Köln. Starke Regenfälle prasseln stundenlang, die Wassermassen überfluten und unterspülen wichtige Verkehrsschlagadern wie die Autobahnen A 1 und A 61. Allein im Rheinland sind Mitte Juli rund 90 Kilometer Autobahn von Flutschäden betroffen. Die Folge: Vollsperrungen.

Ganz anderes Extremwetter auch im Jahr 2014 – große Hitze! Da verwandelt sich ein Teilstück der A 57 bei Goch in eine Art Sprungschanze: Die Fahrbahndecke hebt sich plötzlich an und platzt auf. Mehr als zehn Autos krachen darüber, werden hochgeschleudert, verletzt wird zum Glück niemand. Das Phänomen heißt in der Fachsprache „Blow-up“.

Als es im Sommer 2018 erneut zu außergewöhnlichen Hitzewellen kommt, schlägt der Tüv Rheinland Alarm: „Der Hochsommer macht aus Deutschlands Straßen Buckelpisten! Der Asphalt schmilzt, und die Betonplatten platzen.“

Starke Sonneneinstrahlung kann zu Spurrillen führen

Auch in der kurzen Hitzeperiode im Juni 2021 gibt der Tüv eine Warnung aus – denn Gefahren drohen nicht erst, wenn die Fahrbahn platzt. Die starke Sonneneinstrahlung lässt den Asphalt aufweichen, und dadurch können sehr schnell Spurrillen entstehen. Wenn dann auf Hitze ein Gewitter folgt, macht Platzregen die Straße zur Schleuderstrecke: Aquaplaning droht.

Beton wiederum weicht zwar nicht auf, aber Hitzerisiken gibt es auch hier, denn bei sehr hohen Temperaturen dehnt sich das Material aus. Tüv-Straßenbauexperte Nico Hartlep erläutert die Folgen: „Im Lauf der Zeit härtet die Fugenfüllung zwischen den Betonplatten aus. Da kann sich die Platte in der Sommerhitze nicht mehr wie geplant ausdehnen. Im Extremfall wölbt sich die Platte, platzt auf oder springt sogar aus der Verankerung.“

Das kann für Pkws, aber vor allem für Lkws besonders drastische Auswirkungen haben, meint Tüv-Fahrzeugexperte Thorsten Rechtien. „Natürlich ist es schlimmer, wenn 40 Tonnen anstatt 1,5 bis 2 Tonnen außer Kontrolle geraten.“ Besonders Gespanne seien viel schwieriger wieder unter Kontrolle zu bringen als ein Einzelfahrzeug.

Hitzefester dank härterem Asphalt – oder hellerem Splitt

Deshalb arbeitet die Bundesanstalt für Straßenwesen in Bergisch Gladbach an Lösungen, um die Infrastruktur „klimafester“ zu machen. Härterer Asphalt, der bei ohnehin anstehenden Erneuerungen verbaut wird, könnte der Hitze besser widerstehen (würde allerdings im Winter dann leichter Risse bekommen). Schon heute werden auf stark belasteten Straßen Polymere dem Bindemittel Bitumen beigemischt, um den Belag elastischer zu machen.

Eine weitere Maßnahme könnten Beläge sein, die durch das Einwalzen helleren Splitts für eine stärkere Reflexion des Sonnenlichts sorgen. Das würde die Temperatur, die auf den Belag wirkt, um bis zu fünf Grad senken.

Allerdings helfen solche Maßnahmen nicht gegen das andere Extrem: Starkregen. Auch da müssen sich die Experten neue Lösungen einfallen lassen.

Werner Grosch
Autor

Werner Grosch war lange Jahre leitender Redakteur einer Tageszeitung mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft. Für aktiv schreibt er Reportagen aus Unternehmen der Metall- und Elektrobranche und porträtiert Mitarbeiter aus diesen Branchen mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten oder Hobbys. Privat und beruflich ist er am liebsten mit dem Rad unterwegs.

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