Regensburg. Wie wichtig ist die Ausbildung heute für Unternehmen? Wie finden sie ihren Nachwuchs? Und wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Bewerbung? Über die Situation auf dem Ausbildungsmarkt sprach aktiv mit Stefan Thür, Ausbildungsleiter der Maschinenfabrik Reinhausen in Regensburg.

Herr Thür, Sie sind als Ausbildungsleiter nah dran an den jungen Leuten. Wie gewinnt man die für sich?

Wichtig sind die zentralen Rahmenbedingungen: gute Bezahlung, interessante Aufgaben, sichere Jobs. Wir bieten all das – so wie die Metall- und Elektro-Industrie insgesamt. Und das muss auch so sein: Eigene Auszubildende sind für die Fachkräftesicherung zentral.

Womit kann sich eine Firma hervortun?

Man muss Dinge anbieten, die andere so nicht haben. Bei uns sind das etwa ein modernes Ausbildungszentrum mit Trainingsräumen für 3-D-Druck und Mechatronik, eine familiäre Arbeitsatmosphäre, ein gutes Gesundheitsmanagement sowie Internationalität. Auszubildende können bei uns einen Teil ihrer Zeit an einem unserer zahlreichen Standorte im Ausland verbringen.

Wie erreichen Sie die Leute?

Öffentlichkeitsarbeit und Werbung sind im Vergleich zu früher viel wichtiger geworden. Wir kooperieren mit Schulen und bauen uns ein Netzwerk auf. Wenn wir von Schulen bei irgendwas um Hilfe gebeten werden, machen wir das in der Regel gerne. Bei vielen anderen Firmen wird das ähnlich sein.

Wie treffen Schüler heute ihre Entscheidung für einen Ausbildungsplatz?

Junge Menschen kommen immer noch oft auf Empfehlung von Freunden, Bekannten und Familie zu uns. Den Einfluss des persönlichen Umfelds darf man bei einer Entscheidung für eine Ausbildung nicht unterschätzen, insbesondere die Bedeutung der Eltern. Und deren Einfluss ist auch richtig! 15-Jährige müssen und sollen eigene Entscheidungen treffen. Aber man darf sie dabei nicht allein lassen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Bewerbung?

Lange vor dem eigentlichen Ausbildungsstart! Bewerbungen sollten rund ein Jahr vorher abgegeben werden. Wer zu spät dran ist, bekommt auch bei guten Noten nur noch das, was übrig ist. Das gilt insbesondere für größere Firmen, zu denen viele junge Leute wollen. Manch kleine Firma wartet mittlerweile aber bewusst, bis die großen Firmen ihre Kandidaten ausgesucht haben. Denn viele bewerben sich parallel und sagen nach Vertragsschluss bei anderen Firmen ab.

Welchen Schulabschluss sollten die Bewerber haben?

Es gibt eine riesige Auswahl an Ausbildungsgängen. Da ist für jeden was dabei – vom Mittelschüler bis zum Gymnasiasten. Viele kommen immer noch von der Realschule. Aber auch die Zahl der Bewerber mit Abitur oder Fachabitur steigt.

Was bringen die jungen Leute heute an Kompetenzen mit?

Viele sind richtig fit im Umgang mit dem Computer, dem Internet und den sozialen Medien. Das muss auch so sein. Die Digitalisierung nimmt in allen Unternehmen stark zu. Was leider immer häufiger fehlt, sind handwerkliche Fähigkeiten. Immer weniger schrauben daheim am Rad oder basteln am eigenen Mofa rum. Und leider könnten auch die Leistungen in Mathe besser sein.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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