Hartmut Janßen muss nicht lange suchen, bis er den Fehler gefunden hat. „Die Stromzuführung ist defekt“, sagt er und beginnt mit der Reparatur des Schweißgeräts.

Routinearbeit für den 65-jährigen Elektromechanikermeister. Er arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt bei dem Spezialunternehmen Unitron Schweißzusatzwerkstoffe im friesischen Schortens und kennt sich mit allen Arten von Schweißgeräten bestens aus.

1977 wurde die Firma in einer Garage gegründet

Reparatur, Wartung und Verkauf von Schweißgeräten sind das Kerngeschäft des mittelständischen Unternehmens. Auch der Handel und Vertrieb von Schweißzusatzwerkstoffen jeder Art sowie Beratung und eine ausgeklügelte Logistik gehören dazu.

Die Firma mit einem derzeit 20-köpfigen Team wird in zweiter Familiengeneration von den zwei Brüdern Nico Siebert und Manfred Siebert-Diering geführt. Ihr Vater Manfred Siebert gründete das Handelsunternehmen für Schweißtechnik und Schweißzusatzstoffe 1977 in einer Garage. Zuvor hatte er rund 20 Jahre lang in einem großen Industriebetrieb jede Menge an Fachwissen und Erfahrung gesammelt.

Seit 1990 am heutigen Standort

Nach mehreren Umzügen innerhalb der Gemeinde zog die Firma 1990 an den heutigen Standort, der sich inzwischen zu einem florierenden Gewerbegebiet der Gemeinde Schortens entwickelt hat.

Schon mit dem Kauf des Grundstücks hatte Firmengründer Siebert Weitsicht bewiesen, denn er hatte auf Wachstum gesetzt und neben dem Firmengebäude weitere Flächen gekauft. Das zahlt sich heute aus, denn 2022 errichtete Unitron ein neues Logistikzentrum, das die Betriebsabläufe wesentlich optimiert, die Zahl der Stellplätze erhöht und das verfügbare Produktsortiment erheblich ausweitet.

Photovoltaik-Module auf dem Dach

Doch damit nicht genug: Das neue Zentrum ist als klimafreundliches „Effizienzgebäude 40 EE“ konzipiert und kann sich dank einer großen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach nahezu autark mit Strom versorgen und die benötigte Wärme selbst produzieren. Auch Ladesäulen für E-Fahrzeuge werden mit dem grünen Strom gespeist. Insgesamt spart Unitron so jährlich etwa 45 Tonnen CO2-Emissionen ein.

In dem Logistikzentrum stehen rund 1.500 Palettenstellplätze zur Verfügung, auf denen weit mehr als 3.500 Artikel eingelagert werden können. Damit ist für eine schnelle Verfügbarkeit der Artikel gesorgt.

Hightech-Systeme im Lager

Moderne Liftsysteme für Kleinteile und eine temperatur- und luftfeuchtigkeitsgesteuerte Lagerung sind weitere Highlights. Gegenwärtig werden mehr als 600 Tonnen an Schweißzusatzwerkstoffen unter diesen optimalen Bedingungen bei Unitron eingelagert.

Das ist ein handfester Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Anbietern, wie Nico Siebert erklärt. „Denn damit sind wir in der Lage, unseren Partnern eine jederzeitige Verfügbarkeit der gesamten schweißtechnischen Produktpalette zu garantieren. Das kann nicht jeder von sich behaupten.“

Lob vom Minister

Rund 1,5 Millionen Euro hat das Unternehmen seinerzeit in die Erweiterung seiner Logistik, die Neugestaltung der Werkstatt und den Aufbau eines Anwendungszentrums investiert. Das Land Niedersachsen unterstützte die Firma bei diesem ambitionierten Projekt mit einem Betrag in sechsstelliger Höhe.

„Hochspezialisierte Betriebe wie Unitron sind für den Wirtschaftsstandort Niedersachsen und die Region außerordentlich wichtig“, sagte der damalige Wirtschaftsminister Bernd Althusmann bei der Übergabe des Förderbescheids. „In heutiger Zeit wissen wir alle um die Wichtigkeit von Lieferketten.“ Die Logistik der Zukunft, die auf den Punkt liefert, wenn ein Unternehmen etwas braucht, sei ein äußerst relevantes Thema.

Kunden aus diversen Bereichen

Geschäftsführer Siebert ergänzt: „Wir haben mit der Investition nicht nur unsere Logistik weiterentwickelt und ausgebaut, sondern auch neue Arbeitsplätze und einen Ausbildungsplatz geschaffen. Denn wir wollen auch in Zukunft weiter wachsen.“

Die Kunden des Mittelständlers kommen aus den Bereichen maritime Industrien wie etwa Schiffswerften, aus dem Stahlbau, dem Maschinen- und Anlagenbau, der Automobil-Industrie, aus dem Bergbau sowie der Zement-, Wind- und Wasser-Industrie.

Auch im Export aktiv

Gießereien und die Glas-Industrie zählen ebenfalls zum umfangreichen Kundenstamm. „Wir sind aber auch für kleinere Betriebe wie Land- und Hoftechnik-Unternehmen oder Schlossereien in unserer Region ein wichtiger Ansprechpartner“, sagt Siebert.

Geografisch hat Unitron seine wichtigsten Absatzmärkte in Norddeutschland, ist von der polnischen Grenze im Osten bis zur niederländischen Grenze im Westen aktiv. „Außerdem beginnen wir sukzessive damit, Artikel zu exportieren“, berichtet Manfred Siebert-Diering.

Umfangreiche Produktpalette

Die Produktpalette umfasst neben Schweißzusatzwerkstoffen für sämtliche Schweißverfahren Lötzusatzwerkstoffe, Hitzeschutz, Verschleißschutz und Metallpulver. Auch sämtliche Schweiß- und Schneidanlagen sowie das schweißtechnische Zubehör wie Absauganlagen sind bei Unitron verfügbar.

Neben den gängigen Schweißverfahren wie MIG/MAG-Schweißen, WIG-Schweißen und Lichtbogenschweißen hat Unitron seine Angebotspalette inzwischen auch auf das Laserschweißen ausgeweitet. Und selbst Zubehör fürs Unterwasserschweißen ist hier erhältlich.

Individuelle Analyse und Beratung für die Kunden

Verkauf und Beratung machen einen wichtigen Teil der Aktivitäten aus. „Wir analysieren bei Bedarf beispielsweise vor Ort die Produktion der Kunden und geben Hinweise zu Automatisierungen von Schweißprozessen“, erläutert Nico Siebert. „Der Bedarf ist groß.“

Die Spezialisten aus Schortens verkaufen jedoch nicht nur Geräte aller Art, sie vermieten sie auch und bieten Leasing und Finanzierung an. Neben Reparatur und Wartung werden zudem die DGUV-Prüfungen (Prüfungen nach Vorgaben der gesetzlichen Unfallversicherung) durchgeführt und Geräte validiert, bevor sie an den Kunden ausgeliefert werden.

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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