München. Mit Argusaugen einmal ums ganze Auto herum. Bücken, gucken, mit dem Finger übers Blech wischen, damit man ja keinen Kratzer übersieht: So lief das bisher bei Verleih und Rückgabe eines Mietwagens. Jetzt verläuft dieser Check digital. Das macht die Sache genauer und gerechter. Schließlich will niemand für den Schaden zahlen, den der Vormieter am Fahrzeug hinterlassen hat.

Laserlicht statt manueller Inspektion

Diese automatisierte Kontrolle gibt es bereits für Mietwagenfirmen am Flughafen München. An der Einfahrt zur Fahrzeugrückgabe sowie an der Ausfahrt aus dem Mietwagenzentrum wurden dafür große Scanner installiert. Das System mit Laserlicht ersetzt die bisherige manuelle Inspektion. „Das schafft Transparenz“, sagt ein Sprecher vom Autovermieter Sixt. Das bayerische Unternehmen ist eine der großen Verleihfirmen, die die Technik am Münchner Luftdrehkreuz nutzt.

„Für die Kunden entsteht keine Wartezeit“, betont der Sixt-Sprecher. „Die Fahrzeuge können die Ein- und Ausfahrt in normaler Geschwindigkeit passieren.“ Beim Durchfahren werden eventuelle Schäden erfasst. So lassen sie sich lückenlos zuordnen.

Auf diese Weise wurden am Flughafen München seit Jahresbeginn etwa 175.000 Fahrzeuge gescannt. Das bringt Arbeitserleichterung und Zeitersparnis, gerade zur Hauptreisezeit im Sommer, heißt es am Airport. Am Hauptstadtflughafen Berlin sind seit Kurzem ebenfalls zwei Scanner installiert.

Künstliche Intelligenz wertet die Bilder aus

Die Technik stammt vom norwegischen Unternehmen „Wenn ASA“. Die bei jedem Scan aufgenommenen Bilder werden in einer Cloud-Lösung mittels künstlicher Intelligenz (KI) analysiert. Schäden werden dabei anhand des Lichtmusters von den Algorithmen erkannt, via Bilderkennung wird alles genau dokumentiert, samt dem Zeitpunkt der Ein- und Ausfahrt. Pro Fahrzeug dauert das etwa eine knappe Minute.

„Die Autovermieter werden im Anschluss über neue Schäden informiert und erhalten eine Fotodokumentation, aus der hervorgeht, wann der Schaden entstanden ist“, so der Hersteller des Auto-Scanners. „Das Wichtigste ist aber die Dokumentation bei Ausfahrt und Rückgabe. Daraus geht hervor, wann ein Schaden aufgetreten ist.“ Sprich: Wer zahlt.

Die Technologie bietet noch weitere Einsatzmöglichkeiten, etwa für Autohäuser, im Carsharing oder zur automatisierten Zustandsüberwachung der Lkws von Speditionen.

Auch der Tüv Süd hat bereits einen Scanner mit 360-Grad-Rundumblick im Angebot: Der Zustand von Front, Heck, Seiten, Dach, Unterboden sowie Reifen wird dabei begutachtet und automatisch festgehalten.

Bis zu 20 hochauflösende Industriekameras nutzt das System für die Aufnahmen, es arbeitet noch ohne KI. Die Bilder dienen beispielsweise der Beweissicherung etwa bei Leasingrückläufern, oder sie unterstützen Versicherer beim Erstellen von Gutachten. Schummeln hat sich da erledigt.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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