Westeros. Nur noch ein paar Tage, dann heißt es: Helme auf, Schwerter raus, Schilde hoch. Am 15. April startet hierzulande die achte und letzte Staffel der TV-Fantasy-Serie „Game of Thrones“. Millionen Fans auf der ganzen Welt fiebern dem Finale entgegen: Wer erobert den „Eisernen Thron“? Besiegen die Menschen die gruselige Untoten-Armee der „Weißen Wanderer“?
Wer auch immer die letzte Schlacht gewinnt: Ein Sieger steht schon jetzt fest – es ist der zum Disney-Konzern gehörende US-Kabelkanal HBO. Das Fantasy-Epos nämlich beschert dem Sender Einschaltrekorde.
Und der Mega-Erfolg von „Game of Thrones“ belegt: Fantasy, vor einigen Jahren noch ziemlich tief in der Nerd-Ecke, ist längst im Mainstream angekommen. Und die Fans verbringen nicht bloß Zeit vor der Glotze. Sie kaufen Bücher und Spiele, Merchandising-Artikel oder Kleidung mit den Konterfeis ihrer Helden. Kurz: Fantasy ist ein Riesenmarkt!
Den Durchbruch brachte ein kleiner Knabe mit Nickelbrille
Ganz vorn dabei: „Game of Thrones“. Rund 30 Millionen Zuschauer verfolgten in den USA im Schnitt die Folgen der vorletzten Staffel. Nach Angaben des US-Branchendienstes Muso wurden die Folgen weltweit jeweils 180 Millionen Mal heruntergeladen oder gestreamt. Damit ist das Schlachtenepos die derzeit erfolgreichste TV-Serie der Welt. In Deutschland bescherte „GoT“ dem Bezahlsender Sky ebenfalls Traumquoten. Und all das dürfte jetzt noch mal getoppt werden: HBO ließ sich jede Folge des Serienfinals die Rekordsumme von 15 Millionen Dollar kosten. Spektakel ist also garantiert!
Warum aber fasziniert es so viele, wenn in meist mittelalterlichen Fantasiewelten Menschen und Fabelwesen miteinander ringen? Der Germanist Nathanael Busch von der Uni Siegen sieht das so: „Die Geschichten spiegeln immer etwas, das uns heute beschäftigt.“ Gerade „Game of Thrones“ scheint da erstaunlich gut zur realen Weltpolitik zu passen: Eine Bedrohungslage jagt die nächste, es gibt eine komplizierte politische Gemengelage, ungeliebte Verbündete und, auch das noch, eine hohe Mauer, die vor Eindringlingen schützen soll. Wer denkt da nicht an Donald Trump?
Harry Potter 450 Millionen Mal verkauft!
Den Durchbruch für Fantasy aber brachte wohl ein kleiner Knabe mit Brille: Harry Potter! Ende der 90er Jahre erschien der erste Band der Zauberlehrling-Saga. Bis heute wurden die Bücher weltweit rund 450 Millionen Mal verkauft und machten Autorin Joanne K. Rowling zur Milliardärin.
„Harry Potter hat dazu beigetragen, dass die Themen Magie und Fantasy auch in Deutschland nicht mehr belächelt wurden“, sagt Dirk Wiedenhaupt. Er muss das wissen: Wiedenhaupt ist Geschäftsführer der auf Fantasy-Fanartikel spezialisierten Elbenwald GmbH in Cottbus. Im Fahrwasser des Fantasy-Booms hat sich das Unternehmen vom kleinen Onlineshop zum Merchandising-Riesen mit 330 Mitarbeitern gemausert.
Online-Versender Elbenwald hat 15.000 Artikel im Sortiment
In 36 stationären Filialen in besten Lagen warten Schwerter aus „Game of Thrones“ neben Potter-Zauberstäben auf Käufer. Es gibt Hobbit-Pfeifen und Marvel-Kostüme, Spiele, T-Shirts, Tassen, Duschvorhänge. Insgesamt hat das Unternehmen 15.000 Fantasy-Artikel im Sortiment. Umsatz 2018: 40 Millionen Euro! Dabei profitiert Elbenwald von der hohen Markentreue der Fantasy-Fans. „Viele unserer Kunden sind mit ‚Harry Potter‘, ‚Star Wars‘ oder ‚Herr der Ringe‘ aufgewachsen, das ist Teil ihres Lebens geworden.“ Jüngst hätte zudem die Flut von hochwertigen TV-Serien den Fantasy-Markt nochmals verbreitert.
Ihre Identifikation mit einzelnen Helden oder Serien zeigen Fans dabei gern. „Wer ein T-Shirt oder Schmuck aus einer Serie trägt, will sich als Teil einer Community präsentieren.“ Manchmal treibt die Leidenschaft dabei seltene Blüten. Die „Game of Thrones“-Uhrenserie eines Luxusherstellers war rasch ausverkauft – zum Preis von 10.000 Euro pro Stück. Und für eine in Harz gegossene Nachbildung des Eisernen Throns, Symbol der Serie, zahlten Hardcore-Fans in den USA bereitwillig 30.000 Euro!
Auch bei Elbenwald in Cottbus tüftelt ein Team von Produktentwicklern täglich an neuen Fanartikeln. Manchmal, so Wiedenhaupt, ließen die von den Filmstudios vorab überlassenen Styleguides durchaus auch Rückschlüsse auf die weitere Handlung zu – auch bei „Game of Thrones“! Verraten aber dürfe er nichts. Und eins schwört er: „Ich hab auch keine Ahnung, wie’s ausgeht.“