Deutschland ist berühmt für sein Bier. Insgesamt setzten die bei uns ansässigen Brauereien und Bierlager im ersten Quartal 2014 rund 20,5 Millionen Hektoliter Gerstensaft ab – 2,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Bereits die Babylonier kannten 20 verschiedene Biersorten. Vermutlich brauen Menschen schon, seitdem es Getreide gibt. Und trotzdem: Um das Getränk brodeln einige unklare Gerüchte. AKTIV geht diesen im Folgenden auf den Grund – zusammen mit einem echten Bierexperten: Jürgen Witt, Geschäftsführer des Brauereiverbands NRW.
Mythos 1: Bier macht einen Bierbauch
Stimmt nicht. Denn das Bier allein ist keine große Kalorienbombe. Pro 100 Milliliter liegt es mit 42 Kilokalorien (Pils) bis 55 Kilokalorien (Doppelbock) bei den Getränken im guten Mittelfeld. Ein guter Merlot-Wein schlägt beispielsweise mit 80 Kilokalorien zu Buche, ein einfacher Traubensaft schon mit 60 Kilokalorien. Studien des Londoner University College zeigen, dass auch bei moderatem Langzeitkonsum des Gerstensaftes eine Fettleibigkeit nicht zwangsläufig ist. „Was allerdings stimmt, ist, dass Bier den Appetit anregt“, sagt Jürgen Witt vom Brauereiverband NRW. „Wer dann ordentlich beim Essen zulangt, der kann schnell zunehmen.“
Mythos 2: Bier auf Wein, das lass sein
Die alte Redensart stimmt nicht – übrigens auch nicht der Gegenpart „Wein auf Bier, das rat’ ich dir“. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Reihenfolge der Getränke einen Unterschied macht. Bier sollte bewusst genossen werden – das ist die Hauptsache“, sagt Jürgen Witt. „Wer zu viel oder zu viel durcheinandertrinkt, wird immer einen Brummschädel bekommen.“ Wer ein Glas Wein nach einem Bier trinkt, kriegt deshalb noch lange keinen Kater.
Mythos 3: Bier ist nichts für Sportler
Kommt ganz darauf an, wozu der Athlet nach dem Training greift: Alkoholfreies Bier ist nämlich sogar gut nach dem Sport. Es ist isotonisch, hat dieselbe Konzentration von Nährstoffen wie unser Blut. „So kann das Getränk rasch vom Körper aufgenommen und verwertet werden. Das gleicht den Flüssigkeitsverlust durchs Schwitzen schnell wieder aus“, erklärt der Bierexperte. Außerdem enthält es Kohlenhydrate, Eiweißbestandteile, Mineralstoffe und Vitamine.
Mythos 3: Bier ist nichts für Sportler
Kommt ganz darauf an, wozu der Athlet nach dem Training greift: Alkoholfreies Bier ist nämlich sogar gut nach dem Sport. Es ist isotonisch, hat dieselbe Konzentration von Nährstoffen wie unser Blut. „So kann das Getränk rasch vom Körper aufgenommen und verwertet werden. Das gleicht den Flüssigkeitsverlust durchs Schwitzen schnell wieder aus“, erklärt der Bierexperte. Außerdem enthält es Kohlenhydrate, Eiweißbestandteile, Mineralstoffe und Vitamine.
Mythos 4: In alkoholfreiem Bier ist doch etwas Alkohol
Stimmt. „Ein winziger Rest Alkohol ist auch im alkoholfreien Bier enthalten“, sagt Jürgen Witt. Ein Bier darf bei uns als „alkoholfrei” bezeichnet werden, wenn der Alkoholgehalt höchstens 0,5 Volumenprozent beträgt. „Sogar in Fruchtsäften sind Spuren von Alkohol enthalten. In Traubensaft dürfen sogar bis zu einem Volumenprozent enthalten sein. Die Mengen sind aber so gering, dass sie keinen physiologischen Einfluss auf den Konsumenten haben. Die meisten alkoholfreien Biermarken liegen unter dem vorgeschriebenen Höchstwert.“
Mythos 5: Bier kann nicht schlecht werden
Das stimmt. Krankheitserregende Stoffe entstehen auch nach Jahren über dem Mindesthaltbarkeitsdatum nicht – zumindest nicht, wenn die Flasche dicht ist. Aber: „Beim Bier gilt, je frischer, desto besser“, sagt der Bierexperte. „An das Mindesthaltbarkeitsdatum sollte man sich schon halten. Danach kann es schlicht und einfach sein, dass das Bier nicht mehr schmeckt.“
Mythos 6: Erwärmtes Bier hilft bei Erkältung
Klingt unappetitlich, stimmt aber. Das alte Hausmittel lindert Schnupfen dank seiner enthaltenen ätherischen Öle und Bitterstoffe. „Die haben einen stark beruhigenden und schlaffördernden Effekt“, sagt Peter Schieber von der Techniker Krankenkasse Bayern. „Die Bitterstoffe wirken antibakteriell und bekämpfen Krankheitserreger.“ Das Bier darf jedoch nicht über 40 Grad erwärmt werden, dann gehen die wertvollen Inhaltsstoffe kaputt. Auch hier gilt: Nur in Maßen trinken – ein Glas pro Tag reicht. Und für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren ist auch Bier in warmer Form tabu.
Mythos 7: Bier macht in der Sonne schneller betrunken
Das gilt nicht nur für Bier, sondern für jede Art von Alkohol. Durch das Schwitzen in der Sonne verliert der Körper Wasser, die Alkoholkonzentration im Blut steigt schneller, und das intensiviert das Betrunkenheitsgefühl. „Deshalb gilt besonders an heißen Tagen: Bier mit Bedacht genießen und es nicht übertreiben“, sagt Jürgen Witt.
Mythos 8: Bier macht die Haare schön
Tatsächlich sorgen Gerste und Hopfen für mehr Volumen im Haar. „Bier lässt sich quasi wie ein Sprühfestiger verwenden“, sagt Antonio Weinitschke vom Friseur- und Kosmetikverband NRW. „Einfach ein paar Spritzer Bier ins gewaschene Haar kneten und dann trockenfönen, schon haben die Haare mehr Halt. In der DDR hat man das früher oft gemacht.“ Riecht das nicht komisch? „Am Anfang schon“, sagt der Friseurmeister. „Aber nach kurzer Zeit verfliegt der Biergeruch.“ Eine komplette Haarwäsche mit dem Gerstensaft als Shampooersatz sorge für mehr Glanz im Haar. Einfach eine Handvoll Bier aufs nasse Haar auftragen, anschließend abspülen und wie gewohnt weiterfrisieren.
Mythos 9: In Deutschland gibt es nur Bier, das nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut wurde
Der Mythos stimmt nicht ganz. Das älteste, noch heute gültige Lebensmittelgesetz der Welt wurde 1516 in Bayern beschlossen. Demnach sollten nur Gerstenmalz, Hopfen und Wasser beim Brauen Verwendung finden. Später kam noch Hefe hinzu. „Deutsche Brauereien, die ihr Bier auch in Deutschland verkaufen, dürfen bis heute nur nach diesem Reinheitsgebot brauen“, erklärt Jürgen Witt. „Ausnahmen bilden die sogenannten ,besonderen Biere‘ wie etwa Light- und Weizenbiere, die von den Behörden extra genehmigt werden müssen.“ Sie dürfen aber auch nicht den Zusatz „nach dem Deutschen Reinheitsgebot“ tragen. Sind also – mit Ausnahme der „besonderen Biere“ – alle in Deutschland erhältlichen Biere rein? „Nein, denn diese Regelung gilt nicht für Brauereien aus dem EU-Ausland, die ihr Bier hier verkaufen. Sie können auch andere Inhaltsstoffe ins Bier geben. Allerdings brauen auch viele ausländische Hersteller nach unserem Reinheitsgebot.“
Mythos 10: Es gibt kein Bier auf Hawaii
Stimmt nicht. 1963 sang Paul Kuhn zwar den Schlager mit dem gleichnamigen Titel. Doch tatsächlich gibt es laut Witt über 100 Brauereien auf der Inselkette im Pazifik. Für ein gepflegtes Bier muss man also nicht zwangsläufig ins tschechische Pilsen verreisen, wie es Kuhn in seinem Lied vorschlägt.