Sache verschrieben: „Ideen wachsen nicht auf den Bäumen! Wir müssen Mitarbeiter immer wieder dazu motivieren, ihre Ideen einzubringen.“
Zum Beispiel durch Plakataktionen, Veröffentlichungen im Intranet, Vorträge in den einzelnen Betrieben oder Aufrufe für Ideen zu speziellen Themen wie Sicherheit oder Energiesparen. Aber auch durch eine zügige Bearbeitung der Vorschläge: „Lange Laufzeiten für Gutachten ziehen neben Kostennachteilen auch Frust und Demotivation der Einreicher nach sich.“
Meist sind es nicht die großen Geistesblitze, die ihn begeistern. „Mich beeindrucken immer wieder Kapazitätserhöhungen, die wir mit einfachen Mitteln auf schnelle Weise mit dem Ideenmanagement realisieren“, so Franz. „Das sind die Prämien, die sich auch in einem hohen Nettonutzen niederschlagen. Wenn wir in ausgelastetem Betrieb die Kapazität noch ein Stück höhertreiben können, dann sind das zusätzliche Kilos, die wir als BASF verkaufen können.“
Für den engagierten Manager, der in seiner Freizeit für Halbmarathons trainiert, beginnt der Tag morgens um 8 Uhr meist mit Meetings, Mails und Telefonaten. Er liebt seine Arbeit und sagt überzeugt: „Wir haben keine natürliche Grenze für Einsparungen. Wir kommen von deutlich weniger und wollen noch deutlich mehr. Die menschliche Fantasie kennt schließlich keine Grenze.“
Schon in der Kaiserzeit reichten Mitarbeiter erste Verbesserungsvorschläge bei der BASF ein. Und seit 1949 gibt es eine Betriebsvereinbarung dazu.
„Wir leben vom Querdenken unserer Mitarbeiter“
Ganz so einfach ist der Prozess des Ideenmanagements allerdings nicht. Die Mitarbeiter reichen zunächst ihre Geistesblitze elektronisch ein. Der direkte Vorgesetzte nimmt eine erste Bewertung vor und leitet die Idee dann zu einem Gutachter außerhalb des Betriebs weiter.
Von denen gibt es rund 2.000 am Standort, die Bandbreite reicht von Fachstellen der Pumpwerkstatt bis hin zum Arbeitsschutz. Der Gutachter prüft den Vorschlag, ermittelt den wirtschaftlichen Nutzen und berechnet die Prämie.
Am Ende landet der Großteil der Ideen bei der Kommission des Ideenmanagements: Um die Dinge richtig beurteilen zu können, brauche man „Sachkompetenz“ und ein „gutes Verständnis der Prozesse und der Menschen in der BASF“.
Ganz wichtig: „Wir achten streng darauf, dass alle Einreichungen nach den gleichen Kriterien beurteilt werden.“ Sonst verlören die Teilnehmer den Spaß an der Sache: „Wir leben schließlich vom Querdenken unserer Mitarbeiter. Die Leute sind nur dann motiviert, wenn sie wissen, dass ihr Mitdenken ernst genommen und gerecht beurteilt wird.“
Bei der Prämienübergabe ist das Topmanagement übrigens stets mit dabei, ebenso die Vorgesetzten des Prämierten. „Die Sache steht und fällt mit den Führungskräften“, weiß Franz, „für unser Unternehmen hat das Ideenmanagement einen hohen Stellenwert.“
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Dr. Sabine Latorre war bei aktiv 22 Jahre lang die Spezialistin für Themen aus der Chemie- und Pharma-Industrie – bis zu ihrem Rentenbeginn im April 2024. Sie liebt es, komplizierte Zusammenhänge einfach darzustellen – so schon vor ihrer Zeit bei aktiv als Lehrerin sowie als Redakteurin für die Uniklinik Heidelberg und bei „BILD“. Außerdem schreibt sie naturwissenschaftliche Sachbücher für Kitas und Schulen. Privat reizen sie Reisen sowie handwerkliche und sportliche Herausforderungen.
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