Haan. Über Stock und Stein bahnt sich der umgebaute Unimog im Gewand des US-Geländewagens Hummer seinen Weg. In dem holprigen Gelände muss das Fahrwerk Höchstleistungen bringen. Ein Härtetest für den Hersteller, der Firma Hemscheidt im rheinischen Haan. Sie hat den Unimog mit Erfolg im Rallye-Sport mitmischen lassen. Und dabei die Gewissheit erlangt, dass die Dämpfer trotz der Extrembelastung nicht zu heiß werden.

Fahrwerke kommen in Bussen, Straßenbahnen, Schneeraupen und Kettenfahrzeugen zum Einsatz

Ob Bus oder Straßenbahn, ob Schneeraupe oder fast alle Kettenfahrzeuge der Bundeswehr: Nutzfahrzeuge gut gefedert und gedämpft auf die Straße bringen – das können die 33 Fahrwerkspezialisten von Hemscheidt wie kaum jemand anders auf der Welt.

Das kleine Unternehmen ist rund um den Globus gefragt, aber mit extrem kleinen Stückzahlen pro Auftrag. Oder gar nur einem einzigen Fahrzeug. Aber das will Geschäftsführer Mark Wöhrmann ändern. Gemeinsam mit einem der größten Trailer-Hersteller Europas, der Firma Koegel aus dem schwäbischen Burtenbach, haben die Haaner ein dreiachsiges, luftgefedertes Fahrwerk für eine neue Generation von Lkw-Aufliegern entwickelt. Wöhrmann: „Unser Referenz-Projekt. Wir werden mehrere Zehntausend Fahrwerke bauen und uns zum Serienhersteller entwickeln.“

Hemscheidt im rheinischen Haan gehört zur Hübner-Gruppe

Wie bedeutsam dieser Schritt für die Firma ist, die seit zehn Jahren zur Hübner-Gruppe gehört, dem Marktführer für die Übergangssysteme bei Gelenkbussen und Schienenfahrzeugen, macht Wöhrmann am Umsatz deutlich. 2017 waren es 8 Millionen Euro, in diesem Jahr sollen es 10 Millionen und 2020 noch mal doppelt so viel sein. Dabei baut das Unternehmen nicht eine Feder und nicht einen Dämpfer selbst – und ist damit völlig offen, um mit unterschiedlichen Technologien die beste Lösung für den Kunden zu finden. Wöhrmann selbstbewusst: „Wir biegen hier keine Bleche, sondern entwickeln Fahrwerklösungen, weil wir wissen, wie Fahrzeuge fahren müssen.“

So arbeitet ein Drittel der Belegschaft in der Entwicklung. Fast alles Ingenieure, die sich mit CAD-, Simulations- und virtuellen Fahr- und Prüfprogrammen bestens auskennen. Der Rest ist gewissenhafte Montage: Hier werden die Komponenten zum Fahrwerk zusammengebaut, die zuvor entwickelt, geprüft und bei externen Anbietern hergestellt wurden.