Der Siegeszug von ChatGPT zeigt: Künstliche Intelligenz (KI) gehört nicht nur zu den aufregendsten Technologien unserer Zeit, sie bietet auch enorme Chancen für die Berufsausbildung.

Im Rahmen der jüngsten Ausbildungskonferenz von Nordmetall und AGV Nord Ende November in Hamburg berichtete Wolfgang König, Experte für digitale berufliche Bildung beim Bildungswerk der Wirtschaft (BdW) in Mecklenburg-Vorpommern, wie Chatbots einfach und gezielt in die Ausbildung integriert werden können.

Für viele Ausbilder ist der Chatbot Neuland

Die Anwender können damit sogar ihre ganz eigenen Lernwege selbst entdecken. Eine große Chance, so König. Aber der kompetente Umgang mit ihnen muss wie bei jeder neuen Technologie gelernt und geübt werden. Während junge Leute die KI oft bereits intuitiv nutzten, seien Ausbilder eher ungeübt. „Für sie ist der Chatbot-Einsatz teilweise echtes Neuland“, sagt König. „Entsprechend groß ist der Weiterbildungsbedarf.“

Aus diesem Grund hat das Bildungswerk im Rahmen des Projekts „Netzwerk Q 4.0 in MV-Schwerin“ ein Chatbot-Didaktik-Training und ein Didaktik-Modell für Berufsbildungspersonal entwickelt. Das sogenannte „Graue-Box-Modell der Chatbot-Didaktik“ bietet einen roten Faden für Ausbilder, damit diese gezielt die Technologie in ihre Arbeit integrieren können.

VR und AR verändern unsere Arbeitswelt

Konkret müssen Ausbildungsverantwortliche unterstützt werden beim Kreislauf „Fragen stellen – Chatbot-Prozesse verstehen – Chatbot-Antworten deuten – Chatbots trainieren“. Am Ende sollten alle Antworten von ChatGPT immer auf ihre Korrektheit kontrolliert werden, denn auch KI kann sich irren. Mit anderen Worten: Chatbots sind kein Ersatz für die menschlichen Ausbilder, sondern ein Werkzeug zur Verbesserung der Lernumgebung.

Als ideales Werkzeug zum Lernen, Lehren und Interagieren stellte Robert Vogel, Informatiker und Chef der Starnberger Beratungsfirma „Unternehmen mit Zukunft“ die Technologien VR und AR vor. Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) revolutionieren nicht nur die Art und Weise des Lernens, sondern auch, wie Wissen geteilt und angewendet wird, so Vogel.

Virtual Reality ermöglicht immersive Erfahrung

An mehreren Praxisbeispielen verdeutlichte er die Vorteile der Techniken. Während Virtual Reality eine vollständig immersive Erfahrung darstellt, in der die reale Umgebung dank der VR-Brille durch eine simulierte Umgebung ersetzt wird, steht AR für die Erweiterung der realen Umgebung durch Hinzufügen digitaler Elemente, beispielsweise mithilfe von Smart Glasses.

Die VR-Technik sei immer dann hilfreich, wenn mehrere Menschen gemeinsam Aufgaben bearbeiten. Aber auch dann, wenn man in gefährlichen oder schwer zugänglichen Umgebungen arbeiten möchte, etwa in Sicherheitstrainings, beim Zusammenbau von Maschinen oder wenn man in das Innere von Organen schauen möchte.

Die Zusammenarbeit wird effizienter

Vogel: „Mit VR kann ich ideal gemeinsam lernen und so interagieren, als stünde ich mitten im Raum.“ Mittendrin statt nur dabei, gewissermaßen. „Ich kann eine Mikrowelle von innen erkunden, in Automotoren schauen und weitere Orte besuchen, an die man normalerweise nicht gelangt.“

Mit der Ausbildungskonferenz wird den Mitgliedern jährlich die Möglichkeit geboten, sich zu vernetzen und neue Praxis-Impulse für die Gestaltung der dualen Ausbildung aufzunehmen. Insbesondere mit Blick auf die Fachkräftesicherung ist dies ein wichtiges Anliegen.

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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