München. „In Vielfalt geeint“: So lautet seit dem Jahr 2000 das Motto der Europäischen Union (EU). Es symbolisiert das Versprechen, das sich die Europäerinnen und Europäer mit dem Zusammenschluss zu dieser Gemeinschaft gegeben haben: Sie setzen sich gemeinsam für Frieden und Wohlstand ein. Dabei erkennen sie die vielen verschiedenen europäischen Kulturen, Traditionen und Sprachen an und verstehen diese als Bereicherung.

Bei der Europawahl 2024 die Zukunft der EU mitbestimmen

Tatsächlich sind die Europäische Union und ihre Vorläufer seit den 1950er Jahren das größte Friedenswerk der Menschheitsgeschichte. Dafür wurde ihr 2012 sogar der Friedensnobelpreis verliehen. Alle Bürgerinnen und Bürger entscheiden regelmäßig in demokratischen Wahlen mit, welche Richtung Europa nimmt. So auch bei der kommenden Europawahl am 9. Juni.

Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), nennt dies eine „Schicksalswahl“: „Wir stehen vor der Entscheidung, ob es bei einem Europa bleibt, das uns seit beinahe acht Jahrzehnten Wohlstand, Frieden und Freiheit gebracht hat.“

Die Sorge ist durchaus berechtigt: In vielen Mitgliedsstaaten, auch in Deutschland, formieren sich Stimmen vor allem aus dem rechten Parteispektrum. Sie wollen „Europa von innen aushöhlen und zerstören“, mahnt Hatz.

Um ein klares Zeichen für die Gemeinschaft der EU zu setzen, wirbt die vbw in einer Kampagne für das europäische Projekt und dessen Weiterentwicklung. Etwa mit einem großen Blow-up-Plakat am Haus der Bayerischen Wirtschaft in München ruft die vbw auf, zur Wahl zu gehen und proeuropäischen Parteien seine Stimme zu geben.

Vielfalt statt Rückkehr zu nationalstaatlicher Kleinkrämerei

Natürlich steht auch die bayerische Wirtschaft der EU nicht kritiklos gegenüber. Allerdings, so Hatz: „Wir wollen kein anderes Europa, so wie jene Parteien, die von einer Rückkehr zu nationalstaatlicher Kleinkrämerei träumen. Aber wir wollen ein besseres Europa.“

Konkret heißt das: Es soll keinen europäischen Superstaat geben, der alle Lebensbereiche kleinteilig reguliert und überbordende Bürokratie schafft. Sondern die EU soll sich auf ihre wesentlichen Aufgaben konzentrieren. „Wir brauchen mehr Europa im Großen und weniger Europa im Kleinen“, fordert der vbw-Präsident. Die EU soll dort tätig werden, wo sie einen Mehrwert schafft – für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für die Unternehmen.

Denn eine der wesentlichsten Bedeutungen der EU ist vor allem auch, dass sie die größte Freihandelszone der Welt geschaffen hat. Unternehmen in allen Mitgliedsstaaten profitieren davon – und auch vom Gewicht, das der Wirtschaftsraum EU weltweit ausstrahlt. Davon haben auch die Menschen etwas: Denn die EU bringt mehr Wohlstand, als es jeder Staat einzeln jemals geschafft hätte.

    Diese sieben guten Gründe sprechen für die EU:

    1. Die EU steht für Frieden

    Der Staatenbund ermöglicht ein friedliches Zusammenleben von Völkern und Nationen.

    • Größtes Friedenswerk der Menschheitsgeschichte: Seit knapp 80 Jahren lösen die Mitgliedsstaaten der EU ihre Konflikte friedlich. Bürgerinnen und Bürger genießen Schutz und Sicherheit.
    • Aggressives Verhalten Russlands bedroht den Frieden: Der Angriffskrieg auf die Ukraine und die massive Aufrüstung Russlands zeigen, dass unsere liberale demokratische Ordnung verteidigt werden muss.
    • EU als Verteidigungsunion: Eine tiefere gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik, abgestimmt mit der Nato, ist nötig.

    2. Die EU schafft Wohlstand

    Der wirtschaftliche Aufstieg vieler Mitgliedsstaaten hat von der Zugehörigkeit zur EU eindeutig profitiert

    • Weltgrößte Freihandelszone: Innerhalb der EU entfallen Zölle und Handelshemmnisse und durch die Euro-Einführung auch das Wechselkursrisiko. Das hat den Handel in Europa in den letzten 30 Jahren versechsfacht – und uns Wohlstand und Arbeitsplätze gebracht.
    • Wirtschaftsfreundliche Politik als Kernaufgabe: Die EU muss weiterhin gute Standortbedingungen für Unternehmen und Industrie schaffen, um so die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu festigen.
    • Ausstieg aus EU bedroht den Wohlstand: Experten schätzen, dass Deutschland 10 Prozent Wachstum einbüßen würde, wenn es die EU verließe. Mehr als zwei Millionen Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.

    3. Die EU überwindet Grenzen

    Gemeinsamer Binnenmarkt ermöglicht grenzenlose Mobilität für Bürgerinnen und Bürger, Waren, Dienstleistungen und Kapital

    • Binnenmarkt als Herzstück: Er bietet Wachstumschancen und Geschäftsmöglichkeiten.
    • Deutschland profitiert besonders: Zwei Drittel der Direktinvestitionen stammen aus dem EU-Ausland, hierzulande wurden EU-weit die größten Einkommensgewinne erzielt.
    • Potenzial noch besser ausschöpfen: Auf den Energiemärkten, im Güterverkehr, beim grenzüberschreitenden Einsatz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie bei der digitalen Infrastruktur müssen Hemmnisse abgebaut werden.

    4. Die EU erhöht unser Gewicht in der Welt

    Unter dem Dach der EU sind führende Industrienationen vereint, mit Deutschland als drittgrößter Volkswirtschaft der Welt

    • Gemeinsam stark: Die Stimme der EU findet in der Welt Gehör. Sie spricht für 450 Millionen Europäer – sie haben mehr Gewicht als 85 Millionen Deutsche oder 13 Millionen Bayern allein.
    • Wichtige Handelsmacht: Die EU steht für 16,5 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts, unterhält die größte Freihandelszone und das größte Netz an Handelsabkommen. Dieser Weg muss konsequent weiterverfolgt werden, mit den USA als strategischem Partner.

    5. Die EU vereinfacht das Wirtschaften

    Klare Regeln schaffen fairen Wettbewerb und stärken die Soziale Marktwirtschaft

    • Gemeinsamer europäischer Rechtsrahmen: Für alle gelten die gleichen Regeln, viele Normen sind harmonisiert. Das spart Kosten, und geschäftliche Tätigkeiten im EU-Ausland sind so leicht möglich.
    • Regeln ja, aber Bürokratie vermeiden: Bei ihrer Regulierung schießt die EU in vielen Fällen über das Ziel hinaus. Hier gilt es umzusteuern.
    • Fokus auf Entlastung der Unternehmen und Chancenorientierung: Der Verwaltungsaufwand für die Unternehmen muss so klein wie möglich bleiben. Ein systematischer Ansatz muss her, damit unnötige Bürokratie bereits im Entstehen verhindert wird.

    6. Die EU schützt das Klima

    Die Staatengemeinschaft ist Treiber für weltweiten Klimaschutz

    • Ehrgeizige Klimaziele: Bis 2050 will die EU Klimaneutralität erreichen. Dabei sollen ausdrücklich Innovationen und Investitionen helfen – mit Spitzentechnologie europäischer Unternehmen.
    • Wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen: Es gilt, Nachhaltigkeit mit Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand zu vereinen. Etwa durch Anreize zu Emissionsminderung und Ausbau erneuerbarer Energien.
    • Green Deal als echter „Deal“: Klare Förderbedingungen, schnelle (digitale!) Planungs- und Genehmigungsverfahren und Technologieoffenheit sind hier nötig.

    7. Die EU ist ein Anker der Stabilität

    Freiheitliche Demokratie, Soziale Marktwirtschaft und eine offene Gesellschaft machen die EU aus

    • Friedens- und Freiheitsversprechen: Gerade in weltweit unsicheren Zeiten können sich EU-Bürgerinnen und -Bürger auf demokratische Strukturen verlassen. Diese Werte müssen verteidigt werden – auch gegen Kräfte in den EU-Mitgliedsstaaten, die die Idee von Freiheit, Demokratie und Wohlstand für alle aushöhlen und abschaffen wollen.
    • Mit Projekt „Europa“ überzeugen: Bürgernahe, wirtschaftsfreundliche Politik muss alle einbinden.
    Alix Sauer
    Leiterin aktiv-Redaktion Bayern

    Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.

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