Coburg. Bislang ist es auf der Straße so noch nicht zu sehen. Aber schon bald könnte es in den ersten Serienfahrzeugen verbaut werden: Mit einem neuen komfortablen Zugangssystem, bei dem schon ein Handzeichen genügt, um die Tür automatisch zu öffnen, will der Automobilzulieferer Brose aus dem oberfränkischen Coburg seine Innovationskraft unter Beweis stellen.

Denn das Auto der Zukunft dürfte nicht nur mit Infotainment-Systemen und digitalen Schnittstellen vollgestopft sein. Sondern es wird auch noch mehr Komfort als heute bieten – und sich stärker den Wünschen und Vorlieben der Insassen anpassen. Davon ist man bei Brose überzeugt.

„Automatisiertes Fahren, Elektrifizierung und Vernetzung sowie Shared Mobility verändern die Art, wie wir uns von A nach B bewegen“, prognostiziert Johannes Schulz, Leiter der Vorentwicklung bei der Brose Gruppe. „Im Fokus steht der Wunsch nach mehr Individualisierung, Flexibilität und Komfort. Um diese Anforderungen zu erfüllen, vernetzen wir unsere mechatronischen Komponenten mit Sensorik und Software zu intelligenten Systemen.“

Das geht – wie angedeutet – schon mit der Autotür los. Die kommt bei Brose nicht nur modern und stylish ohne Griff daher, sondern kann dem Fahrer bereits vor dem Einsteigen wichtige Dinge mitteilen. Dafür sorgen Seitenscheiben, die ganz oder teilweise milchig werden und so Funktionen wie einen smarten Sonnenschutz oder Projektionen ermöglichen.

Kleine Elektroantriebe in Türen und Sitzen machen das Leben im Auto angenehmer

Das kann zum Beispiel für Carsharing-Anbieter interessant sein. Kunden können auf diese Weise direkt am Fahrzeug nützliche Informationen wie etwa über Verfügbarkeit, Preis und den Ladezustand der Batterie eines Wagens auf einen Blick erfassen.

Will man dann einsteigen, genügt ein Handzeichen, damit sich die Tür öffnet. Das geschieht entweder komplett automatisch oder auch nur für einen kleinen Spalt. So kann der Fahrer die grifflose Tür greifen und mit Unterstützung eines Servoantriebs die Tür kinderleicht öffnen.

Sollte dabei eine Laterne oder ein Poller der Tür im Weg sein, erkennen dies Sensoren, und die Tür stoppt. Einen Einklemmschutz fürs Schließen gibt es neben dem Kollisionsschutz fürs Öffnen ebenso. Und wofür der Servoantrieb der Tür zusätzlich sorgt: Einmal geöffnet, bleibt eine Tür immer in ihrer Position und fällt auch nicht von selbst ins Schloss zurück – selbst an einem steilen Berg.

Brose nutzt Kompetenzen auch bei E-Bikes und E-Rollern

Im Innenraum des Wagens steht dann für Brose neben dem Komfort für die Insassen die Flexibilität im Mittelpunkt. Je nach Bedarf verschieben sich die elektronisch gesteuerten Sitze, Bildschirme und Ablagen in aufeinander abgestimmte Positionen. Die Rückbank verwandelt sich auf Wunsch in zwei einzelne Liegesitze oder wird platzsparend verschoben, um eine maximale Ladefläche zu schaffen.

All diese Optionen kann Brose als Systemanbieter in komplexen oder preisgünstigeren Ausführungen aus einer Hand liefern und sich dadurch von reinen Herstellern von Komponenten abheben. Automobilhersteller, insbesondere auch neue und aufstrebende Firmen, kommen so auch schneller an ihre gewünschte Technik. Voraussetzung dafür ist neben der aufgebauten Software-Kompetenz bei Brose auch die jahrelange Erfahrung mit elektrischen Antrieben.

Die Fähigkeiten und das Wissen aus der Entwicklung und Fertigung von elektrischen Antrieben für die Automobil-Industrie überträgt Brose übrigens auch auf den Bereich der Mikromobilität. „Bereits seit 2014 fertigen wir in Berlin E-Bike-Antriebe, im vergangenen Jahr startete in Indien die Produktion von E-Roller-Antrieben für den boomenden Markt vor Ort“, sagt Johannes Schulz. Brose fertigt Motoren, Steuergeräte und Leistungselektroniken für das indische Unternehmen Hero, einen der größten Zweiradproduzenten der Welt.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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