Um den Winter und seine coolen Phänomene ranken sich so einige Mythen. AKTIV hat zwölf von diesen unter die Lupe genommen und für Sie bei Experten nachgefragt. Lesen Sie im Folgenden selbst, was stimmt und was Sie getrost vergessen können.
Mythos 1: Alkohol wärmt
Aber nur für kurze Zeit. Ein Glas Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, und man fühlt sich wohlig warm. Tatsächlich bewirkt der Alkohol, dass sich die Gefäße im Körper weit stellen. Dadurch entsteht ein Wärmegefühl. Aber Achtung: Wenn sich Menschen am Alkohol berauschen, egal ob kalt oder warm, kann es gefährlich werden. „Alkohol erzeugt ein subjektives Wärmegefühl“, erklärt Professor Norbert Wodarz, Chefarzt des Zentrums für Suchtmedizin am Bezirksklinikum Regensburg.
„Nach dem anfänglichen Wärmegefühl kühlt Alkohol den Körper aus“, so der Experte. Denn er sorgt dafür, dass die Adern weit gestellt bleiben, obwohl sie sich bei beginnender Abkühlung wieder zusammenziehen müssten. Um sich aufzuwärmen, ist Tee besser. Denn dieser stört nicht die natürliche Wärmeregulation des Körpers, weil er keinen Alkohol enthält.
Übrigens: Auf vielen Abbildungen tragen Bernhardiner Fässchen um den Hals. Angeblich befand sich früher darin Alkohol zur Aufwärmung von geretteten Lawinenopfern. Doch das ist ein sehr umstrittener Mythos. Vielleicht waren die Fässer nur Schmuckstücke, denn einige erhaltene haben gar keine Öffnung.
Mythos 2: Kälte macht krank
Stimmt nur bedingt. Zwar steigt die Zahl der Erkältungskranken, wenn draußen winterliche Temperaturen herrschen. Doch die Kälte ist nur indirekt daran schuld. Denn eisige Temperaturen machen es den Viren leichter, sich im Nasen- und Rachenraum einzunisten und sich weiter zu verbreiten. Grund: Bei Kälte verengen sich die Blutgefäße in Nase und Rachen, und das hindert die Abwehrzellen im Blut, die Viren zu bekämpfen.
Also: Immer den Hals mit einem Schal warm halten und zwischendurch mit einem heißen Getränk die Schleimhäute wärmen. Dann können Viren schlechter andocken.
Mythos 3: Vitamin C schützt vor Erkältung
Stimmt leider nicht. Australische und finnische Wissenschaftler haben dies in Studien widerlegt. „Trotz hoher Dosen hat sich die vorbeugende Wirkung des Vitamins nicht bestätigt“, weiß Carsten Lekutat, Arzt und Moderator der Medizin-Show „Hauptsache gesund“, die im Mitteldeutschen Rundfunk ausgestrahlt wird.
Man kann sein Immunsystem durch die Einnahme von Vitamin C allgemein stärken. Wenn die Erkältung aber bereits ausgebrochen ist, kann Vitamin C lediglich die Krankheitsdauer leicht verkürzen. Übrigens: Zu viel Vitamin C wird vom Körper ausgeschieden.
Mythos 4: Saunagang hilft bei Erkältung
Auch das stimmt nicht. „Mit einem Infekt gehört man definitiv nicht in die Sauna“, sagt Rainer Brenke, Leiter der Abteilung Naturheilverfahren an der Hufeland-Klinik im hessischen Bad Ems. Denn durch die Erkältung kann das Herz geschwächt sein.
Auch die Immunabwehr wird zusätzlich für den Saunagang angegriffen. Der Experte: „Dadurch können sich die Symptome sogar verstärken.“ Bei einer Erkältung sollte man sich deshalb eher schonen.
Mythos 5: Bei winterlichen Temperaturen auf Sport im Freien verzichten
Das Gegenteil stimmt. Denn Sport im Freien bei winterlichen Temperaturen hat zwei Vorteile: Er stärkt das Immunsystem und man kann Tageslicht tanken, was die Vitamin-D-Produktion anregt, die für die wichtige Hormonproduktion zuständig ist.
Eine Ausnahme gibt es jedoch, so Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln: „Bei minus zehn bis zwölf Grad kommt es oft zu Reizhusten. An solch kalten Tagen ist es besser, auf den Sport im Freien zu verzichten.“ Dann sollte man einfach einen Spaziergang machen.
Mythos 6: Erfrierungen bekommt man nur bei arktischer Kälte
Falsch. „Schon ab 15 Grad plus sind Kälteverletzungen möglich“, sagt Christoph Sachs, Chirurg an der Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinik Bergmannsheil in Bochum. Nase, Ohren, Finger und Zehen sind besonders gefährdet, weil sie durch Weichteile wie etwa Muskeln nur wenig geschützt sind. Bei Erfrierungen bilden sich Eiskristalle im Gewebe. Dadurch kann die Durchblutung nicht mehr gewährleistet werden.
Dann können Verfärbungen entstehen, weil sich Blutgefäße schließen und das Blut gerinnt. Wenn das passiert: „Raus aus der Kälte! Bei akuten Erfrierungen die betroffenen Körperteile für 15 bis 60 Minuten in 37 bis 39 Grad warmem Wasser baden.“ Noch besser ist es, vorzubeugen: Also Mütze, Handschuhe und gefütterte Schuhe anziehen. Das Gesicht mit einer Fettcreme schützen.
Mythos 7: An frostigem Metall bleibt die Zunge hängen
Stimmt. Deshalb bitte nicht ausprobieren. „Die Eisbildung im Mund entsteht durch das Frieren des Speichels“, erklärt Chirurg Sachs. Dadurch entsteht eine feste Verbindung, die sich nicht so einfach trennen lässt. Im schlimmsten Fall reißt das Gewebe und es bleiben Verletzungen zurück. Eine gute Methode zur Trennung: Mit einem warmen Föhn (nicht heiß) langsam auftauen.
Mythos 8: Streusalz hemmt das Bremsverhalten
Stimmt. Denn Tauwasser und Streusalz legen sich wie ein dünner Film über die Bremsscheiben. „Wenn man dann voll in die Bremse steigt, kann es zu einem verzögerten Abbremsen kommen“, erklärt ADAC-Sicherheits-Experte Hubert Paulus. „Dann aber nicht vor Schreck von der Bremse gehen, sondern nochmals stark durchdrücken“, rät Paulus. Nur so lässt sich der Film von den Bremsscheiben lösen.
Übrigens: Schuld an dem Phänomen sind die beliebten offenen Alu-Felgen. Die sehen zwar gut aus, aber bei ihnen liegen die Bremsscheiben offen, sodass das Streusalz gut eindringen kann. Für den Winter sind deshalb geschlossene Stahlfelgen besser.
Mythos 9: Zugeschneite Straßenschilder gelten nicht
Von wegen: „Die Straßenverkehrsordnung gilt immer, auch im heftigsten Winter“, so Christian Buric vom ADAC. Außerdem lassen sich Straßenschilder trotz Schnees meistens gut an ihrer charakteristischen Form erkennen. Wer sich nicht dran hält, riskiert, wie sonst auch, eine Strafe.
Mythos 10: Winterreifen sind Pflicht
Stimmt in etwa. Wenn winterliche Verkehrsverhältnisse herrschen, sind entsprechende Reifen Pflicht. „Wer bei Glatteis oder Schneetreiben durch nicht angemessene Bereifung den Verkehr behindert oder einen Unfall verursacht, bekommt es mit der Polizei und womöglich mit seiner Versicherung zu tun“, warnt ADAC-Mann Christian Buric. Zulässig bei winterlichen Straßenverhältnissen: Winter-, Allwetter- oder Ganzjahresreifen mit dem M+S-Zeichen.
Das hat durchaus seinen Grund: Sommerreifen haben bei Schnee und Eis einen wesentlich längeren Bremsweg.
Mythos 11: Alle Schneeflocken haben dieselbe Form
Auf keinen Fall. „Keine Schneeflocke gleicht der anderen. Jede hat quasi ihren eigenen Fingerabdruck“, sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. In den oberen Luftschichten ähneln sie sich noch. Je mehr die Flocken durch die Luft gewirbelt werden und unterschiedliche Luftschichten passieren, umso mehr entwickeln sie ihre eigenen Formen. So wachsen sie mal bevorzugt an den Spitzen, dann wieder gehen sie in die Breite.
Mythos 12: Jede Kultur hat nur ein Wort für Schnee
Weit gefehlt. Das Volk der Inuit, das in Nordostkanada und Grönland lebt, und so die meiste Zeit des Jahres von Schnee umgeben ist, hat für die weiße Pracht gleich 15 unterschiedliche Wörter.
Die Begriffe geben meistens eine wesentliche Eigenschaft des Schnees wieder. Beispiel: Qanik heißt fallender Schnee, aputi heißt Schnee auf dem Boden und maujaq heißt weicher Schnee auf dem Boden.