Bernburg. Von Aufregung keine Spur: Souverän erläutert Christoph Huschka vom Serumwerk Bernburg (Sachsen-Anhalt) den Gästen bei der Einweihung die neue Anlage für Spezialprodukte für Dialysepatienten. Wie wurde sie geplant und errichtet? Welche Herausforderungen gab es? Was wird wie produziert?

Den Vortrag hält der 49-jährige promovierte Apotheker wegen der internationalen Besucher auf Englisch. Seit 2005 ist er im Serumwerk und verantwortet die Arzneimittelproduktion.

Die jüngste Investition war sein „Baby“, das ihn mehr als zwei Jahre lang nahezu Tag und Nacht als Projektleiter beschäftigt hat. „In den nächsten Tagen startet die Accusol-Produktion“, sagt er. „Unser Produkt für die Akutdialyse benötigt man, wenn die Nierenfunktionen von Patienten geschädigt sind.“

Neues Werk ist ein internationales Gemeinschaftsprojekt

Das Mittel steckt in einem Polypropylenbeutel, der fünf Kilo auf die Waage bringt. In zwei Kammern befinden sich Lösungen, die sich erst beim Einsatz vermischen. „Das Produkt reinigt das Blut und korrigiert dessen Säure- oder Basenwert sowie den Salzgehalt“, so Huschka. Produziert wird hochautomatisiert und „inline“ – also Lösungen und Verpackung in einem Arbeitsgang. Das neue Werk, übrigens ohne staatliche Fördermittel errichtet, ist ein internationales Gemeinschaftsprojekt.

Der Mittelständler aus Bernburg investierte 4 Millionen Euro in die Werkhalle. Der japanische Pharmakonzern Nikkiso, in dessen Auftrag bald produziert wird, stellt Technologie und Know-how zur Verfügung. Die Fertigungslinie hat der US-Gesundheitskonzern Baxter geliefert. Ein junges Team von zehn Leuten um die Meisterin Laura Teske (27) wird zunächst einschichtig 800.000 Beutel jährlich herstellen. Die volle Kapazität von drei Millionen Stück mit 30 Beschäftigten will man schrittweise erreichen.

Immer wieder neue Herausforderungen

„Wir sind sehr stolz, dass Nikkiso uns als Kooperationspartner ausgewählt hat“, sagt Huschka. Wie aber gelang die erfolgreiche Umsetzung? „So ein komplexes Projekt klappt nur, wenn das Team funktioniert“, betont der Manager, ihm habe es „einen Heidenspaß“ gemacht. Viel Neues kam auf ihn zu, etwa die Koordination von Engineering und Baufirmen. „Aber genau deshalb bin ich ja in die Industrie gegangen“, sagt der drahtige Mann, der zum Abschalten und Entspannen lange Strecken auf dem Rad fährt. Stolz ist der Vater einer Tochter und eines Sohnes auch darauf, dass der Junior nun ebenfalls das Apotheker-Studium in Angriff genommen hat.

Das Serumwerk Bernburg beschäftigt heute über 300 Mitarbeiter. Das 1954 gegründete und 1992 privatisierte Unternehmen fertigt Human- und Tierarzneimittel sowie Medizinprodukte für Krankenhäuser, die heute in 93 Länder exportiert werden. Mit einem Präparat zur Vorbeugung von Blutarmut bei Ferkeln ist das Unternehmen Weltmarktführer. Derzeit werden etwa drei Dutzend Azubis ausgebildet.

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ich war neugierig auf Naturwissenschaften, da passte ein Apotheker-Studium bestens, um meine Interessen zu bedienen.

Was reizt Sie am meisten?

Die Vielfalt der Aufgaben. Besonders wichtig ist es für mich, immer wieder neue Herausforderungen anzunehmen und zu bewältigen.

Worauf kommt es an?

Man muss sich stets bewusst sein, dass man als Teil des Ganzen agiert und nachhaltiger Erfolg nur im Team möglich ist.