Remscheid. Allein schon die Adresse spricht für Ortsverbundenheit und Tradition: Messerfabrik Neuenkamp in Remscheid-Neuenkamp an der Neuenkamper Straße. Seit 1925 fertigt die Firma hier. Weil aber die Stadt seit Jahren dem Unternehmen kein großes neues Grundstück zur Verfügung stellen kann, siedelt die Firma noch in diesem Jahr vom Stammsitz ins 15 Kilometer entfernte Hückeswagen um.

Dort wird sie künftig den scharfen Scheiben – Fachleute sprechen von Rollenscherenmessern – den letzten Schliff geben. Diese durchtrennen Stahl und andere Metalle wie Butter.

Die Messerfabrik Neuenkamp platzt aus allen Nähten

Den 5 Millionen Euro teuren Neubau mit 4.000 Quadratmeter Fläche hat Reiner Dörmbach geplant. Seit Januar ist der ehemalige Betriebsleiter und Prokurist der Firma im Ruhestand. Trotzdem, die Fertigstellung des Baus betreut er noch gerne, da sein Sohn Sebastian bereits als Prokurist nachgerückt ist: „Es ist ein gutes Gefühl, etwas für die Zukunft zu hinterlassen.“ Wer durch die Räume am alten Standort geht, merkt schnell, dass das Unternehmen aus allen Nähten platzt. Die 50 Mitarbeiter finden kaum Parkplätze, die Lkws kaum Raum, um be- und entladen zu werden.

Der Jahresumsatz liegt bei 18 Millionen Euro. Seit der Jahrtausendwende erhöhte sich die Exportquote von 30 auf 70 Prozent. Geschäftsführer Rüdiger Uhlitz: „Vor allem die letzten fünf guten Jahre haben den Grundstein für den Neubau gelegt, der auch ein Stück weit ein Neuanfang ist.“

Das 1925 gegründete Familienunternehmen gehört zur Overather Dienes-Gruppe

Das Familienunternehmen, das seit 1976 zur Overather Dienes-Gruppe gehört, verlegte bereits Mitte der 80er Jahre – also noch zu Zeiten des „Eisernen Vorhangs“ – die Vorfertigung nach Ungarn, weil die Produktion in Deutschland nicht mehr rentabel war. Seither fertigen 70 Mitarbeiter in der Nähe von Budapest quasi die „Rohlinge“, die dann in Remscheid den letzten Schliff erhalten: Schneidwaren, auf den tausendstel Millimeter präzise, die pro Minute über einen Kilometer Metallband zerschneiden.

Neuenkamp gehört in der kleinen Nische der Rollenmesser zu den Top Drei der Branche. Kunden sind etwa Autozulieferer, Möbelbauer und die Elektro-Industrie. Und die Chance, dass beim morgendlichen Duschen das Wasser durch einen Brauseschlauch fließt, dessen Innereien auf Werkzeugen aus Remscheid in Form gebracht wurden, stehen 50 zu 50.