Mannheim. Franz Bendel geht vom Eingang hinüber zu den drei Bienenstöcken beim Parkplatz und zieht sich die weiße Schutzjacke über den Kopf. Der Hobby-Imker hat Siemens auf die Biene gebracht: Neben rund 700 Mitarbeitern schwärmen seit dem Frühjahr 150.000 Honigsammlerinnen in der Mannheimer Niederlassung täglich ein und aus.

Die zündende Idee kam dem Siemensianer vor zwei Jahren beim Blick aus dem vierten Stock auf die blühenden Bäume. „Viel zu schade, dass man das nicht nutzt“, dachte sich der Projektleiter im Bereich Kraftwerksautomatisierung. In seiner Freizeit zieht es Bendel in die Natur, als Jäger und als Bienenzüchter. Das Bienensterben brachte ihn dazu, einen Imkerkurs zu besuchen.

Zusammen mit einem Arbeits- und Imkerkollegen erarbeitete Bendel ein nachhaltiges Konzept und stieß damit bei Niederlassungsleiter Jürgen Britzius auf offene Ohren. Das Projekt „Bienen für Mannheim“ war geboren. Bevor es in die Tat umgesetzt werden konnte, gab es aber viele Fragen zu klären. „Das sind keine Siemens-Bienen, sonst hätte sich Siemens als Nutztierhalter deklarieren müssen“, erklärt der athletische Mann mit den kurzen schwarzen Haaren und dem akkuraten Vollbart: „Das sind meine Bienen.“ Siemens stellte die Ausstattung bereit, Bendel brachte drei Völker der sammelfleißigen Carnica-Biene ins Projekt ein.

Ohne Scheu zieht er die Wabe mit der Königin heraus

Um die Bienen kümmert er sich in seiner Freizeit. Vom Frühjahr bis zur ersten Honigernte in diesen Tagen schaut er einmal die Woche nach seinen Völkern. Um keine Biene zu zerdrücken, verzichtet der 36-Jährige auf die groben Schutzhandschuhe. Mit bloßen Händen arbeitet er sich zum Brutraum vor und zieht die Wabe mit der Königin heraus: „Die kann an einem Tag locker 2.000 Eier legen.“

Perfekt organisiert ist diese wuselnde Welt der Bienen, doch auch ohne Gnade. „Wer keine Leistung mehr bringt, kommt nicht mehr rein“, sagt der Hobby-Imker. Obwohl er den Smoker gezündet hat, damit die schwarz-gelben Tierchen Ruhe geben, wird er umschwirrt. Und schon hat eine Biene zugestochen. Man gewöhne sich dran, meint Bendel.

Wenn er von seiner Arbeit als Imker spricht, leuchten die braunen Augen hinter der schwarz gerahmten Brille: „Ich bin da in einer anderen Welt und kann absolut abschalten“, sagt der Familienvater. Mit seiner Begeisterung hat er andere Mitarbeiter angesteckt, die ihn jetzt unterstützen. Die Termine kündigt er über Siemens Social Network an.

Der Honig wird an die Belegschaft verkauft, der Erlös kommt einem sozialen Zweck zugute

Nachwuchskräfte aus dem technischen Bereich arbeiten indessen an einem Digitalisierungskonzept. So sollen an den Bienenstöcken Parameter wie Temperatur oder Gewicht erfasst und im Eingangsbereich zur Niederlassung visualisiert werden.

Apropos Gewicht: Bendel rechnet mit einem Ertrag von mindestens 30 Kilo pro Bienenstock. Hellgelbe Sommerblüte mit Linde. Der Honig wird an die Belegschaft verkauft, der Erlös kommt einem sozialen Zweck zugute. Etwas mit Naturschutz, sagt der Pfälzer.

Mit Bienen leben

  • In Deutschland gibt es nach Angaben des Deutschen Imkerbunds rund 135.000 Imker. Nur knapp einer von 100 Imkern betreibt die Imkerei erwerbsmäßig.
  • Das Imker-Einmaleins kann man im Anfängerkurs bei einem Imkerverein erlernen. Auch Schnupperkurse werden angeboten.
  • Ein Hobby-Imker muss für den Einstieg mit drei Bienenvölkern mit Ausgaben von 1.600 Euro rechnen. Ein Bienenvolk kostet rund 150 Euro.
  • Deutsche Imker ernten im Jahr 15.000 bis 25.000 Tonnen Honig, das entspricht 20 Prozent des Verbrauchs im Land.