Die Arbeitswelt unserer Branche ist vielfältig: Da gibt es zum Beispiel Mitarbeiter, die wegen familiärer oder ehrenamtlicher Aufgaben kürzertreten möchten. Das ist keine Frage des Geldes – nicht einmal 4 Prozent der Beschäftigten sagen, dass sie sich die finanziellen Einbußen nicht leisten können. Es ist auch keine Frage des Dürfens, denn alle Mitarbeiter haben einen gesetzlichen Anspruch auf Teilzeit, sofern sich das betrieblich organisieren lässt. Und selbst die Sorge vor Wiedereinstiegshürden ist unbegründet, da sich im Gespräch mit dem Arbeitgeber meist auch eine Rückkehr-Perspektive finden lässt.
Aber es gibt eben auch Mitarbeiter, die gerne mehr arbeiten wollen, etwa aus finanziellen Gründen. Und es gibt Arbeitgeber, die diesen zusätzlichen Einsatz zeitweilig gut gebrauchen können, weil die Auftragslage gerade besonders gut ist.
Diesen Wünschen nach bedarfsorientierter, vorübergehender Erhöhung der Arbeitszeit aber schiebt der geltende Manteltarifvertrag einen Quotenriegel vor: Höchstens 13 Prozent der Belegschaft dürfen im Westen länger als 35 und im Osten länger als 38 Stunden arbeiten – natürlich bei korrekter Bezahlung aller zusätzlichen Stunden.
Diese Schieflage würden wir Arbeitgeber gerne in den laufenden Tarifverhandlungen ändern. Arbeitszeit-Souveränität darf keine Einbahnstraße sein nach dem Motto: Nach unten bestimmen allein die Arbeitnehmer, und nach oben riegelt die IG Metall ab – als wüsste sie besser als ihre Mitglieder, was diese wollen.
Wir wollen ein faires Geben und Nehmen – immer soweit es der Geschäftsbetrieb zulässt. Denn wenn das Sabbatical Vorrang vor dem Großauftrag hat, der Extra-Urlaub wichtiger wird als die kranken Kollegen, dann brechen Kunden und Märkte weg. Und dann ist plötzlich kein Job mehr da, auf den man zurückkehren könnte.
Umgekehrt gilt aber auch: Kein Arbeitgeber kann es sich leisten, einen Leistungsträger vor den Kopf zu stoßen und ihm mehrfach ohne plausiblen Grund seinen Arbeitszeitwunsch verweigern. Im Gegenteil: Modelle, die auf betrieblicher Ebene individuelle Regelungen ermöglichen, sind längst ein Pluspunkt geworden im Kampf um die Arbeitskräfte von morgen.
Kurzum: Die Tarifparteien sollten dafür sorgen, dass in den Betrieben beide Seiten die Dinge selbst so regeln können, wie sie es brauchen.