Rät der Arzt zum teuren Zahnersatz, sollte man immer nachbohren, warum genau die vorgeschlagene Lösung am besten sein soll. Geht die Maßnahme über die Regelversorgung hinaus? Wenn ja, warum ist das nötig? Welche Materialien kommen zum Einsatz? Vielleicht genügt ja auch die schlichte Kassenleistung, weil die zu ersetzenden Zähne im Backenbereich liegen. „Zahnärzte mit Kassenzulassung müssen diese Kassenleistungen anbieten“, sagt Tanja Wolf von der Verbraucherzentrale NRW. „Implantate hingegen sind eine Privatleistung. Die Kasse bezahlt nur den Festzuschuss. Der Eingriff wird aber nach der privaten Gebührenordnung der Zahnärzte abgerechnet. Die Kosten sind dann – je nach Behandlungsumfang vier- oder sogar fünfstellig.“
Zweitmeinung einholen: Stimmt der Heil- und Kostenplan für das Zahnimplantat?
Wenn man sich aus optischen Gründen für die teurere Lösung mit Implantaten entscheidet, sollte man auch nachfragen, wie lange das Ganze halten wird. Manches Implantat hält nur zehn Jahre und muss dann erneuert werden. „Man sollte sich den vorgesehenen Eingriff in jedem Fall vom Zahnarzt genau erklären lassen, die Empfehlung hinterfragen und sich auch eine Zweitmeinung einholen“, sagt Bettina Sauer von der Stiftung Warentest. Bei der Erstellung des sogenannten Heil- und Kostenplans darauf achten, dass alles auch zu dem passt, was in der Beratung besprochen wurde. Am besten konkret nachfragen, ob noch Kosten hinzukommen können, rät die Expertin der Stiftung Warentest.
Den Heil- und Kostenplan seines Zahnarztes kann man auch zu einem anderen Arzt mitnehmen, genau wie Zusatzunterlagen und Röntgenaufnahmen, um eine Zweitmeinung für die vorgeschlagene Implantat-Behandlung einzuholen. Die ist für Kassenpatienten übrigens kostenlos und sollte auf jeden Fall genutzt werden, wenn einem das Angebot zu teuer vorkommt. Auch bei den meisten Krankenkassen kann man das Angebot von Experten prüfen lassen.
Genau hinschauen: Sind irgendwo Zusatzkosten versteckt?
Das ist in manchen Fällen möglich, zum Beispiel für den Aufbau von Knochen. Auch hinter dem Begriff Funktionsdiagnostik verbirgt sich oft ein Extraposten im Heil- und Kostenplan. Die sei bei der Behandlung einzelner Zähne aber oft nicht nötig, so die Verbraucherzentrale NRW.
Zahn-OP: Mit welchen Risiken muss man rechnen?
Wird der eingereichte Heil- und Kostenplan von der Krankenkasse bewilligt, gilt die Zusage für ein halbes Jahr. Der Eingriff ist keine leichte Aufgabe. Es wird eine Art Schraube in die Knochen des Kiefers gebohrt, an der der Zahnarzt das Implantat befestigt. Auf Risiken wie Entzündungen des Zahnfleisches oder des Knochens rund um das Implantat oder Probleme bei der Wundheilung, etwa wenn der Patient Diabetiker oder Raucher ist, muss der behandelnde Arzt seine Patienten hinweisen. Der Eingriff mit Implantaten erfordert Geschick und Übung. Spezialisiert dafür sind oft Oral- oder Kieferchirurgen und Zahnärzte mit Zusatzausbildung wie „Master of Implantology“. Theoretisch kann aber jeder zugelassene Zahnarzt ein Implantat einsetzen.
Teure Behandlung: Lohnt sich eine Zusatzpolice?
Viel Aufwand, hohe Kosten. Lohnt es sich da nicht, vorsorglich eine Zusatzversicherung für Zahnersatz abzuschließen? Versicherungen mit guten Leistungen kosten allerdings in der Regel mindestens 25 bis 35 Euro im Monat. „Die meisten Zusatzversicherungen sind im Prinzip Luxus“, sagt Julika Unger von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz. Das gilt auch für die Zusatzversicherung in Sachen Implantate und anderen Zahnersatz. „Verbraucher sollten immer Kosten und Nutzen abwägen.“ Wer also weiß, dass er problematische Zähne hat, kann Angebote einholen und vergleichen. Wer stets kerngesund zubeißen kann, für den lohnt sich das in der Regel nicht. Insgesamt, so die Expertin, sollte man darauf achten, welche Leistungen bis zu welcher Höhe erstattungsfähig sind. Und: Unbedingt intensiv die Versicherungs- und Tarifbedingungen lesen.
Bedingungen prüfen: Gibt es Wartezeiten oder andere Einschränkungen?
Viele gesetzliche Krankenkassen kooperieren mit privaten Zusatzversicherern und schnüren für ihre Kunden spezielle Versicherungspakete. Auch diese mit in den Angebotsvergleich der Zusatzversicherungen einbeziehen. Viele Zusatzversicherungen arbeiten mit Wartezeiten von bis zu zwölf Monaten, bis sie erstmalig in Anspruch genommen werden können. Es gibt aber auch Angebote, die man sogar noch abschließen kann, wenn die Zähne schon kaputt sind.
Eingriff im Ausland: Wird das von der Krankenkasse erstattet?
Schlechter muss die Behandlung dort nicht sein, aber man muss sich vorab genau informieren. „Klären Sie vor der Behandlung das Ob und Wie einer Erstattung durch Ihre Krankenversicherung. Für Zahnersatzbehandlungen gelten besondere Regelungen“, so die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz . Bei den Gesamtkosten darf man die Kosten für Fahrt, Unterkunft und Verpflegung vor Ort nicht vergessen. Eine der wichtigsten Fragen, die es vorab zu klären gibt: Was passiert, wenn nach dem Eingriff doch etwas nicht richtig sitzt? Kann man dann zu seinem Zahnarzt in Deutschland gehen, oder muss man wieder in die Klinik im Ausland? Das kann nämlich deutlich höhere Kosten verursachen als der Eingriff daheim.