München. Zugegeben: Ein Meer gibt es in Bayern nicht. Trotzdem haben Fische und Fischzucht hier eine lange Tradition. Denn mit 143.000 Hektar Wasserfläche und über 70.000 Kilometer Fließgewässer gehört Bayern zu den gewässerreichsten Bundesländern in Deutschland.
Schon seit mehr als 1.200 Jahren züchten Teichwirte hier Karpfen. Auch Forellen und Saiblige stehen hoch im Kurs: Mehr als 50 Prozent der deutschen Gesamtmenge an diesen Speisefischen stammen aus Bayern und Baden-Württemberg. Auch aus bayerischen Flüssen und Seen kommen Fische auf den Teller. Vor allem in den Seen des Voralpenlands in Oberbayern und im Allgäu gibt es noch traditionelle Fischerfamilien, die – vor allem als Nebenerwerb – Fischfang betreiben.
Steckerlfisch ist eine typisch bayerische Spezialität
Der Chiemsee etwa ist Lebensraum für eine ganze Reihe von Speisefischen, darunter Renke, Brachse, Aal, Seesaibling, Seeforelle, Barsch, Hecht und Zander. Eine besondere Spezialität, die Biergärten hier servieren, ist der Steckerlfisch, traditionell eine Renke oder Brachse: Der Fischer bestreicht den ausgenommenen Fisch mit einer würzigen Marinade und spießt ihn auf einen Holzstock. Anschließend grillt er ihn über der Holzkohlenglut.
Wer in der Bodensee-Region unterwegs ist, sollte sich die Felche nicht entgehen lassen: Der See ist heutzutage das wichtigste Verbreitungs- und Fanggebiet dieser Speisefische.
Karpfenzucht hat vor allem im Fränkischen lange Tradition. Wer sich einen Überblick über die reizvolle Teichlandschaft verschaffen möchte, nutzt den Karpfen-Radweg von Dinkelsbühl nach Erlangen. Noch mehr Informationen bietet etwa das Karpfenmuseum in Neustadt an der Aisch.
Von September bis April steht in vielen Gasthäusern der Region Karpfen auf der Speisekarte. In Monaten ohne „r“, also Mai bis August, müssen die Jungtiere wachsen, die Fischerei pausiert. Dafür läutet etwa der Aischgrund die Saison mit der alljährlichen Karpfenwoche ein, Dinkelsbühl feiert im November die Fisch-Erntewoche.
Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
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