Rinchnach / Kirchseeon / Immenstadt / Regensburg. Lange, kalte Nächte stehen wieder vor der Tür – die beste Zeit für Mystik und Aberglauben. Gerade in Bayern haben einige Traditionen überlebt, die dem Bösen in gruseligen Kostümen den Garaus machen sollen – Halloween auf bayerisch, sozusagen! Die Brauchtumspfleger laden vielerorts zu Festen ein.

Mit viel Lärm auf Wolfsjagd in Niederbayern

Vorsicht vorm Wolf! Bis etwa 1850 machten Hirten zum Schutz für das Vieh einen Höllenlärm. Beim Abtrieb von den Gebirgsweiden schnalzten sie mit langen Peitschen, den „Goaßln“, in die Luft und hängten ihren Rindern Kuhglocken um.

Dieses „Wolfauslassen“ erleben stets am 11. November zahlreiche Begeisterte in der Gemeinde Rinchnach im Bayerischen Wald – als einzigartiges Brauchtum weltweit. Zur „wildesten Nacht des Jahres“ treffen sich rund 600 Beteiligte und ziehen peitschend und scheppernd durch die Straßen. Dabei bringen die bis zu 20 Kilo schweren Glocken ihre Träger schon mal ordentlich ins Schwitzen.

rinchnach.de

Wilde Tänze gegen Unheil in Oberbayern

Ein überlieferter Spruch lautet: „So hoch, wie der Percht springt, so hoch wächst das Korn!“ Der Begriff „Percht“ steht seit dem 17. Jahrhundert für Masken aus Holz oder Fell. Sie flößten ordentlich Angst ein und sollten Dämonen, Krankheiten und Missernten bannen. Noch heute ziehen in Kirchseeon vom ersten Adventwochenende bis zum 6. Januar rund 70 Unholde von Haus zu Haus und führen wilde Tänze auf.

perchten-kirchseeon.de

Schaurige Weiber und grausige Gesellen im Allgäu

Die „Klausen“ in ihren Zottelfellen mit Hörnern und Geweihen poltern vom 4. bis 6. Dezember in Immenstadt im Allgäu umher. Auch Frauen machen als Bärbele beim Spukspektakel mit. Mit Moos und weiteren Naturmaterialien vermummen sie die Gesichter, um böse Geister zu verjagen. Alles Schmutzige und Unanständige kehren sie mit ihren Hexenbesen symbolisch zur Tür hinaus. Aber Vorsicht: Sie verteilen damit auch Hiebe. Treffen sie die Beine, bringt das allerdings Fruchtbarkeit und Glück im neuen Jahr.

oberallgaeu.de

Unheimliche Nächte in der Oberpfalz

Schaurig und mit allerlei Maskenspektakel geht’s rund um die Rauhnächte im Landkreis Regensburg zu. Als Rauhnächte bezeichnet man im Brauchtum die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und Dreikönig. Highlights in der Region sind der Thomaslauf durch die Regensburger Innenstadt, eine Rauhnachts-Schifffahrt und eine Nachtwanderung. Was hinter den Bräuchen steckt, verrät die Auftaktveranstaltung „Wos herkummt woas koana“, die am 2. Dezember in Adlersberg stattfindet.

doanagsindl.com