Arbeitsbeginn um 6 Uhr morgens? Kein Problem für Lukas Lüttmann. „Wenn es von der Auftragslage her passt, kann ich selbst entscheiden, wann ich anfange“, sagt der 28-Jährige. „Und ich komm’ morgens eben gut aus dem Bett.“

Flexibel arbeiten: Lüttmanns Arbeitgeber macht’s möglich. Die August Storm GmbH und Co. KG in Spelle wartet als Servicedienstleister Verbrennungsmotoren aller Fabrikate, von kleinen Geräten mit 100 bis hin zu großen Brummern mit 7.000 Kilowatt. Schiffsdiesel gehören dazu, Gasmotoren für Blockheizkraftwerke, Motoren von Lokomotiven oder großen Baumaschinen. Marke und Produzent spielen keine Rolle, sagt Geschäftsführer Bernard Storm: „Wir sind ein herstellerunabhängiger Servicebetrieb.“

Das Familienunternehmen mit inzwischen über 85-jähriger Erfahrung ist typisch fürs Emsland. Sucht man nach den Gründen, warum es gerade in dieser Region viele erfolgreiche Unternehmen gibt, dann liefert STORM viele Antworten. „Unser Grund für den Erfolg sind unsere 350 Mitarbeiter“, sagt der Geschäftsführer.

Mitarbeiter von STORM: Morgens Motorenwerkstatt, abends Bauernhof

Beim aktiv-Besuch in Spelle berichten Beschäftigte, was sie motiviert, bei einem Servicedienstleister wie STORM zu arbeiten. „Für mich passt hier alles“, sagt Frühaufsteher Lüttmann, der 2012 als Feinwerkmechanik-Azubi im Betrieb anfing. „Danach war ich acht Jahre draußen beim Kunden“, erinnert er sich. Gas-, Notstrom- oder Biosgas-Motoren standen in dieser Zeit auf seinem Arbeitszettel. „Die Abwechslung war klasse. Es wurde nie langweilig.“ Inzwischen arbeitet Lüttmann im Innendienst. „Meine Eltern haben einen stillgelegten Bauernhof. Da gibt es immer was zu tun.“

Die Verbundenheit mit der Region ist auch Oliver Bruns wichtig. Gleich zwei Facharbeiterbriefe hat der 29-Jährige in der Tasche: Er hat Feinwerkmechaniker gelernt und danach bei STORM eine zweijährige Weiterbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik gemacht. Danach folgte eine zweijährige Weiterbildung zum Elektro-Techniker. „Ich wollte schon immer die mechanischen und elektrischen Zusammenhänge verstehen“, sagt er.

Auch Bruns war direkt nach der Ausbildung bei STORM als Servicetechniker auf Achse. „Von montags bis freitags beim Kunden, quer durch Deutschland und auch im Ausland.“ Vor allem das gute Gefühl, helfen zu können, habe ihn dabei motiviert: „Man kommt an Bord eines Schiffs, bei dem der Motor streikt, und bringt ihn möglichst schnell wieder zum Laufen – das ist schon toll!“

„Kundennähe ist für uns ein Muss“, sagt Geschäftsführer Storm. Dass der Abstand zwischen Kunde und Firma weiter schmilzt, dafür sorgt auch Hendrik Sandkötter. Der 31-Jährige hat in Stuttgart Fahrzeug- und Motorentechnik studiert. Doch statt in Baden-Württemberg bei einem Autobauer seine Masterarbeit zu schreiben, bewarb er sich bei STORM als Werkstudent. „Ich stamme aus dem münsterländischen Rheine und wollte zurück in den Norden“, sagt er. Auch die Aufgabe habe ihn gereizt: „Großmotoren sind für jeden Fahrzeugtechniker spannend.“

Mit „STORM-Eye“ lassen sich Motoren aus der Ferne überwachen

Heute kümmert er sich als Entwicklungsingenieur um die digitale Plattform „STORM-Eye“, eine Eigenentwicklung des Mittelständlers. An seinem Rechner führt er vor, was sie kann: Mithilfe von STORM-Eye lässt sich der Öldruck eines 16-Zylinder-Motors prüfen, der gerade in einem Kompostwerk arbeitet. „Smarte Wartung bietet riesige Chancen“, sagt er, drückt eine Taste und sieht nun die Live-Daten eines Schiffsdiesels, der auf dem Rhein bei Köln unterwegs ist.

Digitalisierung, Dekarbonisierung, aber auch eine höhere Wirtschaftlichkeit – das sind die Themen, an denen Geschäftsführer Bernard Storm mit seinem Team arbeitet. Erste Erfolge gebe es, sagt Storm: „Aber am Ende muss es sich rechnen für alle Seiten. Dafür brauchen wir dringend Planungssicherheit.“ Aber da mache es die Politik den mittelständischen Familienunternehmen zurzeit nicht leicht.

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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