Schwerte. Jonas Tech macht eine gute Figur. Egal, ob er für einen Instagram-Reel des Azubi-Kanals vor der Handykamera steht, mit einem Kunden Fragen zu einer speziellen Nickellegierung abklärt oder durch den Betrieb führt – der 24-Jährige wirkt souverän, selbstbewusst, locker. Schwer vorstellbar, dass sein Weg bis zur Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Deutschen Nickel nicht ganz geradeaus verlief. Und doch gab es eine Stolperfalle: ein Corona-Loch.

Im sechsten Semester hat Tech sein Logistik-Studium abgebrochen. Das erforderliche Praktikum war im Frühjahr 2020 nirgendwo in Sicht, die Aussichten trübe. „Und ich wollte endlich Geld verdienen“, sagt er. Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz wurde er bei dem Schwerter Hersteller von Nickeldraht und -stangen kurzfristig fündig: „Bei der Branche war ich recht offen. Hier hat es gepasst.“

Vom Logistik-Studium in die Nickel-Industrie

Mit Metall hatte der Dortmunder vorher nichts am Hut. Auch das Unternehmen sagte ihm anfangs nichts. Es ist traditionsreich: Firmengründer Theodor Fleitmann schaffte es 1878, Nickel walz- und schmiedbar zu machen, und schuf damit die Basis für die Nickel-Industrie. Heute produziert die Deutsche Nickel Draht und Stangen aus Nickel und verschiedenen Nickellegierungen. Die Spezialwerkstoffe werden weltweit in der Luftfahrt, in der Öl- und Gasförderung, im Fahrzeugbau, im Offshore-Bereich oder in der Medizintechnik eingesetzt. „Viele Kunden haben Sonderwünsche. Da muss alles einzeln betrachtet werden“, erklärt Tech.

Er arbeitet, nach seiner gerade auf zweieinhalb Jahre verkürzten Ausbildung, im Vertrieb. Durchlaufen hat er vorher alle Einsatzbereiche von Industriekaufleuten: Personal, Finanzbuchhaltung, Einkauf, Controlling, Betriebsbüro. Einige Zeit hat er auch in der Produktkoordination verbracht. „Da habe ich viel technisches Hintergrundwissen erhalten, das hilft sehr im Vertrieb.“

Der ist seine Wunschabteilung. „Finanzen war nicht so meins. Ich möchte auf jeden Fall viel mit Menschen zu tun haben.“ Das hat er jetzt – sowohl mit Kunden als auch mit den Kollegen in den anderen Abteilungen, mit denen er Details abklärt, bevor aus den Bestellungen eingebuchte Aufträge werden. „Am Anfang sitzt man noch viel dabei und schaut zu“, erinnert er sich und schmunzelt: „Auch Geschäfts-Mails schreiben muss man lernen.“

„Er hat sich überall gut gemacht“, berichtet Ausbildungsleiterin Martina Poprawski. In regelmäßigen Feedbackgesprächen wird für alle Azubis bei der Deutschen Nickel der passende spätere Einsatzbereich gesucht und gefunden. Das Unternehmen bildet in neun Berufen aus. Im Schnitt sind 20 Azubis auf dem Gelände unterwegs.

Engagiert im Betrieb und in der Freizeit

Seit einem Jahr präsentieren die sich auch auf Instagram. Unter DeutscheNickel.Azubis posten sie witzige und informative Videos. Tech hat das Projekt mit ins Leben gerufen – ebenso wie die Jugend- und Auszubildendenvertretung, die seit 2022 die Interessen des Firmennachwuchses vertritt.

Sich kümmern – das ist auch in der Freizeit das Ding des 24-Jährigen. Er engagiert sich bei Rotex 1900, einer Organisation ehemaliger Rotary-Austauschschüler in der Region. Unter anderem organisiert er Wochenend- und Ausflugsprogramme für die aktuellen Austauschschüler mit. „Ich war ein Jahr in Brasilien. Jetzt kann ich etwas zurückgeben“, sagt er: „Außerdem lerne ich da viele interessante Leute kennen.“ Er selbst startet noch mal durch – ins nebenberufliche BWL-Studium.

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Das Studium war mir mit jedem Semester mehr zu praxisfern, deshalb habe ich eine Ausbildung zum Industrie- oder Groß- und Außenhandelskaufmann gesucht.

Was reizt Sie am meisten?

Kein Tag ist wie der andere, kein Kunde gleicht dem anderen. Es gibt immer wieder neue Herausforderungen und Ziele.

Worauf kommt es an?

Im Vertrieb hilft es, kommunikativ und unvoreingenommen zu sein. Kunden und Kollegen sind meine Partner für den Erfolg, ohne sie geht es nicht.

Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

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