Die Deutschen mögen es sauber in den eigenen vier Wänden. 4,8 Milliarden Euro gaben sie im vergangenen Jahr für Putz-, Reinigungs- und Waschmittel aus. Das wären fast 58,50 Euro pro Kopf. Statt auf die Pflegemittel aus Drogerie und Supermarkt setzen manche Menschen lieber auf die Tricks und Kniffe aus Großmutters Zeiten.

Doch was ist dran an diesen Putz-Mythen? An Babyöl, das Marmor wieder glänzen lässt, an Zeitungspapier zum Fensterputzen und Zahnpasta zum Silberreinigen? Zehn weitverbreitete Tipps hat der Experte Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel in Frankfurt für AKTIV unter die Lupe genommen:

Mythos 1: Dosenmilch entfernt Salzränder auf Lederschuhen

Da ist nichts dran, sagt Experte Glassl. „Dosenmilch hat keinerlei reinigende Wirkung für die Salze und Gerbstoffe, die die Schneeränder bilden.“ Diese Ränder behandelt man am besten mit flüssigen Schuhreinigern oder speziellen Entfernermitteln. Erst wenn das Leder wieder trocken ist, cremt man die Schuhe ein oder besprüht sie mit Imprägnierspray. Das bremst die erneute Verschmutzung.

Mythos 2: Weißwein hilft gegen Rotweinflecken

Das funktioniert schon, sagt Experte Glassl: „Mit Weißwein kann man frische Flecken von Rotwein verdünnen. Das geht aber genauso gut mit Wasser und ist dazu preiswerter.“ Glassl rät, den noch feuchten Rotweinfleck auf einem Teppich oder einer Tischdecke sofort mit Wasser zu beträufeln und die Flüssigkeit mit einem trockenen, farbechten Tuch aufzusaugen. Ist der Fleck bereits eingetrocknet, hilft ein Bleichmittel.

Mythos 3: Babyöl lässt Marmor wieder strahlen

Ja, das geht, weiß Chemiker Glassl. Das bringt schönen Glanz und lässt Wasser abperlen. Aber: „Das Öl zieht Staub gleichsam magnetisch an“, erklärt der Experte. „Marmor wird dadurch wieder schneller schmutzig.“ Man muss also häufiger reinigen. Besser ist es, Marmor mit einem neutralen Allzweckreiniger oder einem Küchenreiniger sauber zu wischen. Ist besonderer Glanz gewünscht, hilft ein Pflegemittel für Naturstein.

Mythos 4: Essig ist eine Allzweckwaffe im Haushalt

So vielseitig ist Essig nicht. Er ist zwar ein Wundermittel, um Geräte zu entkalken oder Flächen hygienisch sauber zu kriegen. „Jedoch kann das Haushaltsmittel nicht alles. Und manchmal ist Essig sogar schädlich“, warnt Glassl. So ist Essig zum Reinigen von Gesteinsoberflächen aus Granit oder Marmor „denkbar ungeeignet“, warnt der Chemiker. „Denn die Essigsäure kann sich in das Material hineinfressen und so die Oberfläche zerstören.“ Auch bei Kunststoffteilen, Rohren und Gummidichtungen ist Vorsicht geboten. Die Säure kann solche Teile angreifen. Vom Gebrauch in der Waschmaschine – etwa als Ersatz für den Weichspüler – raten Hersteller deshalb dringend ab.

Mythos 5: Mit Öl und Salz entfernt man Klebereste leichter

Stimmt nur teilweise. Die hartnäckigen Reste von Etiketten, Aufklebern oder Stickern auf Schränken oder Kacheln, die Schmutz regelrecht anziehen, lassen sich oft nur schwer entfernen. Glassl rät: „Versuchen Sie es zunächst mit Wasser und Seife oder Spülmittel und vorherigem Einweichen. Gehen die Klebereste damit nicht weg, reibt man sie zum Beispiel mit Speiseöl ein, lässt das eine Weile einwirken und geht nun mit dem Wischtuch ran.“ Besonders hartnäckige Klebereste bekommt man – unempfindliche Oberflächen vorausgesetzt – mit einem Lösungsmittel wie etwa Orangenöl, Nagellackentferner oder Reinigungsbenzin weg.

Mythos 6: Zeitungspapier poliert Fenster am besten

Falsch. Zwar saugt zusammengeknülltes Zeitungspapier überschüssiges Wasser gut auf. Doch weiße Kunststoffrahmen nehmen diese Form der Altpapiernutzung übel. Hier kann die Druckerschwärze abfärben. Das verursacht nur noch mehr Arbeit. Experte Glassl rät: „Wer seine Fenster absolut sauber und streifenfrei haben möchte, greift am besten zum Mikrofasertuch, zum guten alten Fensterleder oder zum Abstreifer mit Gummilippe.“

Mythos 7: Zahnpasta säubert schwarzes Silberbesteck

Silberbesteck oder -schmuck läuft mit der Zeit grau bis schwarz an. Das Silber reagiert dabei mit dem Schwefelwasserstoff aus der Luft. Gegen den entstehenden dunklen Film hilft weder langes Polieren noch die Spülmaschine. Und auch nicht so recht Zahnpasta. Ganz einfache Haushaltshelfer im Kampf gegen schwarz angelaufenes Silber sind Alufolie und Salz, erklärt Glassl: „Die Silberteile mit der Alufolie in einen Topf legen, heißes Wasser und je nach Wassermenge ein oder mehrere Teelöffel Salz dazugeben und einwirken lassen.“ Die Alufolie verfärbt sich dunkel, und das Silber glänzt wieder. Wem das zu umständlich ist, der kann sein Silberbesteck mit speziellen Putztüchern reinigen. Auch das bringt den Glanz zurück.

Mythos 8: Kaffeesatz reinigt den Grillrost super

Ganz falsch ist das nicht. Denn Grillschmutz ist sehr fetthaltig und oft stark verkrustet. Mit Kaffeesatz kann man den Belag durchaus entfernen, aber nur mit viel Kraft und Geduld. Hier helfen moderne Grillreiniger schon eher, erklärt Glassl: „Die enthalten neben schmirgelnden Substanzen spezielle Tenside und Basen zur Reinigung und lösen den schmierigen Schmutz ohne Mühe.“

Mythos 9: Frische Blutflecken entfernt man am besten mit Wasser

Stimmt. Ob Tischdecken oder Kittel – es funktioniert sehr gut, neue Blutflecken mit kaltem Wasser auszuspülen oder wegzureiben, bestätigt Glassl: „Je frischer der Fleck ist, desto besser funktioniert kaltes Wasser allein. Ein wenig Spülmittel oder Seife verbessert die Wirkung zusätzlich.“ Aber Achtung: Heißes Wasser darf dafür auf keinen Fall verwendet werden. Denn dadurch gerinnen die Eiweiße im Blut, und der Fleck wird hartnäckig.

Mythos 10: Zitronensaft bringt Backöfen und Mikrowellen zum Glänzen

Das funktioniert. Um in Backofen oder Mikrowelle Essensreste und Tropfspuren wieder wegzubekommen, stellt man eine feuerfeste Schale oder eine Lasagneform mit Zitronensaft und etwas Wasser hinein. Jetzt den Ofen oder die Mikrowelle so hoch stellen, dass das Zitronenwasser zu kochen beginnt und verdampft. Man lässt es eine Weile einwirken. Dabei weicht es die Verkrustungen auf. Einfach nur noch mit einem feuchten Tuch und eventuell etwas Spülmittel durchwischen. Schon glänzt es wieder. „Die eigentliche Reinigungswirkung“, erklärt Glassl, „dürfte aber vom heißen Dampf kommen.“ Bei lange festgebackenem Schmutz muss man allerdings schon eine Weile reiben.