Pünktlich zum anstehenden Oster-Wochenende gab es vor einigen Tagen eine Meldung von den Trendforschern. Wandern ist wieder in, hieß es da: Fast jeder zweite Deutsche wandert gelegentlich oder regelmäßig, um die Natur zu genießen und fit zu bleiben. Allerdings würde es wohl niemandem einfallen, Steine in den Rucksack zu packen, wenn die Tour beginnt. Das wäre kontraproduktiv.
Für Wirtschaftsbetriebe gilt das Gleiche – in der jetzigen Tarifrunde brauchen sie keine unnötigen Lasten, um ihre Fitness zu beweisen. Was sie stattdessen brauchen, ist ein klares Ziel und eine gangbare Route, damit sie ihre Wegstrecke vernünftig planen können. Und die Schwächeren unter ihnen brauchen, wenn die Anstrengung zu groß wird, ein bisschen Marscherleichterung – damit auch sie sicher ans Ziel gelangen.
Im Werkzeugkasten der Tarifpolitik gibt es dafür viele kluge Instrumente. Diese haben in den vergangenen Jahren sichergestellt, dass es der Metall- und Elektro-Industrie und ihren Beschäftigten gut ging. Das soll auch so bleiben.
Dafür aber müssen die Erwartungen – und erst recht das Ergebnis der Verhandlungen zwischen den Tarifpartnern – sich an der aktuellen Lage orientieren. Maximale Lohnsprünge passen nicht zu minimalem Wachstum und minimaler Produktivitäts-Steigerung.
Wir können es uns nicht leisten, dass unsere Branche aus dem Tritt gerät. Wir brauchen eine stabile Basis, um den Standort dauerhaft zu sichern und zu verteidigen, wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse schwieriger, die Nachfrage schwächer und die Wettbewerber immer besser werden.
Schon jetzt findet Wachstum überwiegend im Ausland statt. Die Gewerkschaft sollte diesen Trend nicht unterstützen, sondern mit einer realitätsnahen Tarifpolitik alles dafür tun, dass die Unternehmen hier bei uns im Norden weiterhin leistungsfähige und sichere Arbeitgeber bleiben – und nicht abwandern.