Bad Teinach. Durch die großen Fenster blickt man auf den Schwarzwald, der edle Naturholzboden macht Schritte fast geräuschlos, es duftet dezent nach Blüten und Kräutern: Gabi Fenchel arbeitet dort, wo andere sich eine Auszeit gönnen: Sie ist Kosmetikerin und leitet das „Annemarie Börlind Natural Beauty Spa“ des Naturkosmetikherstellers Börlind in Bad Teinach. „Viele sagen nach der Behandlung, sie hätten sich wie im Urlaub gefühlt“, sagte die 54-Jährige.
Das Spa wird von Börlind betrieben und gehört zum Hotel Therme Bad Teinach. Gabi Fenchel und ihr Team aus vier Kosmetikerinnen und einer Wellness-Masseurin behandeln hier überwiegend Frauen: „Nur 10 Prozent unserer Kundschaft sind Männer“, berichtet sie.
„Das ist schade, auch Männerhaut muss gepflegt werden.“ Die Expertin weiß, wovon sie spricht: „In der Ausbildung zur Kosmetikerin lernt man alles über den Aufbau der Haut, über Anatomie und was zu tun ist, wenn Probleme wie Rötungen oder Pickelchen auftreten.“ Neben Fachliteratur liest sie auch regelmäßig Beauty-Blogs und schaut sich Videos auf Youtube an, um mit den aktuellen Trends vertraut zu sein.
Im Spa werden unter anderem Augenbrauen gezupft, Wimpern gefärbt, Nägel lackiert. Hauptsächlich kommen die Kunden aber zu ihr, um die richtige Pflege-Strategie für sich zu finden. Dann heißt es Zuhören und Beraten: „Viele wissen gar nicht, welchen Hauttyp sie haben und verwenden deshalb die falsche Pflege“, berichtet die Beauty-Expertin, die für die Hautanalyse immer erst zur Lupe greift und sich das Gesicht ganz genau anschaut.
Nachts arbeitet die Haut auf Hochtouren
Nach der Analyse entfernt sie mit Peelings abgestorbene Hautschüppchen, reinigt Gesicht und Dekolleté von Unreinheiten, trägt Pflegeprodukte wie Masken, Seren oder Cremes auf und massiert die Haut.
„Wichtig ist, rauszuhören, was die Kunden wollen – und ihnen zu sagen, wo sie Fehler machen, die zu Hautproblemen führen.“ Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt: So führen mangelnde oder falsche Reinigung häufig zu Irritationen – und Gabi Fenchel muss dann mit viel Einfühlungsvermögen erklären, wie es besser geht. „Harte Kritik ist der falsche Weg – auch wenn ich genau sehe, dass es jemand mit der morgendlichen Reinigung nicht so genau nimmt.“ Gerade die ist sehr wichtig: „Nachts arbeitet die Haut auf Hochtouren und regeneriert sich, gerade dabei sammeln sich Ausscheidungen auf ihrer Oberfläche an – und die müssen entfernt werden“, erklärt die Expertin.
Ihr großes Vorbild ist Börlind-Gründerin Annemarie Lindner: „Sie war auch in hohem Alter immer unglaublich gepflegt und hat verstanden, dass man sich dafür Zeit nehmen muss“, sagt Gabi Fenchel, und in ihrer Stimme schwingt Bewunderung mit. Für die Leiterin des Spas ist es deshalb ganz selbstverständlich, sich um die eigene Haut zu kümmern. „Ich gehe auch mal ungeschminkt zum Einkaufen“, gesteht sie, „aber meine Pflegeroutine vernachlässige ich nie.“ Das rät sie auch ihren Kunden – und gibt weitere Tipps: „Man muss die Pflege der Jahreszeit anpassen: Auch im Winter sollte man einen UV-Schutz verwenden und wenn man länger in die Kälte rausgeht eine gute Pflege auftragen“, sagt sie bestimmt und zeigt auf die Cremetiegel im Regal.
Die Kosmetik-Behandlung tut so gut – manche Kunden schlafen dabei sogar ein
Ihren Wunschberuf hat sie übrigens sehr früh gefunden: „Schon als junges Mädchen wollte ich einen Beruf, bei dem ich mit Menschen und dem Thema Schönheit zu tun habe“, erzählt Gabi Fenchel. „Ich habe mich schlaugemacht, welche Möglichkeiten es gibt – damals noch ohne Internet!“
Sie fand heraus, dass es in Pforzheim eine Schule für Kosmetikerinnen gibt. „Ich habe mir dort alles angesehen und meine Eltern überzeugt, dass das der richtige Beruf für mich ist“, erzählt sie und lacht. Und dass sie ihren Job gut macht, sieht man auch daran, dass viele der Kunden im Spa während der Behandlung einfach einnicken. „Man schläft schließlich nur dort ein, wo man sich wohlfühlt“, sagt Gabi Fenchel.
Persönlich
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Ich wusste schon mit zwölf Jahren, dass ich beruflich etwas mit Schönheit zu tun haben wollte.
Was reizt Sie am meisten?
Die Arbeit mit Menschen gibt mir sehr viel, jeder Tag ist anders – ich weiß morgens noch nicht, was die nächsten Stunden bringen.
Worauf kommt es an?
Man muss in meinem Job gut mit Menschen umgehen können – und man muss zuhören können.
Nach dem Germanistik- und Anglistik-Studium absolvierte Andrea Veyhle ein Volontariat und arbeitete für eine Agentur. Seit 2007 ist sie freiberuflich für verschiedene Verlage tätig. Für aktiv berichtet sie in Reportagen über die Chemie in Baden-Württemberg und stellt mit Porträts die vielseitigen Berufsbilder der Branche vor. Außerdem erklärt sie, wo uns chemische Produkte im Alltag begegnen. In ihrer Freizeit experimentiert sie gerne in der Küche, Kalorien strampelt sie auf dem Rennrad wieder ab.
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